Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
Brandung, und das Summen in der Luft war wie der Atem der Götter.
Menschen oder Vampire und ein anderes Auto waren nirgendwo zu sehen.
Zum Meer hin verlief ein Geländer entlang der Straße, und dahinter waren nur Felsen, Wasser und das Labyrinth der Höhlen.
»Wir locken sie herauf.« Cian wies mit dem Kinn zum Abgrund. »Wenn wir zu ihr hinuntergehen, stecken wir in der Falle, mit dem Rücken zum Meer. Wir klettern besser hinauf und lassen sie dorthin kommen.«
Der Aufstieg über das nasse Gras und die rutschigen Felsen war mühsam.
An der Spitze der Landzunge stand ein Leuchtturm, der seinen Strahl in die Dunkelheit schickte.
Sie spürten beide den Angriff, bevor sie etwas sahen. Der Vampir sprang mit entblößten Reißzähnen hinter einem der Felsen hervor. Cian drehte nur leicht die Schulter, und er stürzte auf die Straße. Für den zweiten nahm er den Holzpflock, den er an seinem Gürtel stecken hatte.
Dann richtete er sich auf und wandte sich dem dritten Vampir zu, der sich vorsichtiger näherte als seine Gefährten.
»Sag deiner Herrin, Cian McKenna möchte mit ihr sprechen.«
Die Zähne der Kreatur leuchteten im Mondlicht. »Heute Nacht trinken wir dein Blut.«
»Oder du stirbst hungrig und von Liliths Hand, weil du ihr meine Nachricht nicht überbracht hast.«
Der Vampir verschwand.
»Möglicherweise warten oben noch mehr auf uns«, sagte Hoyt.
»Unwahrscheinlich. Sie hat sicher damit gerechnet, dass wir zu den Höhlen kommen, statt uns für Verhandlungen hier hinauf zu begeben. Das wird ihr gefallen, und deshalb kommt sie bestimmt.«
Sie kletterten weiter, bis sie die Stelle erreichten, wo Hoyt Lilith und dem Wesen, das sie aus seinem Bruder gemacht hatte, einst gegenübergestanden hatte.
»Dass wir genau diese Stelle ausgesucht haben, weiß sie sicher auch zu schätzen.«
»Es fühlt sich so an wie damals.« Hoyt steckte sein Kreuz unter sein Hemd, damit man es nicht sah. »Die Luft. Die Nacht. Das war früher einmal die Stelle, wo ich mit einem Gedanken die Macht heraufbeschwören konnte.«
»Hoffentlich kannst du es immer noch.« Cian zückte sein Messer. »Auf die Knie mit dir.« Er ritzte Hoyts Kehle auf und sah zu, wie das Blut aus dem Schnitt tropfte. »So.«
»Jetzt geht es um Entscheidungen.«
»Darum geht es immer. Wenn du gekonnt hättest, hättest du mich hier getötet.«
»Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich dich hier gerettet.«
»Nun, du hast beides nicht getan.« Er zog das Messer aus Hoyts Scheide und hielt seinem Bruder die beiden Klingen wie ein V an das Hals. »Knie dich hin.«
Hoyt gehorchte.
»Nun, was für ein schöner Anblick.«
Lilith trat in den Mondschein. Sie trug ein smaragdgrünes Gewand, und ihre offenen Haare flossen wie Sonnenstrahlen über ihre Schultern.
»Lilith. Wir haben uns sehr lange nicht gesehen.«
»Zu lange.« Die Seide raschelte, als sie sich bewegte. »Hast du den weiten Weg gemacht, um mir ein Geschenk zu bringen?«
»Ich will dir einen Handel vorschlagen«, korrigierte Cian sie. »Ruf deine Hunde zurück«, fügte er mit ruhiger Stimme hinzu. »Sonst töte ich erst ihn und dann sie. Dann hast du gar nichts.«
»Kraftvoll wie eh und je.« Sie machte eine Geste mit der Hand, um die Vampire zurückzuhalten, die neben ihr herkrochen. »Du bist reifer geworden. Als ich dir die Gabe verlieh, warst du nicht mehr als ein hübscher Welpe. Aber jetzt – ein geschmeidiger Wolf. Das gefällt mir.«
»Und doch immer noch dein Hund.« Hoyt spuckte die Worte förmlich aus.
»Ah, da kniet ja der mächtige Zauberer. Das gefällt mir auch. Du hast mich gezeichnet.« Sie öffnete ihr Kleid, um Hoyt das Pentagramm zu zeigen, das über ihrem Herzen eingebrannt war. »Es hat mir mehr als zehn Jahre lang Schmerzen bereitet. Und die Narben verblassen nicht. Das verdanke ich dir. Wie ist es dir gelungen, Cian, ihn hierher zu bringen?«
»Er hält mich für seinen Bruder. Das macht es leicht.«
»Sie hat dir das Leben genommen. Sie besteht nur aus Lügen und Tod.«
Cian lächelte. »Das liebe ich ja gerade an ihr. Ich gebe dir diesen hier für den Menschen, den du mitgenommen hast. Er ist nützlich für mich und mir treu ergeben. Ich möchte ihn zurückhaben.«
»Aber er ist viel größer als der hier. Das wird ein wahres Festmahl.«
»Er hat aber keine Macht. Er ist ein ganz gewöhnlicher Sterblicher. Ich gebe dir einen Zauberer.«
»Aber du beanspruchst den Menschen für dich.«
»Wie ich bereits sagte, er ist mir von Nutzen. Weißt du
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