Gründergeschichten
jedenfalls nicht gewesen, betont der Unternehmensgründer: eine Niederlage. »Das war kein Scheitern.
Genau an der Stelle, wo ich wusste, es macht keinen Spaß mehr, habe ich aufgehört. Scheitern ist: zu lange im Job bleiben,
an Sachen hängen, die nicht mehr motivieren, die dann auch nicht mehr so gut gemacht werden. Wir scheitern in Biotech, wenn
wir handwerkliche Fehler machen. Aber das haben wir nicht. Ich bin immer noch total stolz auf das Unternehmen.«
Wenn er allerdings damals gewusst hätte, dass der Aktienkurs nach dem Roche-Absprung so schnell wieder auf den ursprünglichen
Wert zurückkehren würde, hätte er seine Entscheidung noch einmal überdacht, räumt Olek heute ein. |37| »Aber bereuen? Gar nicht. Denn ich bin mit Phorms in etwas viel Spannenderes und Vielversprechenderes eingestiegen, und den
Zeitpunkt dazu hätte ich sonst verpasst.« Er ist sichtlich stolz auf sein Schulkonzept, dem die Medien bereits viel Aufmerksamkeit
gezollt haben. Die Berliner Phorms-Grundschule wird demnächst um ein Gymnasium ergänzt, die Anmeldelisten sind bereits voll.
In München entsteht gerade der erste Phorms-Ableger. »Wir haben etwas Gigantisches aufgebaut in den letzten Monaten hier.
Das erste Jahr war kritisch, aber jetzt haben wir eine tolle und wertvolle Marke. Vor allem ist die Sache mein Lebenstraum
– im Gegensatz zu ›Ich mache ein Biotech-Unternehmen, entwickle ein Produkt und lass das dann von einem Konzern vermarkten.‹
Das ist zwar gut für den Lebenslauf, aber das ist kein Lebenstraum. Diagnostik ist ja derartig trocken …«
Mit Kindern zusammenzuarbeiten sei da befriedigender. »Das ist ein Thema, da stehe ich mitten im Leben. Ich kann jetzt mit
jedem, der ein Kind hat, darüber reden, was ich mache.« Um dagegen seine Arbeit für Epigenomics zu erklären, habe er früher
mindestens eine halbe Stunde gebraucht.
Doch die Schule ist nicht das Einzige, über das Olek heute reden kann. Weil er noch nicht ausgelastet war, gründete er noch
eine Phorms-Tochter, an der er 25 Prozent hält: Uni-Phorms entwickelt Schuluniformen. Der Unternehmer in Olek hat da ein neues
Geschäftsfeld erspäht: Bislang gibt es auf diesem Gebiet lediglich mit dem Schullogo bedruckte T-Shirts. »Das ist doch eigentlich
schon recht armselig, da könnte man doch ein bisschen Grips reinstecken. Also haben wir gedacht: Wenn wir das eh für Phorms
machen wollen, gründen wir doch gleich eine Firma, die das auch für andere |38| anbietet.« Die erste Phorms-Kollektion ist jetzt fertig und geht in die Produktion. Mit Partnerschulen befindet man sich gerade
im Designprozess.
Aber damit ist aus seiner Sicht die Wertschöpfungskette Bildung noch lange nicht ausgereizt. So hat sich Olek auch etwas zum
Thema Bildungsfinanzierung einfallen lassen: Mit ein paar Investmentspezialisten will er am Kapitalmarkt Geld aufnehmen, um
damit in Bildungsfirmen zu investieren. Der Bedarf nach dieser Investmentmöglichkeit im Bildungssektor sei enorm: »Zahlreiche
Privatinvestoren signalisieren uns, in Phorms investieren zu wollen. Aber wir können natürlich nicht in eine kleine Schule,
die nicht börsennotiert ist, Scharen von Privatanlegern reinlassen. Also kreieren wir ein Finanzprodukt für Kleinanleger,
einen Fonds, der es ihnen erlaubt, in die Phorms-Idee zu investieren.« Getauft hat er das Vorhaben auf den Namen »Per-Phorms«.
Und dann gibt es noch eine weitere Idee, an der er mit einer kleinen Mannschaft im Keller seines geräumigen Hauses in Berlin-Lichterfelde
arbeitet. Viel will er darüber nicht verraten, nur, dass es um Online-Tools für Eltern gehen soll, die ihnen bei der nachmittäglichen
Betreuung ihres Nachwuchses helfen sollen. Der Name des Projekts: »In-Phorms«.
»Ja, ich habe mich beruflich ganz schön weiterentwickelt«, sagt Olek und grinst. »Aber das macht total Spaß und ist optimal
gelaufen. Nee, in einer Branche allein ist es langweilig.«
Roman Heflik
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|39| »Unsere Kunden sind nicht nur die Grün-Wähler«
LichtBlick – die Zukunft der Energie GmbH & Co. KG
Als endlich der Strommarkt liberalisiert wurde, waren sie die Anbieter
der ersten Stunde: Frühzeitig setzte die Hamburger Firma LichtBlick
auf das Thema »saubere Energie« und verkaufte »grünen« Strom,
lange bevor es den entsprechenden Trend gab. Als der Markt ansprang
, war das Unternehmen um Vorstandschef Heiko von
Tschischwitz vorbereitet und startete durch. Ein Bericht
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