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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Prioritäten zu setzen, und die ›conventional wisdom‹
     – ich weiß jetzt gar nicht, wie man das auf Deutsch sagt –, die konventionelle Weisheit ist einem scheißegal.«
    Auch dafür ist er diesem Mathelehrer dankbar. Neulich rief er Klaus-Peter Haupt sogar einmal an und sagte ihm: »Ist ja schon
     mal interessant, dass bei einem Lehrer zwei erfolgreiche Unternehmer aus dem Unterricht hervorgehen. Es war eben ein richtig
     guter Lehrer, einer der sich kümmert, der ein Lernziel hat, die Probleme einzelner Schüler erkennt und verschiedene Lernstile
     abdecken kann. Ich glaube, solche Leute fehlen in den Schulen; Leute, die den Schülern nicht nur Wissen sondern Denken beibringen
     und sich auch sonst engagieren. Film-AG, astronomischer Arbeitskreis, Herr Haupt war einfach selbst aktiv.«
    In Leipzig hat Lukasz Gadowski viele junge Leute kennen gelernt, die ähnliche Dinge noch in der alten DDR-Schule durchlaufen
     oder zumindest deren Auswirkungen erlebt haben. Einige waren auf naturwissenschaftlichen Gymnasien, »alles Leute, die was
     leisten wollten, und das dort auch konnten.« – und die jetzt natürlich bei Spreadshirt arbeiten. So direkt sagt er das nicht,
     aber fast klingt das wie eine Zwangsläufigkeit.
    »Die Leute denken immer, alles im Osten war schlecht, |128| Aber das naturwissenschaftliche Bildungssystem war zum Beispiel viel besser. Das kann man auch an den volkswirtschaftlichen
     Kurven von Kuba oder China sehen: Wo der Sozialismus regiert, geht die Bildung rauf, und die Gesundheit auch. Klar hatten
     und haben die Probleme mit Freiheit und so weiter. Aber es war nicht alles per se schlecht.«
    »Wir brauchen mehr unternehmerisch denkende Politiker«, sagt er und könnte sich vorstellen, »dass jemand wie Frau Merkel schnell
     frustriert ist. Keine Ahnung, wie groß deren Handlungsspielraum wirklich ist. Aber auf der anderen Seite können die doch auch
     nicht aus ihrer Haut und ihre ganze Geschichte vor der Politik einfach hinter sich lassen, eigentlich müssten die viel radikaler
     sein.«
    Einem Radikalunternehmer wie Lukasz Gadowski ist jeder willkommen, sofern er nur etwas anfangen, gründen, unternehmen will:
     »Die sollen ruhig zu mir kommen, selbst wenn sie noch keine Idee haben, Hauptsache: sie haben das Zeug dazu, das irgendwie
     rüberzubringen. Ideenfindung ist ja teilweise auch ein strukturierter Prozess, den kann man auch gemeinsam machen. Was aber
     oft der Engpass ist, auch bei vielen Gründern mit an sich guten Ideen, ist die Unternehmerpersönlichkeit.«
    Das sagt er auch auf der Veranstaltung in Hamburg. Spätestens da sind alle Leute im Saal wieder wach: Hat er das gerade wirklich
     gesagt: Jeder kann kommen? Auch ohne Idee? Er nutzt die Verblüffung für eine kleine Werbepause und auf der Powerpoint-Wand
     hinter ihm erscheint eine Stellenanzeige: »Erfahrene Marketingmitarbeiter«, sucht er zurzeit, »außerdem immer nach Investitionsmöglichkeiten
     und neugierigen Leuten, die an Erfolg interessiert sind.«
    |129| Wer ist das nicht? Viele kritzeln seine E-Mail-Adresse ab.
    Seit Mitte 2005 investiert Lukasz Gadowski in andere junge Unternehmen und nutzt die verbleibende Zeit seines Vortrages über
     »Me-Business« konsequent für Eigenwerbung und das, was er stolz »mein Portfolio« nennt. Dabei legen nun auch seine eigenen
     Augen noch ein paar Lux an Begeisterung zu, während sich die Zuhörer ihre ungläubig reiben.
    Sein erstes Engagement als Geschäftsengel und Geldgeber war
Hitflip
, eine Online-Plattform, die sein Studienkollege Jan Miczaika mitgegründet hat und auf der die angemeldeten User DVDs, Musik-CDs
     und Hörspiele tauschen können. Gadowski sitzt bei
auto.ki
mit im Boot, einer Seite für Autonarren, die dort ihre Lieblinge präsentieren und über Oldtimer fachsimplen, bei
smava
, wo sich ganz normale Leute gegenseitig Geld leihen und er neulich eine schöne Suchanzeige gelesen habe, die sinngemäß etwa
     so lautete: »Brauche Geld für super Geldanlage!«
    Ein anderes Projekt heißt
dawanda
und ist ein Online-Marktplatz für selbst gebastelte Dinge und lauter andere Einzelstücke, an die Gadowski glaubt, »weil der
     Trend nun einmal dazu geht, dass die Leute etwas Einmaliges haben wollen.« Von ihm steckt außerdem Geld in der Plattform
amiando
, die im Internet das Einladungsmanagement für Veranstaltungen übernimmt. »Ein Superteam«, lobt er, das habe er schon an den
     Lebensläufen erkannt, »lauter Ausnahmemenschen, schon in jungen Jahren im

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