Gründergeschichten
ein paar Monate später auch hier. Meist sind ihre größten Erfolge sogar kaum getarnte Kopien.
Aber niemand schämt sich dafür, solange es eben Erfolge sind.
In seinen Blogs (
www.lakattack.com
auf Englisch und
www.gruenderszene.de
auf Deutsch) begrüßt Lukasz Gadowski die Leser mit einem globalen »Hello world!« und verspricht »Tipps und Informationen sowie
meine generellen Erkenntnisse und Ansichten zum Thema Gründung und Unternehmertum«. Vor allem zeigt er dort gern Videointerviews
mit anderen Gründern, meistens die, bei denen er sich selbst engagiert oder investiert hat. Alles scheint »Me-Business« zu
sein, man promotet sich im Kreis. »Gewinnen wird der, der am besten vernetzt ist«, sagt er.
Seit Rupert Murdoch in den USA für das Selbstdarstellungsnetzwerk MySpace 580 Millionen Dollar bezahlt hat, gelten die neuen
Community-Netze als ähnliche Goldesel wie früher E-Mail-Anbieter oder Suchmaschinen, nur dass man |133| Zielgruppen und Verbraucher nicht einmal mehr suchen oder mit Spam überschwemmen muss. Freiwillig und zum Teil hemmungslos
präsentieren sich dort oder auch auf StudiVZ die Nutzer, outen ihre Daten und Geschmäcker, ihre Sehnsüchte und Kontakte. Bisheriger
Höhepunkt der Jagd auf den nackten Verbraucher war der Verkauf der Videoplattform YouTube, für die Google 1,35 Milliarden
Dollar in Aktien bezahlte, obwohl dort eigentlich nur Jugendliche selbst gedrehte Filme einstellen. Als Werbeplattform schien
das selbst gebastelte Clip-Fernsehen trotzdem interessant genug.
Oft erinnert der neue Goldrausch an die späten 90er Jahre: Auch damals gab es jeden Tag neue Hoffnungen, neues Geld, neue
Rekorde, aufgeblasene Pioniere und jede Menge »Me-Business«. Lukasz Gadowski hatte seinerzeit noch kein Geld, um es in der
Blase verpuffen zu lassen. Aber die nachhaltige Skepsis, die auch er ab und zu spürt, perlt bei ihm ab wie unerwünschte Werbemails
in einem Spamfilter:
»Ich bewege mich ja in einem Umfeld, das in dieser Beziehung relativ gut informiert ist, insofern habe ich da vielleicht auch
eine selektive Wahrnehmung. Sicher gibt es Leute, die viel weiter weg sind von den neuen Produkten und dem ganzen Umfeld.
Aber das krieg ich dann gar nicht mehr so mit.«
»Müssen wir Angst vor einer neuen Blase haben?«, fragt Lukasz Gadowski und beantwortet die Frage ohne zu zögern selbst: »Ja«,
»Web2.0 zeigt ähnlich übertriebene Tendenzen wie der erste Internetboom.« Ständig entstünden neue Netzwerke, für Eltern, Sport,
jede Nische sei schon mehrfach besetzt. Auch von Spreadshirt gibt es inzwischen ungefähr zehn Kopien, und es würden höchstens
anderthalb übrig bleiben, »also Spreadshirt und noch ein kleines.« Wahrscheinlich |134| werde es ähnlich ausgehen wie bei Ebay oder Google: »The winner takes it all.«
Doch dann legt er ein »Nein« nach und ist wieder ganz der Web2.0-Guru, nach dessen Visionen und Geheimnissen alle lechzen
und der mit seinem Selbstbewusstsein manchmal hart an der Grenze zur Überheblichkeit entlangschlingert: »Es ist ja nicht so
schlimm, wenn von sieben Mütternetzwerken sechs wieder verschwinden – oder auch sieben.«. Meist bekommt er die Kurve mit einem
Gag und entschuldigt sich sogleich grinsend für die kleine unkorrekte Spitze gegen interaktive Windelerfahrungen: »Egal, ob
es schiefgeht – die Leute lernen immer etwas dabei. Scheitern ist heilsam.«
So objektiv, wie es seine Verstrickung in die neue Internetszene erlaubt – er selbst nennt es Vernetzung – versucht Gadowski
übersteigerte Erwartungen einerseits zu bremsen und verteidigt die Entwicklung und all ihre Auswüchse genau so vehement: Den
ungeheueren Preis für StudiVZ zum Beispiel, ohne dass die Seite vorher einen Cent Umsatz gemacht hat, dabei aber anfällig
gegen Datenspione ist und massenweise Beschwerden der Nutzer über Ausfälle produziert.
»Zeigt mir ein junges Unternehmen, wo alles sofort perfekt läuft, oder eine Seite, die vor Hackern wirklich sicher ist.« So
fertigt er Bedenkenträger bedenkenlos ab, und wenn gar jemand klagt, zu viel Unternehmerrisiko könnte am Ende Arbeitsplätze
kosten, sagt er trocken: »Um einen Job zu verlieren, muss man zunächst einmal einen schaffen.«
»Erfolgsstorys wie StudiVZ oder Spreadshirt sind einfach wichtig«, sagte er, »Leute, die aus dem Studium heraus oder kurz
danach wirklich Großes geschafft haben. Das ist das, was wieder andere Leute inspiriert. Das ist in erster
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