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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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auf sein
     Lieblingsthema aus, »das deutsche Unternehmertum«.
    »Ich bin ein großer Fan von Unternehmertum und der Meinung, dass Deutschland auf diesem Feld riesigen Nachholbedarf hat. Deshalb
     waren auch die Auswirkungen nach dem Platzen der ersten Internetblase hier besonders extrem: Da hat man gleich wieder alles
     verteufelt und fast gar nichts mehr gegründet oder finanziert. Die Polen zum Beispiel, die kenne ich ja auch ein bisschen,
     sind viel unternehmungslustiger. Deutsche sind da leider nicht mehr so ambitioniert und oft |125| viel zu risikoscheu, gerade auch die, die das Zeug zum Unternehmer hätten: Die gehen dann lieber in die Beratung.«
    Über das Berater-Unwesen spottet er gern. Ihn stört die Beamtenmentalität in vielen etablierten Firmen und dass hierzulande
     jeder mit einer Ich-AG schon als Unternehmer gilt, als wäre das ein Risiko: »Es ist ein großer Unterschied zwischen sich selbstständig
     machen und Unternehmer sein. Selbstständig ist jemand, der sich seinen eigenen Job schafft, vielleicht noch zwei, drei andere
     oder auch zehn. Aber der Hauptzweck ist, sich seinen eigenen Arbeitsplatz zu schaffen. Ein Unternehmer dagegen hat einen anderen
     Anspruch. Er will viele Arbeitsplätze schaffen, er will die Sache richtig groß machen. Das ist ein anderes Ziel, ein Unternehmen
     zu bauen, das auch unabhängig vom Gründer funktionieren kann. Das kleine Unternehmen eines Selbstständigen ist immer abhängig
     von ihm, auf ihn ausgerichtet. Wenn der Arzt weg ist, braucht er auch die Assistentin nicht mehr. Wenn ich von einer Straßenbahn
     überfahren werde, muss Spreadshirt trotzdem funktionieren. Es darf nicht sein, dass dann 300 Leute ihren Arbeitsplatz verlieren.«
    Wenn er sich Bewerber anschaut, egal ob für einen Job bei Spreadshirt oder als Business-Angel, interessieren ihn Geschäftsideen
     und Noten erst in zweiter Linie. Wissen will er vor allem: »Wie sind die Persönlichkeiten? Was haben die schon gemacht? Die
     müssen noch nicht viel erreicht haben, aber sie müssen aktiv gewesen sein. Ich würde auch in einen 20-jährigen investieren,
     wenn er schon nebenbei viel gemacht hat zu Schulzeiten. Hat er zum Beispiel Sport gemacht oder nur am Computer gespielt? Was
     war während des Studiums los, wie zielstrebig war das? Die Leute müssen nicht gute Noten |126| haben, aber wenn sie schlechte haben, müssen sie das begründen können. Wenn sie zum Beispiel in einer Partei engagiert waren
     oder begeistert bei der Schülerzeitung oder bei ›Jugend forscht‹ – wann immer einem etwas wichtiger war als pures Lernen –
     dann ist das eventuell ein Unternehmertyp.«
    Offenbar war das bei ihm selbst ähnlich: »Ich war ein schlechter Schüler, ein klassischer Fall von Unterforderung. Man macht
     nicht mit, fängt an zu stören, tut so, als wäre einem alles egal: Noten brauche ich nicht, weil ich darüber stehe.«
    Damals war das cool. Nicht irgendeine Leistung galt was, »sondern Klamotten, Party machen, das sind die Sachen, an denen sich
     orientiert wurde.« Heute sieht er das als einen Mangel an Leistungskultur, der in den Schulen beginnt und in der Volkswirtschaft
     verheerende Folgen hat.
    »Es gab kaum Leistungsdruck bei uns, außer bei ein paar Lehrern, die eine Ausnahme waren. In Sozialkunde mussten wir zum Beispiel
     ständig Referate halten, das hat auch Spaß gemacht, bei so was war ich dann gut. Oder in Physik. Ich hatte die paradoxe Situation,
     in Physik 15 Punkte zu haben und in Mathe nur einen.«
    Andere belassen es dabei oder schieben es allein auf den Lehrer. Gadowski wollte auch nie ein Streber sein, aber als er merkte,
     dass er für Mathematik »nicht gerade veranlagt war und das Zeug irgendwann einfach nicht mehr konnte«, wurde er von selbst
     aktiv. »Ich hatte in der Mittelstufe einen richtig guten Mathelehrer. In der zwölften Klasse dachte ich dann: ›Okay, du hast
     nie aufgepasst, musst ein bisschen was aufholen, setzt dich einfach noch mal zwei Stufen tiefer rein, um das zu lernen‹. Ich
     bin also freiwillig zu Jüngeren in den Matheunterricht |127| gegangen, und da habe ich dann auch Ehssan Dariani kennen gelernt.«
    Man könnte sagen: Allein die paar Stunden freiwillige Nachhilfe haben ihn ein paar Millionen reicher gemacht, aber so lässt
     das Lukasz Gadowski nicht gelten. Angeblich verbindet ihn mit Dariani, dem späteren Gründer von StudiVZ, nicht nur Geld, sondern
     vor allem das, was in seinen Augen Unternehmertypen auszeichnet: »Der Mut,

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