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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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War dabei gewesen, als ein Straftäter gewaltsam befreit wurde.
    Warum nur hatte er sich auf dieses abgekartete Spiel eingelassen?
    Hatte Ricarda bloß mit ihm geschlafen, um ihn zu benutzen?
    Damit sie einen Idioten hatte, der das Fluchtauto fuhr?
    Die Reifen quietschten, als er Gas gab, um sie zu suchen und zur Rede zu stellen.

26
    Schanzenviertel, Hamburg
     
    Klopfen. Keine Reaktion von innen. Und auch zwei Stunden später war kein Lebenszeichen zu hören, als er in einem zweiten Anlauf wieder vor der Wohnung der Kommune stand.
    Er legte sein Ohr leise an die Tür.
    Als wäre drinnen alles auf stumm geschaltet.
    Draußen schwirrte die Luft vom Sound des Szene-Viertels.
    Unschlüssig mischte sich Mondrian unter die Flaneure, die in der Nachmittagssonne über das Schulterblatt spazierten, Musik im Ohr oder Gelächter auf den Lippen. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich ließ er sich auf den Stuhl eines Lokals auf dem »Galão-Strich« sinken, wie Insider die Straße inzwischen nannten, aber diesmal schmeckte sogar der helle portugiesische Kaffee leicht abgestanden. Mürrisch musterte er das Leben, das an ihm vorbeizog, und suchte den Strom der Passanten nach den Gesichtern der Kommune ab, so aussichtslos ihm das auch vorkam.
    Wohin waren sie verschwunden?
    Wer hatte mitgemacht bei der Befreiung des Franzosen?
    Und lag Ricarda jetzt gerade mit diesem Depp im Bett?
    Irritiert bemerkte Mondrian, wie sich ein giftiger Stich in seine Wut mischte. Eifersucht. Er konnte nicht anders, er fragte sich immer wieder, ob sie jetzt gerade mit ihrem früheren Lover zusammen war. Und nachdem er eine ganze Weile auf dem harten Sitz hin und her gerutscht war, kippte er entschlossen den letzten Schluck aus der Tasse hinunter. Noch ein Versuch, noch einmal zu ihrer Wohnung.
    Es dämmerte bereits, als er sich wieder auf den Weg machte. Als er in ihre Straße einbog, sah er eine Silhouette, die ihm bekannt vorkam. Aus dem Hauseingang schlurfte eine leicht gebeugte Gestalt mit schlohweißem Haar. Das Gesicht konnte Mondrian aus der Ferne nicht erkennen, aber er war sich sicher, dass es sich um Ullrich Brandtner handelte, den Professor vom Kongress. Vielleicht war er gerade von der Kommune gekommen oder aus der Wohnung gegenüber. Hatte mit Leuten dort gesprochen oder gestritten. Mondrian meinte, ein Kopfschütteln zu erkennen, als ein Lichtschein auf das weiße Haupt fiel.
    Für einen Moment überlegte er, ob er den greisen Politologen ansprechen und ihm ein paar Fragen stellen sollte. Immerhin hatte der Vermerk des Verfassungsschutzes ihn als »Mentor« der Gruppe um Ricarda Walde eingestuft. Welchen Einfluss hatte der ehemalige Professor, als Marxist bekannt, in der militanten Szene? Lieferte er die ideologische Rechtfertigung für die Morde? Oder sogar mehr, Ideen für Anschläge vielleicht?
    Doch es war zu spät, als Mondrian ihn mit schnellen Schritten einzuholen versuchte. Brandtner stieg gerade in einen dunklen Wagen, schlug die Tür zu und brauste aus seiner Parklücke heraus. Mondrian lief zu seinem eigenen Auto zurück, das in einer Verbotszone stand, riss den Strafzettel unter dem Scheibenwischer weg und nahm die Verfolgung auf.
    Die roten Rücklichter waren schon um die nächste Ecke verschwunden, aber Mondrian entdeckte sie wieder, als er selbst um die Kurve bog und beschleunigte. Er schlängelte sich um Autos, die in zweiter Reihe hielten, und achtete darauf, dass ihn andere Autos abschirmten, während er aufholte. An einer roten Ampel am Gorch-Fock-Wall kam er schräg hinter Brandtners Wagen zum Stehen. Ein grüner Jaguar, wie er unter der Straßenbeleuchtung feststellte, älteres Modell, nicht unbedingt das, was man bei einem Sozialisten erwartete.
    Die grüne Karosse glitt die Esplanade entlang und passierte die Lombardsbrücke über die Alster, um weiter Richtung Stadtmitte zu steuern. Als Mondrian sich schon fragte, wie lange er im Windschatten seines Vordermanns bleiben konnte, ohne aufzufallen, bog Brandtner in den Johanniswall ein, parkte seinen Wagen und verschwand im Gebäude der Innenbehörde. Auf Schirras Etage brannten noch Lichter. Was hatte Brandtner dort zu tun?
    Zwischen hupenden Wagen klemmte sich Mondrian in eine Parklücke, um die Tür im Auge zu behalten. Ein paar Schauertropfen perlten auf die warme Motorhaube, und die Innenscheiben fingen an zu beschlagen. Er wischte den feuchten Film weg und beobachtete, wie die Fenster in dem Bau gegenüber nach und nach dunkel wurden. Es

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