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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Kreuz nahm er den Abzweig nach Lüneburg, und auch dort ging er bloß kurz auf hundert Stundenkilometer runter, exakt an der Stelle, von der er wusste, dass dort eine Radarfalle stand. Als er auf die Bundesstraße nach Dannenberg bog und beschleunigte, nahm er sein Handy vom Nebensitz und wählte, die Augen nur halb auf der Fahrbahn, die Nummer von Bruno Wunder.
    »Moin, Bruno. Schnell, ehe die Verbindung wieder weg ist …«
    »Wo bist du denn?«
    »Im Tiefflug über Norddeutschland.«
    »Und da kannst du telefonieren, aus der Maschine?«
    »Ja, jedenfalls so lange, bis ich wieder in einem Funkloch lande. Gibt hier nicht übertrieben viele Handymasten an der Straße. Dafür umso mehr Blitzer. Sag mal eben, habt ihr Neues über das gekidnappte Mädchen?«
    »Mal sehen«, antwortete Wunder und suchte irgendetwas, »gerade lief eine frische Meldung über den Ticker. Der Wagen der Entführer ist gefunden, in einem Waldweg wenige Kilometer vom Tatort. Natürlich leer …«
    Ein Rauschen. Die Verbindung drohte abzubrechen. Aber hinter der nächsten Anhöhe war Bruno Wunder wieder zu hören.
    »… müssen in ein anderes Auto umgestiegen sein … sind immer noch auf der Flucht …«
    Mondrian musste scharf ausscheren, weil ein Lastwagen vor ihm bremste. Sein Wagen geriet ins Schlingern.
    »Hat dir das die Sprache verschlagen?«, fragte Wunder.
    »Nicht wirklich.« Ein wütender Blick zum Fahrer des Lkw, der stur geradeaus schaute. »Ich hätte bloß fast eine Wildsau gerammt.«
    »Du hast ja so was von Glück, dass du draußen bist. Hier im Laden ist Ausnahmezustand. Fast alle aus dem Ressort sind noch auf der Piste wegen des ICE-Horrors, und die Übrigen rennen hektisch durcheinander. Was machst du in Gorleben?«
    »Keine Ahnung. Kann ja mal probieren, an die Eltern des Mädchens ranzukommen. Bin bestimmt der erste Journalist, der dort klingelt. Danke jedenfalls, Bruno. Leg dich wieder hin.«
    Einen Moment dachte Mondrian neidisch an die Liege aus schwarzem Leder, die Wunder irgendwann bei Nacht und Nebel in sein Büro geschmuggelt hatte und jetzt gelegentlich für ein Nickerchen hinter geschlossener Tür nutzte. Seine aufkommende Müdigkeit verflog, als er bei Grippel die Elbe ereichte und die letzten Kilometer schnurgerade durch den Wald auf Gorleben zuraste.
    Die Hauptstraße des lang gezogenen Dorfs mit seinen geduckten Klinkerhäusern lag so wenig belebt und träge da wie immer. Doch hinter dem Abzweig nach Lüchow, der zum eingezäunten Zwischenlager mit seinen riesigen Hallen führte, sah er den Pulk.
    Vor einem schmucken Landhaus mit glänzenden Ziegeln drängten sich Neugierige, die von Polizisten an einer Absperrung zurückgehalten wurden. Kreuz und quer waren die Wagen von Fernsehstationen und Radiosendern auf dem Bürgersteig abgestellt. Mondrian musste wenden und parkte seinen Audi neben dem alten Fachwerkbau, den die Atomwirtschaft zu einem teuren Infozentrum ausgebaut hatte. Nicht nur Gelder, sondern auch Angestellte des nahen Nuklearkomplexes hatten die Gemeinde erobert, dachte er, während er neu gebaute Häuser musterte. Er schob sich durch die Menschentraube, die auf ein umgestürztes Fahrrad am Straßenrand hinter der Absperrung starrte, und verfolgte, wie Beamte des Bundeskriminalamts danebenknieten und mit Pinzetten Spuren sicherten.
    Schnell entdeckte er auch Daffner und machte sich durch einen Wink bemerkbar.
    »Die üblichen Verdächtigen«, sagte der Kommissar, während er Mondrian mit einer Kippe unter dem Schnäuzer begrüßte.
    »Mit den üblichen Fragen«, bestätigte Mondrian und musterte die Journalisten rundum, die ihre Mikrofone und Aufnahmegeräte in Stellung brachten.
    »Und der üblichen Antwort«, grummelte Daffner. »Dass wir noch keine Spuren haben. Offiziell jedenfalls.«
    »Gar nichts?«
    »Vergiss es. Ein paar Lacksplitter, die von dem Lieferwagen abgesprungen sein könnten, als er das Fahrrad des Mädchens gerammt hat. Kinder wollen das beobachtet haben. – Angeblich war das Mädchen sonnabends um diese Zeit immer unterwegs zu ihrem Pferd im Reitstall. Aber das alles hilft uns auch nicht wirklich weiter, weil die Entführer längst in eine andere Karre umgestiegen sind …«
    Er kratzte sich am Hals und zog Mondrian ein ganzes Stück weg von den anderen.
    »… höchstens eine Sache, die du dir mal ansehen könntest.«
    Während er eine Wolke aus Zigarettenqualm zurückließ, führte er Mondrian zu einem abseits geparkten Einsatzwagen, in dem zwei Beamte an Laptops

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