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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Mondrian in seinem Loft noch unruhig hin und her. Er kam der Antwort nicht näher. Die Fragen hämmerten bloß umso dumpfer durch sein Hirn.

27
    Samstag, Morgen
     
    Betreff: professor
     
    Empfangen: 03:01 uhr
     
    brandtner erledigt. keine besonderen probleme, stille version. wird nichts mehr über den hintergrund erzählen. polizei in wohnung, prüft suizid.
    aktion 3 auf keinen fall stoppen. der kampf ist an einem kritischen punkt. die zukunft von atom ist noch längst nicht entschieden. druck erhöhen.
     

28
    Dorfstraße, Gorleben
     
    Der schrille Ton zerrte ihn aus dem Niemandsland. Es hatte keinen Zweck, auf den Wecker einzuhauen. Das Geräusch kam von woanders, von seinem Handy, das ein paar Meter entfernt lag. Er hatte vergessen, es auszuschalten, als er endlich auf den Futon gesunken war. Leider.
    »Hello, this is your wake-up call!« Eine vertraute Stimme, unangenehm wach und so nah, als käme sie aus einer Hotelrezeption zwei Stockwerke tiefer.
    Mondrian schluckte einen pelzigen Geschmack hinunter. »Hört sich nicht gerade wie ein netter Weckruf an«, brummte er und rieb sich die Augen. »Eher wie der große böse Rolf.«
    Er wusste genau, dass Marc Rolfes sich immer ärgerte, wenn jemand mit seinem Namen spielte. Warum hatte er ihn auch so früh angerufen, nachdem er endlich in einen traumlosen Schlaf gedriftet war?
    »Hier ist ja auch nicht die Tussi vom Empfang, sondern dein Ressortleiter«, schnarrte der Cop, »und bei mir ist es jetzt Viertel vor neun!«
    »Mhm.«
    »Schon Nachrichten gehört oder ins Netz geschaut?« Rolfes wartete gar nicht erst auf die Antwort. »Deine grünen Freunde haben wieder zugeschlagen.«
    »Meine grünen Freunde?« Mondrian wurde langsam wach.
    »Die Truppe aus der Schanze, von der du erzählt hast. Ein neuer Anschlag, wie es aussieht.«
    »Und wo?«
    »Los jetzt, komm endlich in die Gänge. Breaking news auf allen Kanälen.« Der Chef der Task-Force wurde immer unwirscher. »Du brauchst nicht erst in die Redaktion zu kommen. Beweg deinen Arsch schnellstens dahin, wo’s brennt.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis das iPad zum Leben erwacht und n-tv zu sehen war. Mit einem Schlag verstand er, warum Rolfes so nervös war. Ein Foto zeigte eine Dorfstraße, die mit rot-weißem Band abgesperrt war. Davor Polizisten, die Schaulustige in Schach hielten. Darunter stand die Textzeile:
    »Gorleben: Tochter eines Atommanagers gekidnappt«.
    Einen Augenblick später erschien ein Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm. »Hier die jüngsten Meldungen vom neuen Attentat der Grünen Armee Fraktion. Heute früh zwischen sieben und acht Uhr wurde im niedersächsischen Gorleben ein sechzehnjähriges Mädchen auf offener Straße entführt. Augenzeugen beobachteten, wie es unweit des Hauses seiner Eltern in einen Lieferwagen gezerrt wurde. Das Fahrzeug fuhr danach mit hoher Geschwindigkeit davon. Die Polizei hat den Tatort inzwischen abgesperrt, eine sofort eingeleitete Ringfahndung blieb bisher erfolglos. Bei der Entführten soll es sich um die Tochter eines leitenden Angestellten des nahen Erkundungsbergwerks handeln, das als Atomendlager vorgesehen ist. Offenbar war das Opfer auf dem Weg zu einem Reitstall. Inzwischen ist im Internet eine Erklärung aufgetaucht, in der sich die sogenannte Grüne Armee Fraktion zu der Tat bekennt …«
    Mondrian stellte den Ton leiser und fuhr sein Powerbook hoch. Nach wenigen Klicks hatte er die Botschaft in einem anarchistischen Portal gefunden. Das Logo mit der Maschinenpistole vor dem Hanfblatt, dazu diesmal das geflügelte schwarz-gelbe Zeichen, das vor radioaktiver Strahlung warnte. Und in großen schwarzen Lettern:
     
    NIEMAND IST SICHER, DER UNSER LAND UNSICHER MACHT. HEUTE MORGEN HABEN WIR DIE TOCHTER EINES ATOMMANAGERS IN EIN ZWISCHENLAGER TRANSPORTIERT. VON DER ATOMMAFIA HÄNGT ES AB, OB SIE IN EIN ENDLAGER ÜBERFÜHRT WIRD. KEINE WEITERE ERKUNDUNG DES SALZSTOCKS IN GORLEBEN! NIE WIEDER CASTOR-TRANSPORTE! SCHLUSS MIT DER LÜGE VOM ATOMAUSSTIEG, ALLE AKW ABSCHALTEN, ENDGÜLTIG UND SOFORT!
    GRÜNE ARMEE FRAKTION
    KOMMANDO FINAL COUNTDOWN
     
    »Final countdown«? Hatte er nicht vorgestern erst mit der blonden Angel über diesen Song gesprochen?
    Und über »Final Castor«?
    War das nicht die Version gewesen, die die Leute aus der Kommune voller Wut gebrüllt hatten, als der letzte Behältertransport an ihnen vorbeigezogen war?
    Nach ein paar Händen kalten Wassers im Gesicht war Mondrian auf der Autobahn Richtung Hannover. Am Maschener

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