Gruene Armee Fraktion
jetzt ausflippen und Selbstjustiz üben«, fluchte Daffner, während sich ein Krankenwagen mit Blaulicht seinen Weg zu der Verletzten bahnte. »Wenn wir diese Arschlöcher von der GAF nicht bald festnehmen, wird demnächst im ganzen Land Jagd auf Ökos gemacht!«
Sie beobachteten, wie Maria in den Rettungswagen geschoben und der Schläger abgeführt wurde. Daffners Handy klingelte; er entfernte sich ein paar Schritte, damit er unbelauscht sprechen konnte.
Mondrian verfolgte, wie er immer wieder gegen einen Laternenpfahl trat und wild gestikulierte. Dann nickte Daffner ein paarmal heftig, als könnte man das am anderen Ende der Verbindung sehen.
Als er zurückkam, hatte sich etwas in seinem Gesicht verändert. Seine Züge waren härter geworden. Erst schwieg er, aber Mondrian wusste, dass noch etwas kommen würde, als er in die Ferne schaute.
»Morgen früh ist Aufschlag. Fünf Uhr. In Hamburg«, sagte er schließlich. »Die Adresse kennst du ja.«
Das Wetter war umgeschlagen. Ein paar Regentropfen fielen auf Mondrians Stirn.
Sie fühlten sich an wie die Vorboten eines Gewittersturms.
29
Samstag, Nacht
Betreff: zwischenlager
Gesendet: 22:17 uhr
mädchen sicher unter verschluss. narkose überdosiert, aber nicht letal. versorgung sichergestellt. bald entscheidung nötig, was mit ihr an tag 2 passieren soll.
30
Kommune, Schanzenviertel
Die Gesichter waren von Sturmhauben verdeckt. Die Visiere der Helme heruntergezogen. Die dunklen Gestalten bloß Schemen in der Straßenschlucht.
Aber die Nacht war nicht mehr so schwarz, dass man die Männer und Frauen in den Kampfmonturen nicht hätte ausmachen können, die mit ihren automatischen Waffen an den Häuserwänden entlangschlichen, immer auf der Suche nach Deckung. Fast geräuschlos waren sie aus den abgedunkelten Mannschaftswagen gestiegen, mit schusssicheren Westen gepanzert. Jetzt huschten sie von Eingang zu Eingang, bis sie das Haus mit dem Graffito erreichten. Dort hob der Einsatzleiter den Arm zu einem Stopp.
Mit leisem Kommando schickte er das erste Team an die Rückseite des Gebäudes, um eine Flucht durch Hintertüren zu vereiteln. Eine zweite Gruppe dirigierte er über ein benachbartes Grundstück in den Innenhof. Den Sturmtrupp zur massiven Vordertür führte er selbst an. Kaum ein Laut war zu hören, als ein Spezialist das Schloss öffnete. Im dunklen Treppenhaus tastete sich der Trupp bis zum vierten Stock hoch. Vor der Wohnung, an der »Mily Tanz« stand, sammelte er sich, bis über ein Funkgerät die vereinbarten Signale kamen. Alle Abteilungen, auch die Präzisionsschützen auf dem Dach gegenüber, waren auf Position.
»Großer Schlüssel«, befahl der Einsatzleiter flüsternd und zeigte auf eine eiserne Ramme. »Go!«
Mit einem dumpfen Knall krachte der Rammbock gegen die Wohnungstür. Das Holz splitterte, das Schloss gab nach, die Tür flog nach innen. Mit gezogenen Pistolen stürmten die SEK-Polizisten in den lichtlosen Flur. Die Strahler an den automatischen Waffen tanzten über Wände und Decken, als sie in die Zimmer eindrangen und Blendgranaten zündeten.
»Polizei! Keine Bewegung!« Mit ihren schweren Stiefeln traten sie alles zur Seite, was ihnen im Weg stand. In Sekunden verwandelte sich die Wohnung in ein Schlachtfeld.
Speedy, im ersten Zimmer, war so überrascht, dass er augenblicklich im Liegen überwältigt werden konnte. Ein Zwei-Meter-Mann warf sich auf ihn und kniete sich auf seine Arme, sodass er sich nicht mehr rühren konnte.
Karsten, der ein Zimmer weiter lag, versuchte sich zu wehren. Richtete sich auf und holte zu einem Faustschlag aus. Doch er konnte nur noch nach Luft schnappen, als er im selben Moment einen Tritt in den Magen und einen Waffenknauf gegen den Schädel bekam. Sein Kopf schien zu explodieren. Von den Blutspritzern wurde sogar Angel neben ihm getroffen. Ungläubig und stumm hob sie die Hände. Eine Beamtin riss sie so heftig an den Haaren von der Matratze hoch, dass sie vor Schmerz schrie.
Nebenan flogen Blumentöpfe gegen die Wände. »Ihr Faschisten-Schweine!«, brüllte Edda. Einen Moment später war sie mit einem Knebel zum Schweigen gebracht.
Auch Gandhi erntete nur ein kurzes Gelächter, als er mit dünner Stimme »Peace!« rief und sich in den Lotossitz retten wollte. Sein halber Altar ging zu Bruch, als zwei Spezialpolizisten seine Götterfiguren samt Räucherstäbchen zur Seite kickten und ihn gegen die Wand pressten. Die Arme auf den Rücken gebunden, wurde er ins
Weitere Kostenlose Bücher