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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Mittelzimmer geschoben, wo schon Youssef und Lara in Handfesseln neben einem umgestürzten Bücherregal lagen.
    Aus Alex’ Raum drang wütendes Knurren und Bellen, vermischt mit den Geräuschen von Tritten und Schlägen.
    »Die Waffen weg!«, schrie er immer wieder in Panik. Dann krachte ein gedämpfter Schuss.
    »Scheißköter«, schimpfte eine männliche Stimme. Alex brach in ein hohes Winseln aus. Mit Tränen in den Augen wurde er zu den anderen Gefesselten gestoßen, während beißender Pulverdampf durch die Wohnung zog.
    Nicht einmal fünf Minuten waren vergangen, als der Einsatzleiter die Zentrale rief. »Zielpersonen sicher«, sagte er in das Headset seines Funkgeräts. »Wir kommen jetzt raus.«
    Mit routinierten Griffen wurden die Festgenommenen aufgerichtet und nebeneinander an eine Wand gestellt. Jeder bekam eine blickdichte Haube über den Kopf gestülpt.
    »Ey, was soll das, ihr Fucker?«, rief Speedy, die Bubi-Stimme halb erstickt.
    Die Beamten packten die Gefesselten an den Armen und schoben sie von Absatz zu Absatz die Treppe hinunter. Wenn jemand ins Straucheln geriet, rissen sie ihn wieder hoch und zerrten ihn vorwärts. Draußen fuhren Gefangenentransporter mit Blaulicht vor, von Polizisten mit Maschinenpistolen geschützt.
    Speedy war der Letzte, der aus der Wohnung der Kommune geführt wurde. Er versuchte, sich gegen die Trümmer des Türrahmens zu stemmen, aber zwei Riesen in Kampfmontur hoben ihn an den gefesselten Armen einfach in die Luft und schleiften ihn Stufe für Stufe bis auf die Straße. Wie in einem spastischen Anfall schüttelte er seinen Kopf so ruckartig, dass die Haube herunterrutschte. Ehe die Beamten sie wieder über sein Gesicht zerren konnten, hatte er Mondrian entdeckt, der nur drei Schritte entfernt von ihm zwischen Polizisten stand, um den Einsatz zu beobachten.
    »Fick dich, Alter, hast du uns doch verraten!«, stieß Speedy hervor und schoss einen hasserfüllten Blick auf Mondrian ab. Dann spuckte er ihm ins Gesicht.
    Sekundenbruchteile später traf ihn ein Faustschlag auf der Brust.
    In aller Frühe war Mondrian von seinem Loft in der Speicherstadt zum Schanzenviertel gefahren, voll betankt mit Kaffee. Gegen halb fünf Uhr waren plötzlich alle Laternen in der Straße der Kommunewohnung erloschen, dann hatte sich sein Mobiltelefon verabschiedet. Ein untrügliches Zeichen, dass bald etwas passieren würde. Die Polizei hatte die Funknetze in der Nähe abschalten lassen, damit niemand eine Warnung weitergab.
    Doch die Mannschaftswagen konnten sich nicht unbemerkt nähern, obwohl sie ohne Scheinwerfer fuhren. Mondrian hatte das leise Brummen der Motoren gehört und sich in einem Hauseingang schräg gegenüber dem Graffito versteckt. Beobachtete, wie die bewaffneten Teams heranschlichen. Sah, wie Schatten mit Maschinenpistolen in den Hof und in das Haus vordrangen. Minuten später waren dumpfe Geräusche und Schreie zu hören gewesen, hinter den Fenstern im vierten Stock flackerte Licht auf.
    Unter den misstrauischen Blicken der Beamten, die um das Haus postiert waren, hatte er sich dem Eingang genähert. Eigentlich fürchtete er, dass er gleich wieder zurückgeschickt werden würde, obwohl er seinen Presseausweis vorweisen konnte. Aber inzwischen rückten auch andere Journalisten an, vor allem Fotoreporter mit umgehängten Kameras. Offenbar waren sie gezielt informiert worden, damit es Bilder von der Razzia gab.
    Sie hatten nicht lange warten müssen. Im ersten Morgenlicht wurden die Festgenommenen durch ein Spalier von Uniformierten geführt, als würden Verurteilte zur Hinrichtungsstätte geleitet. Wagen mit vergitterten Fenstern standen mit laufenden Motoren bereit, um sie im Schutz einer Motorrad-Eskorte abzutransportieren. Die SEK-Beamten packten fest zu, als sie die vermummten Gefesselten vor sich herstießen.
    Im Blitzlichtgewitter erkannte Mondrian die massige Gestalt von Alex. Die zarte Figur von Angel. Eddas Springerstiefel und eine spindeldürre Gestalt, die Gandhi sein musste. Der runde Schädel von Karsten zeichnete sich unter einer Haube mit einem Blutfleck ab, unter einer anderen lugte der Bart des Marokkaners hervor. Zuletzt kam ein hampelnder Junge, dem die Vermummung vom Gesicht glitt.
    Mondrian konnte nicht schnell genug reagieren, als Speedy mit seiner Spucke auf ihn zielte. Der Fausthieb schoss wie ein Reflex aus ihm, ehe ihn ein Arm nach hinten zog.
    »Treffer?«, fragte eine Stimme, die er sofort wiedererkannte. Schirra.
    Bevor Mondrian sich umdrehte,

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