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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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von undefinierbarem Alter, der Mondrian mit seinen runden Brillengläsern auf der schmalen Nase an einen Vogel erinnerte. Umständlich rückte er das klobige Gestell zurecht. »Unsere Spezialisten erstellen seit einigen Monaten persönliche Profile der Verdächtigen. Aber Sie wissen ja, dass wir unsere Erkenntnisse normalerweise nicht weitergeben dürfen, aus verfassungsrechtlichen Gründen …« Er peilte über seine schwarzen Brillenränder hinüber zu Bussung.
    Der nickte.
    Der Geheimdienstdirektor drückte ein paar Tasten auf seinem Computer. »Also, mit Einverständnis des Staatssekretärs gebe ich Ihnen einen kurzen Überblick über die Mitglieder der Grünen Armee Fraktion, die vor vier Monaten in Hamburg im Umfeld der Roten Flora entstanden ist.«
    Er steckte einen Datenstick ein und beamte ein Foto von Speedy auf einen Großbildschirm. »Stefan Ahlers, zwanzig Jahre alt, Gründungsmitglied der Gruppe. Computerexperte mit Kenntnissen über Abhörtechniken. Neunundzwanzig Verfahren wegen Urheberrechtsverletzungen. Sie wissen schon, Raubkopien von Musik und Spielfilmen.«
    Ein Klick, und eine Aufnahme von Alex vor einem Hundegehege erschien. »Alexander Wiegold, fünfundzwanzig, arbeitsloser Krankenpfleger. Militanter Tierschützer mit Verbindungen zur Animal Liberation Front in Großbritannien. Verdacht der versuchten Tötung.«
    »Versuchte Tötung?«, fragte ein BKA-Mann. »In unseren Akten ist das nicht drin.«
    »Vertrauliche Angaben einer Quelle. Danach war er an einem Brandanschlag auf den Leiter eines Tierlabors beteiligt. Allerdings gab es keine Beweise, die für ein Strafverfahren ausreichend gewesen wären.«
    Der nächste Klick. Ein Bild von Karsten und Angel auf ihrem Matratzenlager, mit Bewegungsunschärfe.
    »Die eindeutige Pose kommentiere ich nicht«, unterbrach er aufkommendes Gelächter, »das ist jedenfalls unser Pärchen. Der Mann mit der Glatze heißt Karsten Görlitz, zweiundzwanzig. Früher Betonbauer und zeitweise rechtsgerichteter Skin, bevor er zur Antifa wechselte. Bei einem Racheakt hat er einen NPD-Mann so verprügelt, dass der mehrere Knochenbrüche erlitt. Was er bei Gesprächen über seine Vergangenheit gern verschweigt …«
    Ein gezielter Blick über den Tisch zum anderen Ende, der einen Moment auf Mondrian haften blieb.
    »Und rechts die Dame ist Eva Jörgensen, dänische Staatsbürgerin, einundzwanzig, eher eine labile Natur.«
    »Soll was bedeuten?«, fragte die Bundesanwältin etwas unwirsch.
    »Sie wurde offenbar von ihrem Vater missbraucht und ist später von ihrer geschiedenen Mutter weggelaufen. War Trebegängerin, bevor sie zu der Hamburger Gruppe stieß. Und dieser Herr hier …«
    Er beamte ein Foto von Gandhi auf den Bildschirm.
    »… hat eine lange Drogenkarriere hinter sich. Robert Schimpf, schon etwas älter …«
    »Neununddreißig«, half ihm ein Assistent, »laut einem forensischen Gutachten schizoid.«
    »Sie sehen, meine Damen und Herren, wir haben schon eine hübsche Mischung hier. Ergänzt durch die fünfundzwanzigjährige Edda Kowalke, lesbisch …«
    Eine Aufnahme der Stoppelhaarigen beim Gärtnern.
    Danach ein verschwommenes Porträt von Lara.
    »… und das ist die zweiundzwanzigjährige Lara-Marie Pechstein, früher mal bei Amnesty International, ehe sie sich linksradikalen Atomkraftgegnern anschloss. Dazu kommt noch ein marokkanischer Staatsbürger namens Youssef Zakardi, eine Randfigur, die offenbar erst vor Kurzem zu der Gruppe gestoßen ist.«
    Das Foto auf dem Bildschirm zeigte den Bärtigen in einem zerschlissenen hellen Gewand.
    »Den Höhepunkt habe ich mir natürlich für den Schluss aufgehoben.« Der Verfassungsschutzdirektor lehnte sich selbstzufrieden zurück, während alle das Bild der Frau vor der Graffito-Faust anstarrten, das Mondrian auch auf seinem Handy hatte. »Ricarda Walde, die Anführerin. Siebenunddreißig Jahre, Vater Chilene, Mutter deutsch, Spitzname Gypsy. Studierte Biologin und eindeutig Wortführerin der Gruppe. Im Gegensatz zu den anderen dort weiß sie, wovon sie spricht.«
    Er projizierte ein anderes Bild von Ricarda auf den Bildschirm, auf dem sie jünger aussah und kurze Haare trug. »Hier bei einer Sitzung des Weltklimarats. Dort war sie mal freie Mitarbeiterin.«
    Ein weiterer Klick. »Hier mit einem marxistischen Professor, der als Vaterfigur für den extremistischen Nachwuchs galt …«
    »Ullrich Brandtner«, ergänzte Schirra, »er hat sich inzwischen das Leben genommen. Offenbar hat er sich dafür

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