Gruene Armee Fraktion
Frühstück Anabolika verzehrt.
» Congratulations , Jonas, dass du dich an die richtige Bande herangemacht hast!« Sein kumpelhafter Schlag auf Mondrians Schulter war so hart, als gehörte er noch zum Training. »Mit diesem Pfund können wir eine geile Inside-Geschichte hinlegen, die kein anderer hat.«
Der Cop schaute auf seine Uhr und packte ihn am Arm. »Komm mit nach oben in die Konferenz.«
Über zwei Treppen stiegen sie zum Glaskasten in der obersten Etage des Media Tower, wo die übrigen Ressortleiter bereits um den Mahagonitisch vor der Panoramascheibe saßen. Rolfes eilte zu seinem Platz und dirigierte Mondrian auf einen Stuhl in seiner Nähe. Die Gespräche verstummten, als der Chefredakteur hereinkam, den Verlagsgeschäftsführer und den Artdirector im Schlepptau.
»Keine Frage, Terror ist das Top-Thema dieser Woche«, sagte Kai Grosser, noch während er sich in seinen Ledersessel sinken ließ, und fixierte den Task-Force-Leiter. »Wie weit seid ihr mit euren Recherchen? Wie gut sind wir aufgestellt?«
»Sensationell«, sagte Rolfes, und der Stolz war unüberhörbar, »wir haben jede Menge Fotos von den ICE-Opfern und jetzt auch noch Bilder der entführten Anna-Lena, auf Klassenfahrt und bei einem Grillfest in ihrem Garten. Aber noch besser: Wir haben auch die Täter. Der Kollege Mondrian war im Hauptquartier der Grünen Armee Fraktion. Und zwar vor dem SEK.«
Er drehte sich um und schaute Mondrian an. »Er ist der einzige Journalist, der es geschafft hat, einen Kontakt zu der Gruppe aufzubauen, bevor sie verhaftet wurde …«
Anerkennendes Klopfen auf die Tischplatte.
»… und er war viele Stunden mit der Bande zusammen. Deswegen können wir das Innenleben der Gang erzählen.«
»Gebongt. Ich will alles über diese Verbrecher wissen«, sagte Grosser. »Was für Spinner sind das? Worüber haben sie geredet? Wie sah es bei denen unter dem Sofa aus? Welche Drogen haben sie genommen?«
»Wer hat wen gevögelt?«, schlug jemand von hinten vor.
»Und in welcher Position?«, fiel jemand aus der zweiten Reihe ein.
»Schluss jetzt damit.« Grossers sonore Stimme übertönte das aufkommende Getuschel. »Das Porträt dieser Wahnsinnigen muss jedenfalls das Hauptstück des nächsten Hefts werden. Dazu stellen wir die Schicksale der Opfer, eine Analyse der politischen Folgen, vielleicht noch ein Expertengespräch mit einem Psychologen …«
»Wir haben bereits einen Entwurf für den Titel«, unterbrach der Artdirector. Er hielt ein Blatt mit einem Totenkopf auf einem Marihuana-Blatt hoch. In Großbuchstaben stand darauf: »ALARMSTUFE GRÜN«.
»Moment mal.« Alle Köpfe drehten sich zur Leiterin des Moderessorts an der Seite des Tischs. »Ihr habt davon natürlich mehr Ahnung als ich, aber geht das nicht ein bisschen weit, so ein pauschaler Rundschlag? Heizen wir damit nicht Vorurteile gegen alle an, die grün denken? Und machen auch noch Stimmung gegen die grüne Partei?«
»Deine Sympathien für die Ökos kannst du jedenfalls im Augenblick knicken«, sagte Grosser zu Vanessa von der Heyde. Er griente so, dass man ihm die Schadenfreude anmerkte. »Die sind in Blitzumfragen schon abgestürzt.«
»Obwohl sie sich ausdrücklich von der Grünen Armee Fraktion distanziert haben«, sagte Politikchef Riesling, »von allen gewaltsamen Aktionen … mit Ekel und Abscheu … und so weiter«, las er aus einer Presseerklärung vor. »Aber es hilft ihnen nichts. Das Klima im ganzen Land steht auf der Kippe. Gerade kam eine Meldung, dass ein lokaler Grünen-Politiker in Dresden mit einer Eisenstange niedergeschlagen wurde. Verdacht auf Schädelbruch. Da macht sich eine Pogrom-Stimmung breit, die ersten Rufe nach Todesstrafe werden laut.«
»Ich verstehe das Ganze noch nicht richtig«, sagte Vanessa von der Heyde unbeirrt. »Was sind die Motive der Terroristen? Warum tun Grüne so etwas überhaupt? Sie sind doch überall im Aufschwung. Sie sitzen in Regierungen, haben hervorragende Umfragewerte. Die Atomindustrie ist schwer angeschlagen, und die noch laufenden Kernkraftwerke sollen nach und nach abgeschaltet werden. Da ist es doch mehr als kontraproduktiv, wenn durch solche perfiden Anschläge die Stimmung gegen Grün kippt.«
»Das zeigt einzig und allein, wie irrational die Attentäter denken«, antwortete der Politikchef, der wie immer etwas belehrend klang. »Wahrscheinlich genügt der schrittweise Ausstieg den Fundamentalisten nicht. Sie wollen offenbar einen schnellen Endsieg über ihren
Weitere Kostenlose Bücher