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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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besitzen ein Netz von Unterstützern, das über Hamburg hinausgeht, mit Verbindungen bis ins Wendland …«
     
    »Und hier vielleicht, die Seite dreizehn«, unterbrach der Anwalt erneut und ließ Mondrian einen Blick auf ein Blatt werfen, auf dem »Komplex Gorleben« stand.
     
    … Gerade weil weitere Castor-Transporte anstehen, wollten wir unbedingt auch in Gorleben eine Aktion machen. Wir wussten, dass in dem Ort Manager der Atomanlagen wohnen, und haben gezielt nach ihren Angehörigen Ausschau gehalten. Wir wollten so den wunden Punkt dieser Leute treffen, die unserer Meinung nach seit dreißig Jahren über die Interessen der örtlichen Bevölkerung hinweggehen. Nachdem wir das Mädchen mehrfach auf ihrem Weg zum Reitstall beobachtet hatten, immer am Sonnabend, kamen wir überein, sie zu entführen und zu narkotisieren. Robert Schimpf, sein Spitzname ist Gandhi, hat dazu eine Spritze mit Heroin vorbereitet …
     
    »Und das ist der Schluss«, drängte Zambrotta. Er hielt Mondrian die letzte Seite hin.
     
    Weitere Angaben, auch zu unseren Unterstützern, werde ich später machen. Ich bin jetzt erschöpft und bitte um eine Unterbrechung der Vernehmung. Ich erkläre ausdrücklich, dass ich damit einverstanden war, in eine andere Haftanstalt verlegt zu werden. Sollten die Mitbeschuldigten von meiner Aussagebereitschaft erfahren, muss ich um mein Leben fürchten.
    Selbst gelesen, genehmigt und unterschrieben.
     
    Darunter Speedys gekritzelter Schriftzug, die Namen zweier BKA-Beamter und der Vermerk, dass die Vernehmung um zwei Uhr sieben geschlossen wurde.
    »Starker Tobak, was?« Zambrotta nahm das Protokoll und legte es zurück auf seinen Schreibtisch.
    Mondrian nickte. Er hatte das Gefühl, dass er erst einmal an die Luft musste. Durchatmen. Seine Gedanken sortieren, die Purzelbaum schlugen.
    Mit einer jovialen Geste geleitete ihn Zambrotta zur Tür. »Sie sollten sich prestissimo entscheiden, ob Sie Interesse an den Papieren haben. Sonst müsste ich wohl mit Ihrer Konkurrenz Kontakt aufnehmen.«
    Mondrian hörte wieder Klaviermusik, als er sich verabschiedet hatte und das Treppenhaus hinunterstieg. Diesmal noch beschwingter als vorher, in Dur. Offenbar hatte Dr. Carlo Zambrotta kein Problem damit, Aussagen eines Mandanten hinter dessen Rücken weiterzugeben, während der im Knast saß.
    Auf der Straße schaltete Mondrian sein Handy ein.
    »Und?« Die Spannung in der Stimme des Cops war nicht zu überhören.
    »Ein Knaller.« Mondrian berichtete, was er gelesen hatte. »Ein umfassendes Geständnis, schwarz auf weiß.«
    »Dann kaufen wir das Zeug also so schnell wie möglich?«
    »Sollten wir wohl. Zambrotta droht schon, mit der Konkurrenz zu dealen. Aber …«
    »Was, aber?«
    »… das Ganze klingt eigentlich fast zu schön, um wahr zu sein. Ich habe den Jungen anders erlebt, der würde niemals so reden.«
    »Natürlich nicht. Du weißt doch, dass solche Aussagen immer in Bullendeutsch wiedergegeben werden.«
    »Trotzdem. Es hört sich so perfekt an, dass es mich irgendwie misstrauisch macht.«
    »Was soll das denn jetzt wieder heißen?«, fragte Rolfes genervt. »Ich dachte, du dichtest jetzt endlich los.«
    Mondrian zögerte.
    Dann hatte er einen Entschluss gefasst.
    »Ich glaube das nur, wenn Speedy es selbst noch mal bestätigt. Und wenn er mir noch mal ins Gesicht spuckt. Ich versuche, den Jungen so schnell wie möglich im Knast zu besuchen.«
    Er hörte Rolfes’ Flüche nicht mehr, weil er die Verbindung schon unterbrochen hatte, als er in seinen Wagen einstieg.
    Und er sah auch nicht den Schatten, der von hinten kam und die Beifahrertür aufriss.

35
    Niendorf, Hamburg
     
    »Fahr los!«
    Mondrian war zu überrascht, um zu reagieren.
    »Fahr schon los, du Wichser!«, kommandierte Jean-Claude Chevalier, der sich auf den Nebensitz geworfen hatte und die Tür zuschlug.
    Obwohl er sich die langen Haare zu einem dünnen Zopf gebunden hatte und seine schmalen Augen hinter einer überdimensionalen Sonnenbrille verbarg, erkannte Mondrian den Franzosen sofort wieder.
    »Ich bin nicht das Taxi für Knastausbrecher«, sagte er, als die Schrecksekunde vorbei war. »Sofort raus!«
    Wut stieg in ihm hoch. Hass auf den Kerl, der mit Ricarda Walde am Ohlsdorfer Friedhof einfach sein Auto gekapert hatte. Auf den Möchtegern-Piraten, der dann Hand in Hand mit ihr abgehauen war. Er merkte, wie sich sein Kopf zornesrot färbte. Und spürte etwas rechts am Körper, hart und spitz.
    »Gib Gas, Mann«, befahl

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