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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Chevalier, und als Mondrian immer noch nicht gehorchte, drückte er fester.
    Aus den Augenwinkeln sah Mondrian Metall glänzen. Dann fühlte er an seiner Flanke einen überwältigenden Schmerz. Einen Stich, der seinen Widerstand brach.
    »Du kannst dir aussuchen, wohin wir fahren«, sagte Chevalier gönnerhaft, nachdem Mondrian tief eingeatmet hatte und den Wagen mit zusammengepressten Zähnen startete. »Bloß weg von diesem Gewühl, hier glotzen zu viele Leute. Am besten fährst du raus aus der Stadt. Wir müssen ein paar Takte reden.«
    Das Signal zum Anschnallen meldete sich.
    »Leg dir wenigstens den Gurt um«, sagte Mondrian, während er seinen Verschluss einklinkte. Aber das Depp-Double schien sich nicht an dem penetranten Ton zu stören.
    »Komm ja nicht auf die Idee, um Hilfe zu rufen oder andere Zeichen zu geben«, sagte Chevalier, »ich hab nicht viel zu verlieren. Du vielleicht mehr.«
    Mondrian fragte sich, ob das nasse Gefühl unter dem Hemd von seinem Blut stammte. Aber er wagte nicht, nach unten zu schauen, und bog auf eine Hauptstraße, ohne festes Ziel. Er steuerte nach Norden und beschloss, den Anweisungen Chevaliers vorerst zu folgen. Dessen schweißnasses Gesicht sah nicht so aus, als könnte man mit ihm lange argumentieren.
    Cool down, dachte Mondrian und versuchte, Zeit zu gewinnen.
    »Wie hast du mich eigentlich gefunden?«, fragte er an einer roten Ampel.
    »Durch Zambrotta«, antwortete Chevalier. Offenbar war er so stolz auf sich selbst, dass er das loswerden musste. »Es war nicht gerade schwierig, von ihm deinen Termin in der Kanzlei zu erfahren. Aber dass du das gleich weißt: Die Fragen stelle ich hier, und du antwortest. Also, wo ist sie?«
    »Wer?«
    »Gypsy natürlich.«
    »Keine Ahnung«, antwortete Mondrian überrascht. »Ich dachte, sie sei bei dir.«
    »Ist sie aber nicht. Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Sie ist doch mit dir abgezogen.«
    »Und später verschwunden.«
    »Seit diesem Vormittag habe ich sie jedenfalls nicht mehr gesehen.«
    »Das kannst du sonst wem erzählen«, stieß Chevalier hervor. »Meinst du, ich hab auf dich gewartet, um mir so einen Scheiß anzuhören?«
    Mondrian scherte aus, um den Wagen vor ihm zu überholen, und ging dann wieder auf die rechte Spur, immer auf der Suche nach einer Idee, wie er sich aus seiner Gefangenschaft befreien konnte.
    Aber der Druck des Messers ließ nicht nach. »Also los, überleg schon. Wo kann sie stecken?«
    »Woher soll ich das wissen? Wenn ich’s täte, wäre ich auch ein Stück weiter.«
    »Du hast dich doch bei ihr eingeschlichen, um Infos über unsere Aktionen zu bekommen.«
    Mondrian wurde hellhörig. »Welche Aktionen?«, fragte er, während sie sich langsam dem Niendorfer Gehege näherten.
    Chevalier ignorierte seine Frage. »Du hast ihr Kohle gegeben, damit sie über die Bewegung quatscht.«
    »Hat sie das behauptet?«, fragte Mondrian ungläubig über das Gurt-Warnsignal hinweg, das jetzt permanent tönte.
    »Das macht die rechte Schweinepresse doch immer so. Ihr kauft die Leute, um hinterher Kübel von Dreck über uns auszuschütten.«
    »Ich habe Ricarda keinen einzigen Cent angeboten.«
    »Du hast sie sogar gefickt, um sie auszuhorchen. Um sie zu benutzen.«
    »Was für ein Schwachsinn.« Mondrian stöhnte auf. Die Messerspitze hatte sich tiefer gebohrt. » Sie hat mich benutzt, um einen Idioten zu haben, der ihr bei deiner Flucht hilft. Der Mann, den du niedergestochen hast, liegt übrigens immer noch auf der Intensivstation, falls dich das überhaupt kratzt.«
    »Und wenn schon, Schließer bleibt Schließer, obwohl der ausnahmsweise kein komplettes Arschloch war. Wer sich diesen Job aussucht und sein Geld damit verdient, dass er andere einsperrt, ist eben auf der falschen Seite. Genau wie du. Du gehörst auch diesem System an, das die Menschen unterdrückt und verblödet, damit sie der Industrie aus der Hand fressen. Aber diese Maschine zerlegt sich gerade selbst, und das könnt ihr nicht stoppen. Da könnt ihr noch so viele Bullen schicken. In die Schanze. Ins Wendland. In die banlieues .«
    Der Alarmton wurde immer nerviger und begann, dem schrillen Stakkato des Franzosen Konkurrenz zu machen.
    Was für ein hochmütiger Kotzbrocken, dachte Mondrian, während sich sein Nebenmann im Beifahrersitz aufrichtete, nach vorn rutschte und ihn anschrie: » Merde , jetzt red schon, wo ist die Schlampe? Wo hast du sie versteckt? Du hast noch zehn Sekunden!«
    Das Messer bohrte sich nun nicht mehr in Mondrians Seite,

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