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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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der Fackeln zu erkennen. Ihr Blick kam von weit her, und es dauerte eine Weile, bis sie ihn erkannte, ungläubiges Erstaunen im Gesicht. Sie löste sich aus der Gruppe von Tänzern, trat langsam auf ihn zu. So nah, dass er den Zuckerrohrschnaps in ihrem Atem riechen konnte.
    Dann gab sie ihm einen Kuss auf den Mund, und seine Wunde brannte.
    »Du hier, bei diesem Rummel?«, rief er ihr durch die wummernden Bässe zu.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    »Diesmal nicht mit dem Handy-Foto. Sondern mit einem Trojaner.« Er musste fast schreien, damit sie ihn hören konnte.
    Aber sie hatte ihn offenbar nicht verstanden, zog die schmalen Augenbrauen in die Höhe.
    »Die Polizei hat dir einen kleinen Spion auf den Computer gespielt«, sagte er in ihr Ohr, »der hat deine Reisepläne verraten.«
    »Also arbeitest du doch mit den Bullen zusammen.« Ein Schatten von Enttäuschung flog über ihr Gesicht.
    »Mit einem«, antwortete er, »dem ich vertrauen kann. Er hat mir erzählt, wie Speedy im Gefängnis verbrannt ist.«
    »Ja, ich weiß, dass er tot ist.« In ihre Augen trat ein nasser Schimmer.
    »Und du weißt auch, dass er vorher ein Geständnis unterzeichnet hat?«
    »Ach, das überrascht mich überhaupt nicht, dieses angebliche Geständnis.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und zog ihn aus dem Lärm der Boxen zu einer Chill-out-Zone am Rand des Strands.
    Zwei Dealer bestürmten sie mit allen möglichen Pillen und unterboten sich in ihren Preisen.
    »Speedy hätte es hier gefallen«, sagte sie bitter, während sie die Männer wegscheuchte. »Er konnte nicht ohne Aufputschmittel leben. Glaubte er jedenfalls. Er hat uns immer gesagt, dass er jeden Mist unterschreibt, wenn er mal von den Bullen geschnappt werden würde und die Tabletten nicht mehr hätte.«
    »Aber es geht hier nicht um Mist, sondern um Mord«, sagte Mondrian heftig und schüttelte den Kopf. »Er hat unterschrieben, dass ihr die Grüne Armee Fraktion seid. Dass ihr die Anschläge begangen habt.«
    »Dann muss er total auf Entzug gewesen sein. Und nie und nimmer hat er sich selbst angezündet, wie es jetzt im Netz steht. Dazu wäre er viel zu feige gewesen. Das ist eine dreckige Lüge. Genau wie die ganze Geschichte, die ihm in den Mund gelegt wurde.«
    Mondrian schob sie zu einer Strandbar, wo gerade ein Bambustisch frei wurde.
    »Wieder Caipirinha?«, fragte er, als ein Thai-Kellner herantrat.
    »Ja, aber diesmal nicht Virgin«, sagte sie. »Ich denke, dass du eine Menge Fragen hast.«
    »Und ich brauche offene Antworten. Ich bin selbst in der Klemme.«
    Sie sah zu Boden. »Okay, ich muss mich erst mal entschuldigen.« Ihre Finger zitterten, als sie sich eine Zigarette anzündete. »Es war ein Riesenfehler. Die Sache mit Jean-Claude.« Sie paffte eine Rauchwolke in die Nachtluft. »Ich weiß, dass man das schwer verzeihen kann. Aber ich möchte es wenigstens erklären.«
    Mondrian sagte nichts, wartete, dass sie weitersprach.
    »Ich kannte ihn schon länger, von den G-8-Protesten in Heiligendamm. Damals war er mit französischen Aktivisten nach Deutschland gekommen, die sich ›Unsichtbares Komitee‹ nannten. Wir haben einiges zusammen gemacht, bis er in den Knast musste.«
    »Der Brandanschlag mit der verletzten Frau?«
    Ricarda nickte. »Das wollte ich gar nicht so genau wissen. Wir haben während der Haft Kontakt gehalten, und ich habe ihn ein paarmal besucht. Bis er mich irgendwann gedrängt hat, ihm bei seiner Flucht zu helfen. Er hat mir den Tag geschrieben, den genauen Ort auf dem Friedhof, dass er mich kurz vorher anrufen würde.«
    »Und du hast einen Blödmann gefunden, der euch fährt.« Mondrian nahm einen Schluck von seinem eiskalten Bier.
    »Ich wusste nicht, dass er den Bewacher niederstechen wollte. Nicht mal, dass er ein Messer bei sich haben würde.«
    »Dachtest du, dass der Beamte einfach Tschüs sagt?«
    »Ich glaubte, er würde ihn nur niederschlagen. So genau habe ich mir das vorher nicht ausgemalt. Ich sollte einfach in der Nähe warten und stand ein Stück weg, als es passierte. Jedenfalls war es eine Sauerei von mir, dich dafür einzuspannen.«
    »Und dann einfach abzuhauen mit diesem Arschloch. Ich habe dich gesucht und wollte mit dir reden, aber du warst nicht in eurer Wohnung.«
    »Nein. Wir haben uns bald nach seiner Flucht über die Sache mit dem Messer gestritten und dann erst mal getrennt. Später bin ich zu den Zwillingen. Bei denen war gerade Brandtner zu Besuch.«
    »War der eigentlich so was wie euer Guru?«
    Sie

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