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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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zappelnd auf den Boden.
    Nach einer Weile hob Youssef den Kopf und flüsterte: »Was passiert jetzt mit den anderen? Mit Angel, mit Edda, mit Gandhi …?«
    »Das hängt auch von dir ab«, sagte Mondrian kühl. »Du unterschreibst jetzt eine Erklärung, in der haarklein steht, was du für Hans Müller gemacht hast. Damit ich wenigstens was in der Hand habe, wenn du nach Marokko weggeschafft wirst.«
    Mondrian schrieb Punkt für Punkt auf, was er erfahren hatte. Youssef schien fast erleichtert, als er die eidesstattliche Erklärung unterzeichnete, die Mondrian als Beweismittel verwenden konnte.
    Durch das geöffnete Fenster war orientalische Musik zu hören, manchmal unterbrochen von den Sirenen der Polizeiwagen, die vom Revier am Steindamm starteten.
    »Noch etwas«, sagte Mondrian, während er aufstand. »Hattest du bei Hans eigentlich einen besonderen Namen? Einen Decknamen?«
    »Ja, zuerst hat er mich Faisal genannt, einfach so. Aber dann kam er mal mit einem Mann zu einem Treffen, der dauernd so komisch lachte. Hinterher hat er gesagt, ab heute heißt du anders.«
    »Und wie?«
    »Fanal. Und dann hat auch Hans gelacht.«

42
    Freitag, Nacht
     
    Betreff: FW: V-Person
     
    Empfangen: 23:02 uhr
     
    —- weitergeleitete nachricht —-
     
    v-person muss so schnell wie möglich abgeschoben werden.
    abreise darf sich nicht weiter verzögern. erhebliche
    gefährdung der gesamten operation. möglicherweise kontakt zu reporter, noch unbestätigt. journalist laut veranstalter bei polizeikongress unter presse akkreditiert.
     

43
    Polizeikongress, Berlin
     
    Die meisten Gäste waren schon vorgefahren, fast alle standesgemäß in schwarzen Limousinen. Der EU-Kommissar für Justiz, Freiheit und Sicherheit. Der Europol-Präsident und der Präsident der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Minister und Botschaftsangehörige. Zwischen uniformierten Polizeiführern, Generälen der Bundeswehr im grauen Rock und Feuerwehrleuten drängte ein Heer von Zivilisten in das Berliner Congress Center am Alexanderplatz. Der Europäische Polizeikongress war das jährliche Spitzentreffen der Sicherheitsbehörden aus dem In- und Ausland mit über tausend Besuchern. Neben Beamten strömten auch Industrievertreter und Journalisten an Infoständen vorbei in das helle Foyer.
    Mondrian beeilte sich, die Metalldetektoren am Eingang zu passieren und die geschwungenen Treppen zum großen Kuppelsaal hochzusteigen.
    Denn gerade traf der Mann ein, wegen dem er gekommen war. Von Motorrädern eskortiert rollte Dr. Frieder Bussung in seinem Dienstwagen vor.
    Der Staatssekretär des Bundesinnenministeriums sollte die Eröffnungsansprache halten. Und sein Ministerium war es, dem das Bundesamt für Verfassungsschutz unterstand. Was wusste er von Geheimdienstaktionen rund um die Grüne Armee Fraktion? Welche Lauschangriffe hatte es gegeben? Wer hatte den marokkanischen V-Mann eingesetzt? Mondrian wollte versuchen, Bussung zur Rede zu stellen. Vielleicht konnte er ihn in einer besonderen Situation mit ein paar Fragen überraschen. Jetzt stieg der drahtige Mann in der Versammlungshalle mit energischen Schritten die Stufen zum Podium hoch, um hinter dem Rednerpult in Stellung zu gehen, von Europafahnen und Nationalflaggen flankiert.
    »Gerade die letzten Tage, meine Damen und Herren, haben uns auf bestürzende Weise gezeigt, dass wir das Thema Terror neu denken müssen.« Bussung ließ seinen Blick über die Menge streifen. »Die Anschläge der Grünen Armee Fraktion haben zwei Dinge zweifelsfrei bewiesen. Erstens: Diejenigen, die jetzt noch gegen Kernkraft kämpfen und sich angeblich dem Schutz von Umwelt und Natur verschrieben haben, scheuen sich nicht, Leben zu vernichten. Sie verfolgen ihre Ziele mit größtmöglicher Brutalität, obwohl die Gesellschaft unter manchen Verwerfungen einen breiten Konsens in der Atomfrage gefunden hat. Das zeigt mit aller Klarheit, wie weltfremd und intolerant ihre Ideologie ist, ja, lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen, wie irrational! Und wir müssen uns fragen, ob nicht noch andere Motive dahinterstehen …«
    Während er zuhörte, sah sich Mondrian unauffällig um. Gebannt hingen die Augenpaare an dem Redner, der gleich doppelt im abgedunkelten Kuppelsaal präsent war: Von Scheinwerfern angestrahlt stand er am Pult; gleichzeitig wurde sein überlebensgroßes Bild auf eine Videowand hinter der Bühne übertragen, als wäre er ein Popstar in einer Event-Arena oder ein Boxer im Ring. Immer wieder richtete

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