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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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dem ganz vorn sitzenden und aufmerksam zusehenden Cugel einige witzige Bemerkungen austauschte.
    Nach einer Weile verlor Voynod das Interesse an seinen thaumaturgischen Demonstrationen, und nacheinander zogen sich die Pilger zur Nachtruhe zurück.
    Cugel lag wach, hatte die Hände hinterm Kopf zusammengefaltet und blickte zu den Sternen hoch. Er dachte über den erstaunlich umfangreichen Besitz Voynods an magischen Instrumenten und Werkzeugen nach.
    Als er sicher war, daß alle schliefen, stand er auf und musterte den schnarchenden Voynod. Sein Beutel war fest zugeschnürt und lag unter dem einen Arm des Zauberers, ganz so, wie es Cugel erwartet hatte. Er begab sich in die kleine Kombüse, in der sie ihre Vorräte verstaut hatten, und dort griff er nach einer Portion Schmalz und mischte sie mit Mehl, wodurch eine salbenartige weiße Masse entstand. Dann nahm er dickes steifes Papier zur Hand, faltete daraus eine Schachtel und gab die Salbe hinein. Anschließend kehrte er zu seiner Matratze zurück.
    Am folgenden Morgen sorgte er dafür, daß ihn Voynod dabei beobachtete, wie er sein Schwert mit der weißen Masse einrieb.
    Der Zauberer war sofort entsetzt. »Das kann doch nicht sein! Ich bin völlig außer mir! Ach, armer Lodermulch!«
    Cugel hob überrascht den Kopf. »Was sagst du denn da?« brummte er. »Ich schütze die Klinge doch nur vor Rostfraß.«
    Voynod machte ein finsteres Gesicht und schüttelte heftig den Kopf. »Jetzt weiß ich Bescheid! Du hast Lodermulch aus Habgier umgebracht! Und mir bleibt gar nichts anderes übrig, als mich in Erze Damath an die Diebesfänger zu wenden und dich zu denunzieren!«
    Cugel winkte hastig. »Übereil nichts! Du irrst dich. Ich bin völlig unschuldig!«
    Voynod – ein großer und ernst wirkender Mann mit purpurnen Ringen unter den Augen, einem langen Kinn und einer hohen und schmalen Stirn – hob die Hand. »Ich habe noch nie etwas von Leuten gehalten, die andere Menschen aus niederen Beweggründen töten. In diesem Fall muß das Prinzip der Gleichheit zur Geltung kommen, und die Untat erfordert eine harte Strafe. Auf keinen Fall darf der Schurke die Möglichkeit erhalten, von seinem Verbrechen zu profitieren!«
    »Meinst du damit die Salbe?« fragte Cugel wie beiläufig.
    »In der Tat«, bestätigte Voynod. »So verlangt es die Gerechtigkeit.«
    »Du bist ein strenger Mann«, stöhnte Cugel kummervoll. »Und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich deinem Urteil zu beugen.«
    Voynod streckte die Hand aus. »Dann gib mir den Balsam. Und da du deine Tat offenbar bereust, werde ich kein Wort mehr darüber verlieren.«
    Nachdenklich schürzte Cugel die Lippen. »Nun gut. Ich habe mein Schwert bereits gesalbt. Deshalb bin ich bereit, dir den Rest des Balsams zu überlassen, wenn du mir dafür das erotische Amulett samt der Widderkopfbrosche und auch noch einige andere Talismane gibst.«
    »Habe ich richtig gehört?« platzte es aus Voynod heraus. »Dein Hochmut ist unübertroffen! Jene Objekte stellen einzigartige Kostbarkeiten dar!«
    Cugel zuckte mit den Schultern. »Und diese Salbe hier ist alles andere als übliche Handelsware.«
    Nach einer kurzen und recht hitzigen Diskussion tauschte Cugel die Salbe gegen ein Rohr ein, das ein blaues Konzentrat bis in eine Entfernung von fünfzig Schritten schleudern konnte. Außerdem erhielt er auch noch eine Schriftrolle, in der achtzehn Phasen des Laganetischen Zyklus beschrieben wurden. Und mit diesen Dingen mußte er sich zufriedengeben.
    Es dauerte nicht lange, und am westlichen Ufer des Stroms waren die ersten Ruinen von Erze Damath zu sehen: uralte Prachthäuser, deren Mauern vor Äonen eingestürzt und von Unkraut überwuchert waren.
    Die Pilger lenkten das Floß mit Stangen in die entsprechende Richtung. In der Ferne bemerkten sie die Spitze des Schwarzen Obelisken, und daraufhin jubelten die frommen Männer. Schräg trieb das Floß über den Scamanderfluß, und kurz daraufmachte man es an den Überresten einer steinernen Mole fest.
    Die Pilger gingen an Land und versammelten sich vor Garstang, der mit lauter Stimme sagte: »Es bereitet mir eine große Genugtuung, nun nicht mehr die Verantwortung für euch alle tragen zu müssen. Denkt nur! Die heilige Stadt, in der Gilfig das Gneustische Dogma begründete! In der er Kazue geißelte und Enxis die Hexe brandmarkte! Es ist durchaus möglich, daß seine heiligen Füße diesen Boden hier berührt haben.« Mit einer pathetischen Geste deutete Garstang auf die Erde, und die

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