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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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bückte sich, strich mit den Fingerkuppen über die Wange Ingas, lief fort und gesellte sich einigen Freunden hinzu, die an einem Korb mit Obst saßen.
    Fünf Minuten lang rührte sich Inga nicht von der Stelle. Dann schüttelte er jäh den Kopf, stand auf, wanderte über den Strand und lenkte seine Schritte in Richtung der Plattform, auf der Takti-Tai an seinem Boot arbeitete. Es handelte sich dabei um einen Katamaran mit breiten Rümpfen, einem kleinen Unterstand aus Weidengeflecht, der mit Sipi-Blättern gedeckt war, und einem dicken Mast. Schweigend ging Inga Takti-Tai zur Hand und half ihm dabei, mit scharfen Muscheln einen langen harten Pa-siao-tui-Stamm zurechtzuschneiden. Nach einer Weile lehnte sich Inga zurück, legte seine Schale beiseite und sagte: »Vor langer Zeit gab es vier von uns: du, ich, Akara und Zan. Weißt du noch?«
    Takti-Tai nickte.
    »Wir schworen, niemals die Insel zu verlassen. Wir schworen, niemals schwach zu werden, und wir besiegelten diesen Eid mit unserem Blut. Auf keinen Fall wollten wir nach Westen segeln.«
    »Ich erinnere mich.« »Und doch wirst du dich bald auf den Weg machen«, fügte Inga hinzu. »Dann bin ich der letzte unserer Gruppe.«
    Takti-Tai ließ seine Muschel sinken, blickte Inga an und schien zu einer Erwiderung ansetzen zu wollen. Dann aber beugte er sich wieder zum Mast vor. Inga wartete noch einige Zeit, und dann kehrte er über den Strand zu seiner Hütte zurück. Dort setzte er sich auf die Veranda und begann damit, die Brosche anzufertigen, die er Mai-Mio zu schenken gedachte.
    Kurz darauf kam ein junger Mann herbei und hockte sich zu ihm. Inga hätte lieber auf Gesellschaft verzichtet, und er war so sehr in Gedanken versunken, daß er den Besucher zunächst gar nicht bemerkte. »Gib mir einen Rat, Rona ta Inga! Du bist der älteste Mann im Dorf und sehr weise.« Inga hob die Augenbrauen, runzelte die Stirn und schwieg.
    »Ich liebe Hali Sai Iano, und ich begehre sie sehr. Doch sie lacht mich nur aus, geht mir aus dem Weg und wirft sich Hopu an den Hals. Was soll ich tun?«
    »Dein Problem ist recht einfach zu lösen«, sagte Inga. »Hali fühlt sich mehr zu Hopu hingezogen. Wähle ein anderes Mädchen. Wie wäre es mit Talau Io? Sie ist hübsch und zärtlich, und ich glaube, sie mag dich.«
    Der junge Mann seufzte. »Nun gut. Ich werde deinen Vorschlag annehmen. Schließlich sind alle Mädchen gleich.« Er stand auf, ging fort und bemerkte nicht den finsteren Blick, den Inga ihm nachwarf. Warum fragen sie mich überhaupt um Rat? überlegte Rona ta Inga. Ich bin doch nur zwei oder drei – höchstens vier oder fünf – Sommer älter als sie. Man könnte glauben, sie hielten mich für den Quell und Born aller Weisheit!
    Am Abend kam ein Kind zur Welt. Die Mutter hieß Omei Ni Io, und fast einen Sommer lang hatte sie in der Hütte Ingas geschlafen. Da das Kind ein Junge war, nannte sie es Inga ta Omei. Es wurde eine Namensfeier veranstaltet, die Inga leitete. Gesang und Tanz dauerten bis spät in die Nacht, und Inga hätte sich längst in seine Hütte zurückgezogen, wenn es nicht um seinen Sohn gegangen wäre, der seinen Namen trug. Er hatte bereits an vielen Namensfeiern teilgenommen.
    Eine Woche später segelte Takti-Tai nach Westen, und bevor er aufbrach, kam es zu einer ganz besonderen Zeremonie. Alle Bewohner des Dorfes begaben sich an den Strand, berührten den Rumpf des Bootes und segneten ihn mit Wasser. Tränen strömten, und auch Takti-Tai selbst weinte. Zum letztenmal sah er über die Lagune und blickte die Männer, Frauen und Kinder an, die er nun für immer verließ. Dann drehte er sich um, und auf sein Zeichen hin schoben die jungen Männer das Boot ins Wasser und zogen es durch die Lagune und dieÖffnung im Riff. Takti-Tai zurrte die Seile fest und setzte das Segel, das der Wind sofort aufblähte. Der Katamaran glitt nach Westen. Takti-Tai stand auf der Plattform und hob noch einmal kurz die Hand zum Abschied. Die Leute auf dem Strand winkten ebenfalls. Das Boot segelte in den Nachmittag, und als die Sonne unterging, war es nicht mehr zu sehen.
    Während der abendlichen Mahlzeit wurde nur wenig gesprochen, und die meisten starrten schweigend ins Feuer. Schließlich sprang Mai-Mio auf. »Ich nicht!« rief sie. »Nein, ich nicht – nie, nie, nie!«
    »Und ich auch nicht!« ließ sich Ama ta Lalau vernehmen – von allen jungen Männern war er der begabteste Musiker. Er griff nach seiner Gitarre, die er aus dem Stamm eines SoaTupelo-Baums

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