Grüne Magie
an, das Erste Volk zu verdrängen, aber das sollte sich eigentlich ohne große Probleme bewerkstelligen lassen. Zwar waren die Einheimischen recht zahlreich, doch andererseits handelte es sich bei ihnen nur um Wilde. Lord Faide mußte daran denken, daß es bei seinen Untertanen und Verbündeten früher oder später zu Unzufriedenheit und Streitereien kommen würde. Muße, die sich recht schnell in Langeweile verwandelte – und dann mochten Schlaumeier und Leute mit Tatendrang das Für und Wider von Intrigen erwägen. Es ließ sich gar nicht vermeiden, daß im Laufe der Zeit selbst seine treuesten Anhänger mit sehnsüchtigem Schwermut an die vergangenen Feldzüge zurückdachten, an die Freiheit der Schlacht, an Ruhm und Ehre, an das Klirren von Schwertern. Es kommt darauf an, dachte Lord Faide, eine Möglichkeit zu finden, die Kräfte so aktiver und tatendurstiger Männer zu binden. Wo und wie – darin bestand das Problem. Der Bau von Straßen? Die Kultivierung des Hügellandes, das Anlegen neuer Äcker? Jährliche Turniere? Lord Faide runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, daß solche Ideen keine wirklichen Lösungen darstellten. Andererseits wurde seine Phantasie von einem grundlegenden Mangel an entsprechender Tradition beeinträchtigt. Die ersten Siedler, die sich auf Pangborn niederließen, waren Krieger gewesen und hatten nur einen geringen Erfahrungsschatz an praktischem Wissen mitgebracht. Die über die Generationen hinweg überlieferten Legenden berichteten von großen Raumschiffen, die mit magischer Geschwindigkeit die Sternenräume durchrasten, auch von den Wunderwaffen und den Kriegen in der Großen Leere – doch es gab keine Sagen, die von der menschlichen Geschichte oder den Errungenschaften der Zivilisation erzählten. Zwar hatte Lord Faide nun seinen Ehrgeiz befriedigt, doch andererseits gab es jetzt nichts Erstrebenswertes mehr für ihn, keine weiteren Ziele für seine Ambitionen, und deshalb fühlte er sich niedergeschlagener und verdrießlicher als jemals zuvor.
Gleichgültig begutachtete er die Beute von Ballantfeste. Die Dinge interessierten ihn nicht sonderlich. Der Ahnenwagen Ballants wurde nicht mehr benutzt und befand sich in einem gläsernen Schaukasten. Lord Faide betrachtete auch die Waffe Vulkan, aber sie konnte nicht demontiert werden. Außerdem war sie ohnehin nutzlos, ihre Magie für immer verloren. Lord Faide wußte inzwischen, daß der Herr von Ballantfeste befohlen hatte, sie gegen den Faide-Wagen zum Einsatz zu bringen, doch kein Feuer leckte aus dem Lauf des großen Geschützes. Bei der Untersuchung stellte Lord Faide mit einer gewissen verächtlichen Belustigung fest, daß die Waffe vernachlässigt worden war. Rostfladen zeigten sich auf dem einstmals glänzenden Metall; sorglose Reinigungsbemühungen hatten die Außenrohre verbogen und zweifellos die Kraft des Zaubers verringert. In Faidefeste wäre eine derartige Behandlung undenkbar gewesen! Jambart der Waffenwart sah seine Lebensaufgabe darin, Höllenmaul zu pflegen, und er widmete sich ihr mit ganzer Hingabe. Anderenorts gab es weitere uralte Apparaturen, die zwar interessant sein mochten, doch keinen Nutzen mehr hatten – und das traf auch auf die Dinge in den Regalen und Kisten von Faidefest zu. (Unsere Vorfahren müssen sehr seltsam gewesen sein, dachte Lord Faide. Einerseits waren sie so klug, aber andererseits so primitiv und unpraktisch. Inzwischen hatte sich eine Menge verändert. Seit der dunklen Epoche vor eintausendsechshundert Jahren war es zu enormen Fortschritten gekommen. Zum Beispiel nutzten die Ahnen komplizierte Dinge aus Metall und Glas, um sich miteinander zu verständigen. Lord Faide hingegen brauchte bloß auszusprechen, auf was es ihm ankam. Hein Huss konnte seinen Geist über hundert Meilen hinweg auf die Reise schicken, um zu sehen und zu hören und die Worte Lord Faides zu übermitteln.) Dutzende von solchen Objekten hatten die Vorfahren hinterlassen, doch die alte Magie schien sich im Laufe der Zeit zu verausgaben, und offenbar funktionierten jene Gegenstände nicht mehr richtig. Lord Ballants Ahnenwaffe, die schmolz, nachdem sie bei Lord Faide nur ein leichtes Prickeln bewirkte. Man stelle sich einmal eine Streitmacht vor, überlegte Lord Faide, die mit solchen Dingen ausgerüstet gegen eine Kompanie von besessenen Kriegern anzutreten versucht! Ein Gemetzel wäre die Folge, und niemand von ihnen käme mit dem Leben davon!
Inmitten der Beute aus Ballantfeste entdeckte Lord Faide einige alte
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