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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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›gewisses Geschick‹ ist wohl kaum ein Ersatz für echte Unheilskunst«, erwiderte Isak Comandore. »Diesen Punkt kann man nicht oft genug wiederholen. Ich habe Salazar mindestens hundertmal darauf hingewiesen. Und doch… Sehen Sie nur, was er macht!«
    Huss gab ein unverbindliches Brummen von sich. »Ich verstehe nicht, was er damit zu erreichen hofft.«
    Sam Salazar versuchte seine Beweggründe zu erklären. Er suchte nach den geeigneten Worten, um eine Vorstellung zu erläutern, die er noch gar nicht entwickelt hatte. »Ich dachte: Wenn es mir gelingt, die Symbole zu entziffern, so wäre es doch möglich zu erfahren, was die Ahnen dachten, und dann könnte ich vielleicht einiger ihrer Tricks lernen.«
    Comandore rollte mit den Augen. »Welcher Feind hat mich verhext, als ich mich damit einverstanden erklärte, dich als Novizen aufzunehmen? Ich kann in einer Stunde zwanzig verschiedene Wunder bewirken – mehr als einer der Ahnen in seinem ganzen Leben.«
    »Trotzdem«, hielt ihm Sam Salazar entgegen, »stelle ich fest, daß Lord Faide im Wagen seiner Vorfahren unterwegs ist – und Lord Ballant hat versucht, uns alle im Vulkan zu verbrennen.«
    »Und ich stelle fest«, entgegnete Comandore, der sich kaum mehr beherrschen konnte, »daß mein Dämon Keyril stärker war als Vulkan. Und in meinem Wagen bin ich wesentlich schneller als Lord Faide in seinem.«
    Sam Salazar dachte kurz nach und hielt es für besser, die verbale Auseinandersetzung zu beenden. »Sie haben recht, Unglücksbringer Comandore, Sie haben völlig recht. Ich beuge mich Ihrer Weisheit.«
    »Dann wirf die Bücher auf den Haufen zurück und mach dich nützlich. Morgen früh kehren wir zur Faidefeste zurück.«
    »Wie Sie wünschen, Unglücksbringer Comandore.« Und Sam Salazar trennte sich von seinen Büchern.
    VI
    Die überlebenden Angehörigen des Ballant-Clans wurden vertrieben und Ballantfeste geplündert. Lord Faide und seine Leute speisten feierlich im Großen Saal, und Ballant-Diener trugen die Mahlzeit auf.
    Die eroberte Feste zeichnete sich durch die gleiche architektonische Großzügigkeit aus wie die Bastion der Faides. Der Große Saal war dreißig Meter lang, fünfzehn breit und fünfzehn hoch. Das widerstandsfähige Baumaterial der Ahnen verbarg sich hinter der Vertäfelung aus einheimischem Hartholz, das man speziell bearbeitet und gewachst hatte und das nun in einem honigfarbenen Ton glänzte. Dicke schwarze Balken stützten die Decke. Von den hohen Holmen hingen Kandelaber herab – komplexe Schmuckarbeiten aus grünem, purpurnem und blauem Glas. Daran funkelten die Lichtsplitter, die sich noch immer nicht getrübt hatten. An der gegenüberliegenden Wand hingen die Porträts aller Lords von Ballantfeste – einhundertfünf ernste Männer, die unterschiedliche Kleidung trugen. Darunter zeigte sich die drei Meter hohe Darstellung eines Stammbaumes, der die Entwicklung des Ballant-Clans und die Verbindung zu anderen vornehmen Familien verdeutlichte. Jetzt aber hatte der Große Saal den überwiegenden Teil seiner einstigen Pracht eingebüßt, und die Ahnenmienen wirkten bedeutungslos und leer.
    Lord Faide speiste ohne Begeisterung, und dann und wann warf er den Leuten kurze Blicke zu, die sich zu sehr vergnügten. Lord Ballant hatte sich so verhalten, wie es bei ihm, Faide, unter ähnlichen Umständen der Fall gewesen wäre. Angesichts dessen schien lärmender Triumph ein Beweis schlechten Geschmacks zu sein – und Lord Faide glaubte fast, als könne er das Verhalten der anderen Männer am Tisch als Respektlosigkeit ihm gegenüber interpretieren. Es dauerte nicht lange, bis seine Begleiter den Grund für den Ernst ihres Herrn begriffen, und daraufhin unterhielten sie sich mit gedämpfteren Stimmen.
    Die Unglücksbringer saßen in einem kleineren Nebenzimmer. Anderson Grimes, vormals der Oberste Unglücksbringer in den Diensten Lord Ballants, hockte neben Hein Huss und versuchte, so gut wie möglich mit der Tatsache zurechtzukommen, daß er besiegt worden war. Immerhin hatte er es gleichzeitig mit vier Gegnern zu tun bekommen und dabei keine schlechte Figur abgegeben; es gab also keinen Grund, eine Beeinträchtigung des Mana zu befürchten. Die fünf Unglücksbringer sprachen über die Schlacht, während die Kabbalisten und Thaumaturgen höflich zuhörten. Als besonders interessant erwies sich die Diskussion über den Einsatz der von den Dämonen besessenen Soldaten. Anderson Grimes erklärte bereitwillig, er stelle sich Everid als

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