Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Kohlenpfanne fallen. An der einen Wand stand eine riesenhafte Gestalt: schwarz, schlitzäugig, ohne Nase. Große weiße Reißzähne ragten aus dem Oberkiefer. Das Wesen stand auf dicken gekrümmten Beinen, und die langen Arme waren ausgestreckt, so als wolle es jemanden packen. Anderson Grimes trank einen Becher Sirup und schritt langsam auf und ab. Einige Sekunden verstrichen.
    »Grimes!« rief Ballant von draußen. »Grimes!«
    Und eine Stimme antwortete: »Tritt ohne Furcht ein!«
    Lord Ballant hatte inzwischen die Waffe seiner Vorfahren an sich genommen und kam der Aufforderung nach. Unmittelbar darauf schnappte er nach Luft und wich unwillkürlich zurück. »Grimes!« hauchte er.
    »Grimes ist nicht da«, antwortete die Stimme. »Ich habe seinen Platz eingenommen. Komm!«
    Zögernd kam Lord Ballant näher. Nur das Glühen der Kohlenpfanne erhellte das Zimmer. Anderson Grimes hockte in der einen Ecke, das Gesicht hinter der Dämonenmaske verborgen. In den dunklen Schatten bewegten sich Schemen, tanzten unstet hin und her und schienen bemüht zu sein, Substanz zu gewinnen. Die schwarze Gestalt an der Wand wirkte plötzlich sehr lebendig.
    »Hol deine Krieger herbei!« verlangte die Stimme. »Jeweils fünf von ihnen sollen eintreten und den Blick so lange zu Boden gerichtet halten, bis sie den Befehl bekommen, den Kopf zu heben.«
    Lord Ballant verließ das Zimmer, in dem es daraufhin völlig still wurde.
    Nach einer Weile wankten fünf erschöpfte Kämpfer in den Raum, und sie starrten auf den Boden. »Seht langsam auf!« erklang die Stimme. »Blickt in die orangefarbene Glut. Atmet tief durch. Und dann seht mich an. Ich bin Everid, der Dämon des Hasses. Seht mich an. Wer bin ich?«
    »Du bist Everid, der Dämon des Hasses«, lautete die unsichere Antwort der Krieger.
    »Ich bin ständig bei euch, in Dutzenden von Gestalten… Ich komme noch näher heran. Wo bin ich?«
    »Du bist hier bei uns. Wir sind zusammen.«
    Ein jähes Vibrieren, eine Bewegung, die das ganze Zimmer zu erfassen schien. Die Kämpfer richteten sich auf, und ihre Gesichter sahen aus wie Fratzen.
    »Geht nun!« sagte die Stimme. »Begebt euch ruhig auf den Hof. In einigen Minuten marschieren wir los und töten den Feind.«
    Die fünf Männer verließen den Raum, und weitere fünf traten ein.
    Draußen hatten sich die Ballant-Ritter inzwischen bis ans Tor zurückgezogen. Einige der vorgestoßenen Krieger Faides lebten noch, und sie kämpften mit dem Rücken an der Wand, bestrebt, die Verteidiger vom Tormechanismus fernzuhalten.
    Im Lager Faides wandte sich Huss an Comandore. »Everid ist beschworen. Rufen Sie Keyril herbei!«
    »Schickt die Männer aus!« erklang die gleichzeitig dumpfe und scharfe Stimme Comandores. »Schickt sie zu mir! Ich bin Keyril.«
    In der Feste traten zwanzig Krieger auf den Hof. Sie bewegten sich langsam und zögernd, und die individuellen Züge waren aus ihren Gesichtern verschwunden. Ihre Mienen wirkten verzerrt, wie Masken, die eine erstaunliche Ähnlichkeit aufwiesen.
    »Verhext!« flüsterten die Ballant-Soldaten und wichen zurück. Die überlebenden sieben Faide-Ritter starrten die zwanzig Krieger erschrocken an. Doch die schenkten ihnen überhaupt keine Beachtung und marschierten durchs Tor. Die Ballant-Kämpfer machten Platz, und für einige Sekunden verklang der Lärm der Schlacht. Dann griffen die zwanzig Dämonen-Krieger an. Wie Tiger sprangen sie, und immer wieder holten sie mit ihren Schwertern aus, deren Klingen hell blitzten. Sie duckten sich, hieben auf die Gegner ein und drangen weiter vor. Scharfer Stahl bohrte sich in die Leiber von Faide-Soldaten, trennten Arme, Beine und Köpfe ab. Die zwanzig Krieger trugen ebenfalls tiefe Wunden davon, aber offenbar machte ihnen das überhaupt nichts aus.
    Der Faide-Angriff verlor an Wucht. Die Ritter, deren Rüstungen nicht vor den dämonischen Schwertern schützten, zogen sich zurück. Die zwanzig besessenen Soldaten stürmten weiter und gingen gegen die Infanteristen vor. Mit langen Schritten marschierten sie, und immer wieder holten sie mit den breiten Klingen aus und schlugen auf die Feinde ein. Die Soldaten Faides leisteten eine Zeitlang Widerstand, doch dann mußten sie ebenfalls fliehen.
    Hinter dem Zelt Comandores traten dreißig Faide-Krieger hervor, und sie bewegten sich langsam und steifbeinig. Wie im Falle der zwanzig Ballant-Kämpf er ähnelten sich ihre verzerrten Gesichter – doch zwischen ihnen und den besessenen Gegnern gab es einen

Weitere Kostenlose Bücher