Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
eingetroffen brechen alle auf.
„Ich muss noch was für die Schule tun, wir schreiben morgen Mathe“, entschuldigt Levin sich. Fast bin ich ein wenig beleidigt, schließlich habe ich wegen ihm meinen Vokabeltest verhauen. Statt meinen Spiegel bis zur Unkenntlichkeit zu knutschen, hätte ich mir lieber unregelmäßige Verben rein hämmern sollen. Doch sein anschließender Kommentar stimmt mich sofort milde.
„Obwohl mir das Lernen jetzt sicher sehr schwer fallen wird.“ Er schaut mir noch einmal fest in die Augen. „Sehen wir uns morgen?“
Ich schüttele den Kopf. „Morgen geht nicht, dienstags habe ich Jazzdance.“
„Schade, dann bis die Tage.“ Er wirft seinen Rucksack über die Schulter. „Du hast ja jetzt meine Nummer.“ Dann beugt er sich zu mir herunter und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Bis zum nächsten Treffen kann ich die Sache mit der Zunge und den Händen noch üben.
Alex und Laura verabschieden sich ebenfalls. Ich bleibe mit Ida allein zurück.
„Kommst du noch mit zu H+M?“, frage ich. „Mein Vater war heute Morgen so nett, mir heimlich ein wenig Kohle für Klamotten zuzustecken. Ich brauche unbedingt eine neue Jeans.“
Ida stimmt zu und so betreten wir den Laden, um innerhalb kürzester Zeit festzustellen, dass es einfach zu viele coole Klamotten gibt. Schon allein die Auswahl an Modeschmuck übersteigt meine Entscheidungskraft. Letztendlich liebäugele ich mit einer neuen Röhrenjeans, die diesmal wieder hauteng sitzt, obwohl ich eine Nummer grösser nehmen muss. Meine Mutter wird ausrasten, aber für den Fall habe ich immer meine Ich-habe-den-Kassenbeleg-verloren-Version.
„Ich bin dicker geworden.“ Erstaunt drehe ich mich vor dem Spiegel hin und her.
„Sitzt genial. Hast du einen richtigen Knackhintern drin“, lächelt Ida. „Du solltest dir auch endlich mal einen BH zulegen, um ein bisschen zu schummeln.“ Sie dirigiert mich in die Unterwäschenabteilung und drückt mir einen weiß-rosa gepunkteten Push-up BH in die Hand. „Müsste passen. Los, zieh mal drüber“, kommandiert sie. Skeptisch probiere ich den ersten BH in meinem Leben an. Er passt! Da gibt es auf einmal Formen an meinem Körper, die vorher nicht da gewesen sind. Meine Hüften erscheinen mir mit einem mal rundlicher und um meinen flachen, geraden Bauch hat sich eine kleine Taille gebildet.
„Ich nehm das Ding auch noch“, flöte ich gutgelaunt aus der Umkleidekabine und würde den BH am liebsten direkt anbehalten. Mit Oberweite und der engen Jeans sehe ich mindestens ein Jahr älter aus. „Ich bezahl schnell und dann lass uns gehen. Ich muss um halb fünf zuhause sein. Mein Bus kommt in drei Minuten.“
Eingeharkt schlendern wir zur Haltestelle, als wir plötzlich Nina hinter uns rufen hören. „Paula, Ida, wartet!“ Atemlos versucht sie uns einzuholen.
„Du bist ja knallrot im Gesicht. Bist du den ganzen Weg von der Ballettschule bis hier hin gerannt?“, frage ich.
Nina nickt, schnappt schwer nach Luft und benötigt ein paar tiefe Atemzüge um sprechen zu können.
„Ich bin vielleicht gespurtet, um euch noch zu erwischen. Aber das muss ich euch unbedingt sofort erzählen. Das ist der Hammer“, keucht sie weiter. „Also, ihr werdet es nicht glauben, du Paula, wirst es nicht glauben! Ich weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass Tim auf dich steht.“
Mir bleibt der Mund vor Staunen stehen. Was sagt sie da? Bitte nochmal!
„So sieht es auf jeden Fall aus.“ Und dann erzählt sie von der Ballettstunde und von Lilly: „Marie Mayer-Kamper, hat heute beim Training Lilly Harrenberger gefragt, warum Tim nicht mehr mit Lea zusammen ist. Marie kennt Lea wohl über ein paar Ecken. Und jetzt rate mal, was Lilly gesagt hat?“
„Keine Ahnung, nun sag schon.“
„Sie hat gesagt“, Nina macht eine effektvolle Pause, „sie hat gesagt, Tim wäre an einer anderen interessiert und hätte deswegen mit Lea Schluss gemacht. Wäre nicht fair gewesen mit ihr zusammen zu bleiben, wo er doch schon länger auf eine andere stehen würde.“
„Ja und weiter? Er kann ja wohl schlecht mich gemeint haben.“
„Warte ab! Als Marie dann neugierig nachbohrte, hat Lilly erwähnt, dass Tims Angebetete auf unsere Schule geht. O-Ton: Das muss so eine kleine Blonde von der Geschwister-Scholl-Realschule sein, siebte oder achte Klasse.“
Nina schaut mich triumphierend an. „So, und wen kann er damit wohl meinen? Bombe, Paula, der muss dich meinen!“
Nun bin ich
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