Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
wirklich platt. „Ich weiß nicht, glaubst du wirklich?“ Kann das wirklich sein? Tim verliebt in mich , die kleine, blonde, dreizehnjährige Ponypaula? So, wie ich es mir schon tausend Mal in meinen Träumen ausgemalt habe? Natürlich habe ich mich in der letzten Zeit verändert, bin erwachsener geworden und überhaupt, wenn sich so ein toller Typ wie Levin für mich interessiert, warum nicht auch Tim? Vielleicht ist bei ihm der Groschen gefallen, seit er mich nicht mehr direkt vor der Nase sitzen hat? Ich steige jetzt immer vorne ein, halte das schon seit einer Woche tapfer durch. Stand es nicht so in den BRAVO Geboten? Mach dich rar, dann merkt er, dass du ihm wichtig bist. Das hat doch alles Hand und Fuß, solche Artikel werden von richtig erfahrenen Psychologen geschrieben, oder? Die müssen das wissen. Und hat Arschlochfreund mir letztens nicht sogar ein Kompliment gemacht? „Neue Frisur, steht dir“, hatte er gemeint.
„Du, Tim ist morgen im MC. Er geht immer dienstags nach der Schule hin. Hat Lilly auch erzählt.“
„Wir schlagen da morgen auf, ist doch ganz klar.“ Ida ist Feuer und Flamme. „Paula, du hast im Moment vielleicht einen Lauf. Jetzt sind es schon zwei tolle Jungs, die du haben kannst. Du brauchst nur wählen.“
„Ich weiß nicht.“
„Jetzt lass deinen scheuen Rehblick und dein Ich-weiß-nicht. Wie lange läufst du dem Typ jetzt schon hinterher?“
Von Hinterherlaufen kann eigentlich keine Rede sein. Ich sitze ja immer nur und schmachte.
„Und das Training?“
„Lassen wir für Operation T einfach ausfallen.“
14. Kapitel
Das MC füllt sich. Wir sind sofort nach der fünften Stunde los, um uns die Plätze zu sichern, an denen wir den Eingang gut im Auge haben. Laura hat heute ihre Lernhilfe, wir hätten sie sonst abhängen müssen. So gut ich sie inzwischen leiden kann, bei dieser Aktion können wir sie nicht gebrauchen.
„Siehst einfach nur spitze aus, Paula“, meint Nina zum wiederholten Male. Auf meine Lippen kommt eine weitere Schicht rosa Lipgloss. Selbst meine Mutter bemerkte bei unserem schnellen Stehfrühstück in der Küche, „ gibt es heute etwas Besonderes? Werden Schulfotos gemacht? Du hast dir die Haare so nett geföhnt. Meine Güte, du bist ja tatsächlich gewachsen, langsam wirst du richtig groß.“
„Danke“, meinte ich zufrieden und verschwieg, dass ich mich an ihrem Makeup und den sündhaft teuren Haarstylingprodukten vergriffen hatte, von denen sie ihren Haaren geizig maximal an Feiertagen etwas gönnt. Leider habe ich vom Glanzspray die halbe Flasche versprüht, was meine Haare total verklebte. Sie mussten ein zweites Mal gewaschen werden. Meine Mutter wird hoffentlich nicht merken, dass ich die Sprayflasche mit Wasser aufgefüllt habe.
Meine äußere Hülle kann sich heute absolut sehen lassen. Mit Hilfe von Makeup, der neuen Jeans, Mogel-BH und meinem blauen Shirt mit Glitzerprint ist eine coole, selbstbewusste Paula entstanden. Selbst der Typ vom Nebentisch, geschätzte Sechzehn und nicht übel aussehend, versucht seit fünf Minuten mit mir zu flirten. Innerlich flattere ich wie eine Fledermaus und wären meine Fingernägel nicht schon bis zum Fleisch runter gekaut, würden sie heute definitiv draufgehen.
„Sollen wir noch etwas trinken?“ Nina deutet auf unsere leeren Gläser.
„Ne, lieber nicht. Ich habe schon einen Wassermagen. So langsam könnte dein Ritter auch endlich einmarschieren. Wir sitzen jetzt schon seit fast zwei Stunden hier“, jammert Ida. „Bist du dir sicher, dass er kommt?“ wendet sie sich an Nina.
„Ich kann doch nicht Hellsehen. Lilly hat gesagt, er würde immer dienstags gehen und heute ist Dienstag.“
„Wir können auch abhauen“, schlage ich vor. Meine Nervosität hat ihren Höhepunkt erreicht. Es ist einfach nur blöd unentwegt auf den Eingang zu starren.
„Lass uns noch zehn Minuten warten, dann gehen wir. Mein Hintern ist schon ganz platt gesessen.“
„Guck mal, wer da kommt“, flüstert Nina in diesem Moment aufgeregt.
Unsere Köpfe fliegen Richtung Tür.
„Oh, Levin und Nils. Mit dem habe ich jetzt gar nicht gerechnet.“ Das überfordert mich jetzt total und verstärkt mein Chaos im Kopf. Immer und immer wieder bin ich meine Tim-versus-Levin Liste durchgegangen und konnte mich beim besten Willen nicht entscheiden. Wer hat mein Herz denn nun mehr verdient? Levin ist spitze, es kribbelt, doch Tim hat Hausrecht in meinem Pumporgan. Ihn jetzt einfach aufzugeben so kurz
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