Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
vorm Ziel, wäre wie bei einem Marathon die letzten Meter einfach nicht mehr weiterzulaufen.
Levin erspäht uns sofort. Zielstrebig steuert er unseren Tisch an, begrüßt uns erstaunt. „Hey, das ist ja eine Überraschung. Doch nicht beim Hopstraining?“
„Ist ausgefallen“, erwidere ich knapp. Es ist unangenehm ihn anlügen zu müssen, dafür ist er viel zu nett. „Wir wollten auch gerade gehen.“ Meine Aufmerksamkeit gilt wieder der Eingangstür, durch die jetzt ständig neue Leute rein strömen.
Levin folgt meinem Blick „Wartest du auf jemanden?“ erkundigt er sich freundlich.
„Ach, nö, eigentlich nicht.“
Er erzählt von seinem Tag, doch ich kann mich auf seine Worte nicht konzentrieren, bin zu angespannt. Was ist, wenn Tim jetzt herein marschiert? Verkrampft blicke ich zu meinen Freundinnen. „Ich muss jetzt gehen“, sage ich aus einer Kurzschlussreaktion heraus, schnappe meine Sachen und nicke Ida und Nina zu. Sie kapieren und springen schnell von ihren Sitzen.
Levin schüttelt unverständlich den Kopf. „Was ist denn auf einmal mit dir los?“
„Nichts, ich muss einfach nur gehen.“ Meine Stimme ist schrill, meine Bewegungen zu hektisch. Wie ein aufgescheuchtes Huhn, versuche ich dieser blöden Situation zu entkommen. Das halten meine Nerven einfach nicht aus.
„Wir müssen wirklich los“, versucht Nina zu retten, was zu retten ist und setzt ihre liebenswürdigste Miene aus.
Levins Gesichtsausdruck verdüstert sich. „Schon klar“, stößt er ärgerlich hervor. „Dann lasst euch mal nicht aufhalten. Man sieht sich.“
„Hallöchen, das ist ja cool, das ich euch treffe. Ich dachte schon, ich bin alleine hier“, flötet Louisa plötzlich neben uns.
„Die Herrschaften wollten gerade gehen, aber Nils und ich sind ja da. Setz dich doch“, meint Levin sanft und würdigt mich keines Blickes mehr. Louisa lässt sich nicht lange bitten. Sofort schmeißt sie sich neben ihn und klimpert mit ihren zugespachtelten Wimpern.
„Tschüss dann“, sage ich kleinlaut. Levin erwidert nichts und wendet sich demonstrativ Louisa zu. Wir gehen.
Mit der Hand auf der heruntergedrückten Klinke, werfe ich einen kurzen Schulterblick zurück. Levin schaut mir nicht mal hinterher, ist total mit Louisa beschäftigt. Da fällt sie zu, die Tür zu seinem Herz. Verspielt! Vergeigt! In Grund und Boden versaut! Noch ehe ich weiter darüber nachdenken kann, was für einen Bock ich da gerade geschossen habe, wird die Tür von der anderen Seite aufgerissen, ich stolpere aus dem Café, verliere das Gleichgewicht, paddel wild mit den Armen und bekomme eine Jacke zu fassen, an der ich mich instinktiv festkralle. „Tut mir leid“, versuche ich mich zu entschuldigen. Umständlich richte ich mich auf und falle augenblicklich in Leichenstarre. In der Jacke steckt Tim! Perplex blicke ich ihn in voller Breitseite ins Gesicht, meine Hände lösen sich im Zeitlupentempo vom beigen Stoff. Für den Bruchteil eines Momentes scheint die Zeit still zu stehen, keiner rührt sich, keiner sagt etwas. Tim unterbricht das Standbild, streicht wortlos über seine Jacke, so, als würde er ein fieses Insekt entfernen.
Nina schiebt mich wie ein lebloses Stück Fleisch an ihm vorbei.
Mechanisch setze ich einen Schritt vor den anderen und gebe den Weg für ihn und seine Jungs frei.
„Mensch Tim, du haust echt jede Frau aus den Schuhen“, johlt einer der Typen, bevor sie ins Café drängen. Arschlochfreund ist auch dabei, ich höre seine widerliche Lache heraus. Die Tür schließt sich hinter ihnen.
„Und jetzt?“ Ida findet als erstes ihre Stimme wieder. „Das war er doch, oder?“
Ich bejahe stumm.
„Lass uns wieder reingehen. Wir haben nicht umsonst so lange auf ihn gewartet.“
Mir wird schummrig. Verhält man sich so, wenn man verliebt ist? Statt mir liebevoll wieder auf die Beine zu helfen, hat er seine Jacke abgewischt als hätte ich Marmeladenhände.
„Der will doch im Leben nichts von mir.“
„Wenn du nicht rein gehst, wirst du es nie erfahren. Das ist jetzt die Chance Nägel mit Köpfen zu machen.“
„Ich glaube, Ida hat Recht. Du musst es endlich herausfinden, ihn ansprechen. Dein Horoskop…“
„Jetzt hör auf mit diesem blöden Horoskop. Das stimmt doch alles nicht und außerdem war das die Zeitung von letzter Woche. Die Sterne haben sich längst wieder verstellt.“
„Ich könnte hinten am Kiosk schnell die neue BRAVO…“
„Nein!“ unterbreche ich Nina scharf.
„Aber dann
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