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Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Titel: Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Hesse
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zu. Haben sich hier alle gegen mich verschworen?
     
    Levin deutet auf den freien Platz und ich lasse mich etwas schüchtern neben ihm nieder. Eine Weile sitzen wir schweigend da und beobachten, wie Nils seine Runden auf den Rollen dreht.
    „Du warst letztens so schnell weg“, setzt Levin schließlich an.
    „Wegen Ninas Anruf.“
    „Und? Hat sich das Ballett gelohnt?“
    „Ja, war nett.“
    „Tanzt du auch?“
    „Ida und ich sind im Jazzdance Verein, machen auch Hip Hop, Street Dance und so. Ballett liegt mir nicht.“
    „Kannst du Inlinern?“
    „Nö. Im Winter gehen wir manchmal Eislaufen und ich hatte früher Rollschuhe, aber auf Inlinern habe ich noch nie gestanden.“
    „Dann wird es wohl Zeit, dass ich es dir mal beibringe. Wir sehen uns ja jetzt sicher öfter, oder?“ Seine stahlblauen Augen strahlen mit den Zahnpastareklame Zähnen um die Wette. Ob seine Mutter auch so lange nachgeputzt hat?
    „Hoffe ich zumindest“, legt er vieldeutig nach.
    Ich schmelze wie Vanilleeis in der Sonne. „Klar“, ist das einzige was mir einfällt.
     
    Ich bin froh, als die anderen wieder kommen und ich mich mit meinem Eis beschäftigen kann. Zwischendurch begutachte ich Levin immer wieder von der Seite. Er ist nett. Ach was, er ist mehr als nett, er ist super. Wie sympathisch und locker er sich mit meinen Freundinnen unterhält. Dennoch habe ich das Gefühl, er wäre nur mit mir hier. Immer wieder streift er mich wie zufällig mit der Hand, rückt näher, wenn er mit mir redet und schaut mich sehr, sehr oft, sehr, sehr lange an. Es fühlt sich unglaublich toll an.
     
    Nina haut nach einer Stunde zum Tanztraining ab. Das Studio liegt in der Nähe und so bringen Ida und ich sie noch bis zur Straße.
    „Er ist wahnsinnig süß“, schwärmt Nina, sobald wir um die Ecke gebogen sind. „Und wie er dich die ganze Zeit angeschaut hat.“
    „Du bist ein echter Glückspilz. Ich wünschte, Florian wäre nur halb so interessiert an mir.“ Idas Frustfrosch ist im Laufe des Tages die Leiter ganz nach oben geklettert. Heute früh wollte sie Florian vor der Schule abpassen, hatte sich extra eine Stunde früher aus dem Bett geschält, weil er schon um kurz nach Sieben mit dem Rad losfährt. Auf mysteriöse Art und Weise ist er ihr dennoch entkommen.
    „Der geht mir doch absichtlich aus dem Weg“, schimpfte Ida und war kurz davor ihm eine gesalzene sms zu schicken. Wir konnten sie gerade noch davon abhalten und trichterten ihr die BRAVO Gebote nochmals genau ein.
    „Warum bringst du nicht deinen Freund mal mit?“, hatte Laura auch noch unpassender Weise auf den Weg in die Stadt gefragt. Wenn man genau hingeschaut hätte, wären einem die dicken Rauchschwaden, die sich aus Idas Ohren schlängeln, sofort aufgefallen.
    „Das hat sich erledigt“, flechte sie nur durch die Zähne, worauf Laura nur zerknirscht, „Oh“, von sich gab und das Thema nicht weiter vertiefte.
     
    „Viel Spaß noch. Du musst mir später unbedingt alles erzählen. Vielleicht sehen wir uns ja nach dem Training noch. Ich fahre mit dem Vier Uhr Bus vom Busbahnhof nach Hause.“ Ida umarmt uns noch kurz und rennt dann leichtfüßig über die Straße. Wir schlendern zu den anderen zurück.
    „Levin versucht bestimmt dich zum Abschied zu küssen“, mutmaßt Ida.
    „Meinst du?“
    „Mensch, der Typ ist so hot. Ich beneide dich wirklich. Wie wirst du reagieren?“
    „Ich weiß nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ Nachdenklich knabbere ich an meinen Fingernägeln. Natürlich habe ich darüber gegrübelt, was wäre wenn er mich küssen würde,- so ungefähr die halbe Nacht und die gesamten sechs Schulstunden durch. Bei meinem letzten und einzigen richtigen Kuss habe ich mich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
     
    Unsere Tanzlehrerin hält uns im Unterricht immer an, unsere Bewegungen im Spiegel zu verfolgen, damit wir sehen, wie wir wirken. Diesen Rat bin ich bis in die Nacht gefolgt. Immer und immer wieder bin ich auf meinen großen, goldumrahmten Spiegel zugegangen, habe versucht einen lockeren und sexy Blick hinzukriegen, während ich mit gespitzten Lippen auf mein Spiegelbild zuschritt, den Kopf beugte und einen Kuss nach dem anderen auf die kalte Platte hauchte. Den Part mit der Zunge musste ich gedanklich üben, aber wenn das Entree stimmt, dann wird der Rest auch noch hinhauen.
     
    Die Frage, ob ich meinen Kopf eher nach rechts oder nach links abknicke und wohin ich mit meinen Händen soll, erübrigt sich. Kaum am Marktplatz

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