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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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Adcock – die Präsidentin des Theaterclubs und, wie wir alle wissen, Earl jr.’s richtige Mutter – spielen die Rollen von Hamlets Daddy und Momma.
    Die Bühnenmusik wurde von unserer Essie Rue Limeway beigesteuert, die vor allem die Fechtszenen noch aufregender gestaltete.
    Übrigens, Vesta sagt, sie würde für nächstes Jahr ein Historienspiel schreiben – »Die Geschichte von Whistle Stop«. Wenn irgendjemand interessantes Material beisteuern kann, soll er’s ihr schicken.
    Dot Weems

P FLEGEHEIM R OSE T ERRACE
    O LD M ONTGOMERY H IGHWAY , B IRMINGHAM , A LABAMA
    26. Januar 1986
    Evelyn hielt sich nur lange genug auf, um ihre Schwiegermutter höflich zu begrüßen, dann eilte sie in den Besuchersalon, wo ihre Freundin wartete.
    »Nun, wie geht’s Ihnen heute, Schätzchen?«
    »Gut, Mrs. Threadgoode. Und Ihnen?«
    »Auch gut. Haben Sie sich diese Stresstabletten gekauft?«
    »Oh ja.«
    »Und haben Sie Ihnen geholfen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Das freut mich.« Als Evelyn in ihrer Handtasche kramte, fragte die alte Dame: »Was haben Sie denn diesmal mitgebracht?«
    »Drei Päckchen Rosinen für uns zwei – falls ich sie finde …«
    »Rosinen? Wunderbar!« Mrs. Threadgoode beobachtete, wie Evelyn in ihrer Tasche wühlte. »Meine Liebe, fürchten Sie nicht, dass Ameisen da hineinkriechen könnten, wenn Sie all das süße Zeug mit sich herumschleppen?«
    »Daran habe ich noch nie gedacht.« Evelyn fand, was sie gesucht hatte, außerdem eine Packung Pfefferminzbonbons.
    »Danke, Schätzchen. Ich liebe süße Sachen. Früher aß ich so gern Honigbonbons, wissen Sie, diese Dinger, die einem die Zähne ausreißen können, wenn man nicht aufpasst.«
    Eine schwarze Pflegerin namens Geneene kam herein und hielt Ausschau nach Mr. Dunaway, der seine Beruhigungspillen nehmen musste. Aber wie üblich saßen nur die beiden Frauen da. Nachdem sie gegangen war, sagte Mrs. Threadgoode, es sei doch merkwürdig, dass die Haut von Farbigen so viele verschiedene Schattierungen habe. »Zum Beispiel Onzell, Big Georges Frau … Die hatte einen Pekannuss-Teint, rote Haare und Sommersprossen. Sie sagte, ihrer Momma sei fast das Herz gebrochen, weil sie den rabenschwarzen George geheiratet habe. Aber sie konnte nicht anders, weil sie ihn liebte. Und George war wirklich der schwärzeste Kerl, den man sich vorstellen kann. Onzell bekam Zwillinge. Jasper war so hell wie sie. Artis so schwarz, dass er einen blauen Gaumen hatte. Onzell beteuerte, sie würde kaum glauben, dass so was Schwarzes aus ihr rausgekrochen sei.«
    »Ein blauer Gaumen?«
    »Oh ja, meine Liebe. Schwärzer kann man gar nicht sein. Dann wurde Willie Boy geboren, und der war wieder so hellhäutig wie sie, mit grünen Augen. Sein richtiger Name lautete Wonderful Counselor, direkt aus der Bibel, aber wir nannten ihn Willie Boy.«
    »Wonderful Counselor? Daran erinnere ich mich nicht. Stammt das wirklich aus der Bibel?«
    »Klar. Onzell zeigte uns die Stelle. ›Und er wird heißen Wunderbarer Ratgeber – Wonderful Counselor.‹ Onzell war sehr religiös. Sie sagte, wann immer sie irgendetwas bedrücke, müsse sie nur an ihren süßen Jesus denken und das Herz würde ihr aufgehen wie diese Buttermilchbiskuits, die sie oft backte. Dann kam Naughty Bird auf die Welt, so schwarz wie ihr Daddy, mit dickem Kraushaar, aber ohne blauen Gaumen.«
    »Erzählen Sie mir bloß nicht, dieser Name sei auch in der Bibel zu finden!«
    Mrs. Threadgoode lachte. »Großer Gott, nein, Schätzchen! Sipsey meinte, das Mädchen würde wie ein dünner kleiner Vogel aussehen. Sobald die Kleine rumkrabbeln konnte, stahl sie ständig Buttermilchbiskuits aus der Küche. Und weil sie so schlimm war, nannte Sipsey sie Naughty Bird. Da fällt mir ein, sie glich tatsächlich einer winzigen Amsel … Nun, so war das jedenfalls, zwei schwarze und zwei hellhäutige Kinder in derselben Familie. Komisch, jetzt wo ich dran denke – hier in Rose Terrace gibt’s keine Farbigen außer den Putzfrauen und ein paar Pflegerinnen und Pflegern. Eine ist sehr klug, eine ausgebildete Krankenschwester. Sie heißt Geneene, ein süßes, aufgewecktes Ding, redet gern groß daher. Sie erinnert mich an Sipsey, die war auch so ein unabhängiger Geist.
    Bis zur ihrem Todestag wohnte die alte Sipsey zu Hause. Und da will ich auch sein, wenn’s soweit ist – bei mir daheim. Ich möchte nicht ins Krankenhaus. Wenn man da in meinem Alter reingebracht wird, fragt man sich immer, ob man je wieder rauskommt. Außerdem glaube

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