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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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eine wunderhübsche Cleome geschenkt. Es wäre so nett gewesen, wenn Sie Mrs. Hartman kennengelernt hätten. Ihre Tochter gießt meine Geranien. Ich hab’ ihr alles von Ihnen erzählt …«
    Evelyn versicherte, sie bedauere sehr, dass sie nicht früher gekommen sei, und überreichte Mrs. Threadgoode den rosa Napfkuchen, den sie am Morgen in der Waites-Bäckerei gekauft hatte. Die alte Dame bedankte sich erfreut, und während sie den Kuchen aß, bewunderte sie ihre Topfpflanze. »Ich mag Cockerspaniels – Sie auch? Nichts auf der Welt macht einen fröhlicher, als so einen Hund zu beobachten. Ruths und Idgies kleiner Junge hatte einen, und wann immer dieser Cockerspaniel einen Bekannten sah, rannte er im Zickzack heran und wedelte mit dem Schwanz, als wäre man jahrelang verschwunden gewesen, sogar dann, wenn man grade nur um die Ecke gegangen und gleich wieder zurückgekommen war. Eine Katze tut so, als wäre man ihr völlig egal. Manche Menschen sind genauso. Sie laufen vor einem weg und lassen sich nicht lieb haben. Idgie war so jemand.«
    »Wirklich?«, fragte Evelyn erstaunt und biss in ihren Napfkuchen.
    »Oh ja, Schätzchen. Als sie die High School besuchte, machte sie alle Leute verrückt. Meistens schwänzte sie die Schule, und wenn sie da war, trug sie immer nur die schäbigen alten Hosen und Hemden, die Buddy gehört hatten. Statt in der Schule zu sitzen, rannte sie lieber mit Julian und seinen Freunden im Wald herum, ging jagen und angeln. Alle mochten sie, Jungs und Mädchen, Weiße und Farbige, alle wollten mit Idgie zusammen sein. Sie hatte dieses breite Threadgoode-Grinsen, und wenn sie grade in Stimmung war – oh, wie sie einen zum Lachen bringen konnte! Wie gesagt, sie besaß Buddys Charme … Aber irgendwas war an ihr dran, das an ein wildes Tier erinnerte. Sie ließ keinen zu nah an sich rankommen. Wenn sie glaubte, jemand würde sie zu sehr mögen, lief sie einfach in den Wald. Sie brach die Herzen reihenweise. Sipsey meinte, das Mädchen sei so geworden, weil Momma Threadgoode während der Schwangerschaft Wildfleisch gegessen habe. Deshalb sei eine kleine Heidin auf die Welt gekommen.
    Und als Ruth dann zu uns zog, änderte sich Idgie so schnell, dass man’s kaum fassen konnte.
    Ruth stammte aus Valdosta in Georgia, und in jenem Sommer kam sie zu uns, um Mommas Wohlfahrtsaktivitäten in der Kirche zu leiten. Sie kann nicht älter als einundzwanzig oder zweiundzwanzig gewesen sein, mit kastanienrotem Haar und braunen Augen und langen Wimpern. Und so sanft und süß, dass sich alle auf Anhieb in sie verliebten … Man konnte einfach nicht anders. Sie gehörte nun mal zu diesen besonders zauberhaften Mädchen, und je näher man sie kannte, desto netter fand man sie.
    Zuvor hatte sie ihr Zuhause nie verlassen, und zuerst war sie ein bisschen schüchtern und ängstlich bei uns in Whistle Stop. Das verstehe ich, denn sie hatte keine Geschwister. Die Eltern hatten Ruth erst im fortgeschrittenen Alter bekommen. Ihr Daddy war Priester drüben in Georgia, und ich glaube, sie wurde ziemlich streng erzogen.
    Sobald die Jungs, die noch nie einen Fuß in die Kirche gesetzt hatten, dieses Mädchen erblickten, gingen sie plötzlich jeden Sonntag hin. Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, wie hübsch sie aussah. Zu allen Leuten war sie freundlich, und sie faszinierte vor allem Idgie. Die muss damals fünfzehn oder sechzehn gewesen sein.
    Während der ersten Woche nach Ruths Ankunft saß Idgie einfach nur im Zedrachbaum und starrte runter, wenn das Mädchen im Haus aus und ein ging. Bald fing sie an, sich zu produzieren, hing an einem Ast, mit dem Kopf nach unten, warf den Football in den Hof oder kam nach Hause, ein Bündel Fische über der Schulter – im selben Moment, wo Ruth die Kirche verließ und die Straße überquerte.
    Julian behauptete, sie habe gar nicht geangelt und die Fische ein paar farbigen Jungs unten am Fluss abgekauft. Er machte den Fehler, das vor Ruth zu sagen. Das kostete ihn ein gutes Paar Schuhe, die Idgie noch in derselben Nacht mit Kuhmist ausstopfte.
    Eines Tages wandte sich Momma an Ruth: ›Würdest du mein jüngstes Kind bitte veranlassen, sich wie ein menschliches Wesen an den Tisch zu setzen und zu essen?‹
    Ruth ging in den Garten, wo Idgie im Baum saß und ihr Detektiv-Heftchen las, und fragte, ob sie so nett sein könnte, heute Abend am Tisch zu essen. Idgie schaute sie nicht an, erwiderte aber, sie würde sich’s überlegen. Wir saßen bereits und hatten das Tischgebet

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