Grüne Tomaten: Roman (German Edition)
Birmingham zum Kiddyland Park, und dann gingen sie ins Five Points Theater. Dort sahen sie: »Ich war ein Flüchtling aus der Chain Gang.« Allen hat es sehr gut gefallen.
Im Café liegt ein Schrumpfkopf von einem südamerikanischen Kopfjäger auf der Theke. Idgie sagt, es handle sich um ein echtes Stück. Wer will, soll sich’s anschauen.
Gibt es jemanden, der einen Schnarcher kurieren kann? Wenn ja, kommen Sie bitte in mein Haus, meine andere Hälfte ist drauf und dran, mich in den Wahnsinn zu treiben. Vielleicht schicke ich ihn nachts zu den Hunden hinaus. Einer seiner alten Hunde schnarcht genauso wie er. Neulich erklärte ich ihm, das müsse in der Familie liegen. Ha, ha.
Die Belohnung für die Ergreifung von Railroad Bill wurde erhöht. Manche Leute glauben, er stammt aus dieser Gegend. Die große Frage lautet: Wer ist Railroad Bill? Ich würde sogar Wilbur verdächtigen, aber der ist zu faul, um mitten in der Nacht aufzustehen.
Der Elchclub ernannte Reverend und Mrs. Scroggins’ Sohn Bobby zum Jungen des Jahres, und wir wissen, wie stolz sie sind.
Dot Weems
PS: Meine andere Hälfte kam schon wieder ohne einen einzigen Fisch vom Angelausflug des Dillgurkenclubs zurück, aber mit einer Menge Giftsumach an den Kleidern. Er behauptet, das sei Idgies Schuld, weil sie ihm gesagt habe, er solle sich dorthinsetzen. Ruth erzählte, Idgie habe auch ziemlich viel von dem Zeug abgekriegt.
W HISTLE S TOP , A LABAMA
25. März 1940
Stump schaltete alle Lampen im Hinterzimmer aus, lag auf dem Boden neben dem Radio und hörte »Der Schatten«. Er bewunderte, wie der Ring, den er sich hatte schicken lassen, im Dunkel leuchtete, und schwenkte die Hand umher, fasziniert von der unheimlichen grünen Glut. Die reife Männerstimme im Radio sagte: »Das Unkraut des Verbrechens trägt bittere Früchte … Verbrechen lohnen sich nicht …« Darauf folgte wahnwitziges Gelächter. »Ha! Ha! Ha!!!«
In diesem Augenblick kam Idgie aus dem Café herein, knipste das Licht an und erschreckte ihn fast zu Tode. »Stell dir vor, Stump, soeben hat mir Grady erzählt, morgen würde Mr. Pinto mit dem Sieben-Uhr-fünfzig hier durchfahren, auf dem Weg zu seiner Beerdigung. Und drüben im Rangierbahnhof wechseln sie die Züge.«
Er sprang auf, sein Herz klopfte wie rasend. »Mr. Pinto? Der richtige Mr. Pinto?«
»Ja. Er bleibt nur ein paar Minuten hier, hat Grady gesagt. Nur so lange, bis sie ihn in den anderen Zug geschafft haben. Ich würde gern mit dir hingehen, aber ich muss deine Mutter nach Birmingham fahren wegen dieser Kirchenangelegenheit, die sie dort zu erledigen hat. Aber falls du Mr. Pinto sehen willst – Grady sagte, du sollst um halb sieben dort sein, aber niemandem was erzählen, sonst kommt die halbe Stadt hin.«
»Okay, ich verrat’ nichts.«
»Und, Stump – um Himmels willen, sag deiner Mutter nicht, dass du’s von mir weißt.«
»Okay.« Da er zum Geburtstag eine Brownie-Kamera erhalten hatte, fragte er, ob er ein Bild von Mr. Pinto machen könne.
»Du wirst nur seinen Sarg sehen, aber wenn du ein Foto davon haben willst, das ist sicher möglich. Aber frag Grady vorher, verstanden?«
»Klar.«
Er rannte zu Peggys Haus, um sie mit dem Privileg seiner Informationen über Mr. Pinto zu beeindrucken, der nach einer langen knallharten Schießerei bei einer Hütte im Norden Alabamas endlich erwischt worden war. Dabei waren drei Polizisten gestorben. Pinto wurde zusammen mit seiner Freundin Hazel festgenommen, genannt »die Mörderin mit dem Flammenhaar und dem Herzen aus Stahl«, die im Baldwin County eigenhändig einen Gesetzeshüter zur Strecke gebracht hatte. Als man den Verbrecher zum Tode verurteilte, prangte in ganz Alabama die Schlagzeile: »Mr. Pinto muss in der großen gelben Momma Platz nehmen!«
So hieß der elektrische Stuhl im Folsom-Gefängnis, der im Lauf der Jahre angeblich schon mehrere hundert Leute ins Jenseits befördert hatte. Aber diesmal hatte es sich um ein ganz besonderes Ereignis gehandelt.
Als Stump das Doktorhaus erreichte, saß Dr. Hadley auf der Vorderveranda und erklärte, Peggy sei drinnen und helfe ihrer Mutter, das Geschirr zu spülen. Also ging Stump in den Hinterhof und wartete.
Endlich kam Peggy heraus und ließ sich tatsächlich – wie erhofft – von den Neuigkeiten beeindrucken, die er zu berichten hatte. Dann erteilte er ihr seine Anweisungen. »Morgen früh komme ich zu dem Baum hier und gebe dir dieses Zeichen.« Er pfiff dreimal, um den Ruf einer Virginischen Wachtel
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