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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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für eine Minute täuschen. Da müssen Sie schon früher aufstehen, wenn Sie Curtis Smoote reinlegen wollen. Als ich das erste Mal hier war, wusste ich sofort, dass ich Sie schon irgendwo gesehen habe, aber es fiel mir nicht ein. Also führte ich ein paar Telefongespräche, und gestern erinnerte ich mich wieder an Sie.«
    Er lehnte sich zurück, aß weiter und ließ Idgie nicht aus den Augen. Ohne mit der Wimper zu zucken, wartete sie, bis er weitersprach.
    »Also, ich holte mir eine beeidigte Aussage von diesem Jake, der in Bennetts Haus arbeitet. Der erzählte, eine Frau, auf die Ihre Beschreibung passt, der große Schwarze da hinten und noch ein paar Typen seien plötzlich aufgetaucht, um Bennetts Frau mitzunehmen. Und der Nigger bedrohte Bennett mit einem Messer.« Smoote zog ein Stück dunkles Fleisch aus seinem Sandwich, legte es auf den Teller und betrachtete es. »Außerdem war ich an jenem anderen Tag hinten im Friseursalon, und ich hörte zusammen mit ein paar anderen, wie Sie Bennett mit Mord bedrohten. Wenn ich mich dran erinnere, werden es die übrigen Zeugen auch noch wissen.« Er nahm einen Schluck von seinem Saft und wischte sich mit einer Papierserviette den Mund ab. »Nun, ich will nicht behaupten, dass Frank Bennett mein guter Freund ist – oh nein. Meine älteste Tochter lebt in einer Hütte am Stadtrand mit einem Kind von ihm. Und ich hab’ gehört, was draußen in seinem Haus so alles passiert ist. Ich glaube, es gibt eine ganze Menge Leute, die ihm keine Träne nachweinen würden, wenn er tot wäre. Aber wenn er’s ist – nun, ich fürchte, da werden Sie eine Menge Arger kriegen, Mädchen. Denn wie aus dem offiziellen Bericht hervorgeht, haben Sie ihn zweimal gesehen. Und ich kann Ihnen schon jetzt verraten – schwarz auf weiß sieht das gar nicht gut aus. Wir reden hier von Mord, Mädchen, und der verstößt ganz erheblich gegen die Gesetze. So was kann man nicht ungestraft machen.«
    Lässig lehnte er sich zurück. »Also – natürlich nur hypothetisch gesprochen – an Ihrer Stelle würde ich mir Folgendes überlegen: Es täte mir verdammt gut, wenn diese Leiche gar nicht auftauchen oder wenn nichts gefunden würde, was Bennett gehört hat. Ich käme auch zu dem Schluss, wie empfindlich es mir schaden könnte, sollte irgendjemand bezeugen, Bennett sei hier gewesen – Sie verstehen. Und wenn ich klug wäre, würde ich selbstverständlich dafür sorgen, dass nichts gefunden wird.« Er schaute auf, um festzustellen, ob Idgie zuhörte. Das tat sie. »Es wäre zu schade, wenn ich wiederkommen und Sie und Ihren Nigger auf Verdacht hin verhaften müsste. Das wäre verdammt schlimm für mich, aber ich würde es tun, denn ich vertrete das Gesetz und habe geschworen, es stets zu verteidigen. Das Gesetz kann man nicht besiegen. Begreifen Sie das?«
    »Ja, Sir«, antwortete Idgie.
    Nachdem er seinen Standpunkt klargemacht hatte, zog er einen Vierteldollar aus der Tasche, warf ihn auf den Tisch, setzte seinen Hut auf und verkündete, nun müsse er gehen. »Vielleicht hat Grady recht, und Bennett wird irgendwann in den nächsten Tagen daheim auftauchen. Aber ich rechne nicht damit.«

V ALDOSTA G AZETTE
    7. Januar 1931
    T OD EINES E INHEIMISCHEN BEFÜRCHTET
    Die Suche nach Frank Bennett, 38, zeitlebens Einwohner von Valdosta und seit dem frühen Morgen des 1. Dezember im vergangenen Jahr vermisst, wurde offiziell eingestellt. Im Zuge der ausgedehnten Suchaktion, von Detective Curtis Smoote und Detective Wendell Riggins durchgeführt, wurden auch Leute in weitentfernten Gebieten wie Tennessee und Alabama nach Bennetts Verbleib befragt. Weder Bennett noch der Lieferwagen, den er zum Zeitpunkt seines Verschwindens fuhr, konnten gefunden werden.
    »Wir haben jeden Stein umgedreht«, sagte Officer Smoote heute in einem Interview. »Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«

T HE W EEMS W EEKLY
    (W HISTLE S TOP , A LABAMA , W OCHENBLATT )
    19. März 1931
    T RAURIGE N EUIGKEITEN FÜR UNS ALLE
    Nachdem sie im Vorjahr ihren Daddy verloren hatten, mussten Leona, Patsy Ruth, Mildred und Edward Threadgoode erneut eine betrübliche Heimreise antreten – zum Begräbnis ihrer Mutter.
    Nach der Zeremonie gingen wir alle ins Threadgoode-Haus. Die ganze Stadt musste erschienen sein, um Momma Threadgoode die letzte Ehre zu erweisen. Nun, die Hälfte der Leute war praktisch unter diesem Dach aufgewachsen. Nie werde ich die schönen Zeiten vergessen, die wir dort verlebten. Stets gab Momma uns das Gefühl, willkommen zu

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