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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Flagg
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Freundin.«
    »Könnte unser Mann wegen dieser Eva hergekommen sein?«
    Grady aß seinen Kuchen und musterte das Foto, das auf dem Tisch lag. »Nie im Leben.«
    »Warum nicht?«, beharrte der Dünne.
    »Nun, er ist nicht ihr Typ.«
    Wieder lachten die drei, und sogar Wendell Riggins kicherte, wenn er auch nicht wusste, warum.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Officer Smoote. »Nicht ihr Typ?«
    Grady legte seine Gabel auf den Teller. »Ich will Ihre Gefühle nicht verletzen, und den Burschen auf dem Foto kenne ich gar nicht, aber er sieht ein bisschen weichlich aus. Findest du nicht auch, Smokey?« Der Angesprochene stimmte zu, und der Sheriff erläuterte: »Um die Wahrheit zu sagen, Jungs – den würde Eva nur einmal kurz anschauen und in den Fluss werfen.«
    Neues Gelächter klang an, und Smoote blinzelte Idgie wieder an. »Nun, Sie wissen sicher, wovon Sie reden.«
    »Das sind einfach nur Tatsachen des Lebens«, entgegnete Grady und blinzelte Idgie und Smokey an. »Nach allem, was ich so höre, seid ihr Jungs drüben in Georgia ein bisschen schwach auf der Brust.«
    Smokey grinste. »Das hab’ ich auch gehört.«
    In seinen Sessel zurückgelehnt, klopfte sich Grady auf den Bauch. »Jetzt wollen wir uns wieder auf den Weg machen. Vor Einbruch der Dunkelheit müssen wir noch einiges erledigen.« Er steckte das Foto ein.
    Als alle aufgestanden waren, begann Officer Riggins: »Danke für den Kuchen, Mrs. …«
    »Idgie.«
    »Mrs. Idgie. Er war köstlich. Nochmals vielen Dank.«
    »Keine Ursache.«
    Grady holte seinen Hut. »Den siehst du hier bestimmt wieder. Morgen kommen wir zum Barbecue.«
    »Okay, ich freu’ mich auf euch.«
    Der Sheriff schaute sich um. »Übrigens, wo ist Ruth?«
    »Drüben bei Momma. Sie ist krank.«
    »Ja, das hab’ ich gehört. Tut mit leid. Also, bis morgen.« Und dann ging er mit seinen beiden Begleitern zur Tür.
    Obwohl es erst halb fünf Uhr nachmittags war, schimmerte der Himmel metallgrau, mit Silberstreifen im Norden. Soeben hatte ein Winterregen eingesetzt, dünn und eiskalt. Nebenan war das Schaufenster von Opals Friseurladen bereits mit blinkenden Weihnachtslichtern geschmückt, die sich im nassen Asphalt des Gehsteigs spiegelten. Drinnen fegte Opals Friseuse gerade den Boden, Weihnachtsmusik drang aus dem Radio. Opal zupfte die Frisur ihrer letzten Kundin Mrs. Vesta Adcock zurecht, die an diesem Abend ein L & N-Bankett in Birmingham besuchen wollte. Die Türglocke klingelte, als Grady mit den zwei Männern eintrat und seinen offiziellen Ton anschlug: »Opal, können wir dich kurz sprechen?«
    Entsetzt blickte Vesta Adcock auf, wickelte sich den geblümten Frisierumhang enger um die Schultern und brüllte: » Was um alles in der Welt …«
    Ebenso erschrocken, lief Opal zu Grady, einen grünen Kamm in der Hand. »Hier kannst du nicht reinkommen, Grady Kilgore. Das ist ein Friseurladen für Damen. Männer dürfen nicht rein. Was ist denn los mit dir? Hast du den Verstand verloren? Verschwinde! Sofort! Was für eine verrückte Idee!«
    Der einsneunzig große Sheriff und die zwei Beamten aus Georgia stolperten alle übereinander, während sie sich zur Tür hinausdrängten. Schließlich erreichten sie den Gehsteig, und Opal starrte sie durch das beschlagene Fenster an.
    Grady schob Frank Bennetts Foto wieder in die Tasche. »Da drin war er jedenfalls nicht, das steht verdammt noch mal fest.«
    Die drei klappten die Kragen hoch und überquerten die Gleise.

W HISTLE S TOP C AFÉ
    W HISTLE S TOP , A LABAMA
    21. Dezember 1930
    Drei Tage nachdem die beiden Polizisten aus Georgia sich im Café zum ersten Mal nach Frank Bennett erkundigt hatten, kam der dünne – Curtis Smoote – wieder, um einmal Barbecue und einen Orangensaft zu bestellen.
    Als Idgie ihm alles in seine Nische brachte, meinte sie: »Zusammen mit Grady und Ihrem Partner werden Sie noch mein ganzes Barbecue aufessen. Das ist heute die zehnte Portion, die ihr drei insgesamt hattet.«
    Er blinzelte sie an und bat mit seiner hohen, nasalen Stimme: »Setzen Sie sich doch.«
    Idgie schaute sich um. Im Lokal war nicht viel los, und so nahm sie Platz. Er biss etwas von seinem Sandwich ab und musterte sie eingehend. »Wie geht’s?«, fragte sie. »Haben Sie den Mann schon gefunden?«
    Nun blickte er sich ebenfalls um, dann beugte er sich über den Tisch zu ihr, das Gesicht scharfkantig wie ein Rasiermesser. »Mich halten Sie nicht zum Narren, Mädchen. Ich weiß, wer Sie sind. Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten mich auch nur

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