Grünes Gift
früher, als Sie sich vorstellen können.«
»Okay!« rief Beau und klatschte laut in die Hände. »Ihr könnt weiter machen. Bringen wir es zu Ende.«
»Gut, daß Dr. Hoffman hier ist«, sagte Alexander. Beau nickte. Er hatte die Unterbrechung bereits vergessen. Im Augenblick war er mit seinen Gedanken bei Cassy.
»Eine Frage«, wandte er sich an seinen Assistenten. »Ist es Ihnen schon gelungen, diese Frau ausfindig zu machen, von der ich Ihnen erzählt habe?«
»Cassy Winthrope«, entgegnete Alexander. Er wußte sofort, wen Beau meinte. »Nein. Sie konnte nicht lokalisiert werden. Offenbar ist sie doch keine von uns.«
»Hmm«, brummte Beau nachdenklich. »Ich hätte sie nicht aus den Augen lassen dürfen, nachdem sie uns diesen Überraschungsbesuch abgestattet hat. Keine Ahnung, warum ich sie überhaupt habe gehen lassen. Müssen wohl rudimentäre Überreste menschlicher Romantik gewesen sein. Peinlich, daß ausgerechnet mir so etwas passiert. Aber nichtsdestotrotz, finden Sie sie!«
»Kein Problem«, erwiderte Alexander. »Wir werden Sie aufspüren.«
Auf der letzten Meile kamen sie nur noch mühsam voran, doch mit Jesses Geländewagen konnten sie den tiefen Furchen in der unbefestigten Straße einigermaßen ausweichen. »Hinter der nächsten Kurve haben wir es geschafft«, sagte Jesse.
»Gott sei Dank!« stöhnte Sheila.
Schließlich machte der Wagen einen letzten Ruck und blieb vor einer Blockhütte stehen, die von riesigen Pinien umgeben war. Durch die dichten Nadeln fielen erstaunlich helle Sonnenstrahlen auf das Dach.
»Wo sind wir denn hier gelandet?« fragte Sheila. »In Timbuktu?«
»Wohl kaum«, entgegnete Jesse. »Die Hütte hat Stromanschluß, Telefon, Fernseher, fließendes Wasser und eine Toilette mit Spülung.«
»Klingt ja wie ein Vier-Sterne-Hotel«, stellte Sheila fest.
»Ich finde die Hütte wunderschön«, bemerkte Cassy.
»Kommen Sie«, forderte Jesse sie auf. »Ich zeige Ihnen das Haus von innen. Auf der Rückseite liegt der See.« Sie quälten ihre steifen Glieder aus dem Wagen. Sheila und Nancy taten sich besonders schwer. Jeder schnappte sich sein spärliches Gepäck, Jonathan nahm seinen Laptop. Die Luft war frisch und rein und von Pinienduft erfüllt. Eine leichte Brise strich durch die Baumwipfel. Ringsherum zwitscherten Vögel.
»Wie sind Sie denn dazu gekommen, sich diese Hütte zu kaufen?« fragte Pitt, während sie die Treppe zur Veranda hinaufgingen. Die Pfosten und die Balustrade waren aus Baumstämmen, die Stufen aus dicken Brettern.
»Wir sind oft zum Angeln hierher gekommen«, erwiderte Jesse. »Annie hat für ihr Leben gern geangelt. Mir lag zwar nicht soviel daran, aber nachdem sie gestorben war, habe ich es nicht übers Herz gebracht, die Hütte zu verkaufen, obwohl ich in den letzten Jahren nur noch sehr selten hier gewesen bin.«
Er schloß die Haustür auf und sie gingen hinein. Es roch etwas muffig. Sie standen in einem hohen Raum, der von einem großen Kamin dominiert wurde. Rechts gab es eine kleine Kochecke mit einer Wasserpumpe und einem Waschbecken aus Speckstein. Links befanden sich zwei Schlafzimmer. Rechts neben dem Kamin führte eine Tür ins Bad.
»Wirklich hübsch hier«, stellte Nancy fest.
»Und es ist tatsächlich am Ende der Welt«, fügte Sheila hinzu.
»Einen besseren Ort hätten wir kaum finden können«, sagte Cassy.
»Am besten lüften wir erstmal«, schlug Jesse vor. In der nächsten halben Stunde machten sie es sich in der Hütte so bequem wie möglich. Sie hatten sich unterwegs reichlich mit Lebensmittel eingedeckt. Die Männer luden das Auto aus, die Frauen verstauten die Sachen in den Schränken.
Obwohl es nicht kalt war, bestand Jesse darauf, ein Feuer anzuzünden.
»Damit kriegen wir die Feuchtigkeit schneller aus den Wänden«, erklärte er. »Und heute abend werden wir froh sein, wenn das Feuer schon brennt. Nachts wird es hier draußen selbst in dieser Jahreszeit ziemlich kalt.« Schließlich ließen sie sich alle auf den Sofas und den um den Kamin plazierten Kapitänssesseln nieder. Pitt hatte Jonathans Laptop eingeschaltet.
»Hier dürfte uns ja wohl kaum etwas passieren«, stellte Jonathan fest. Er öffnete eine Tüte Chips und begann zu knabbern.
»Für eine Weile müßte es gutgehen«, stimmte Jesse ihm zu. »Meinen Kollegen habe ich nie etwas von dieser Blockhütte erzählt. Aber leider sind wir nicht hier, um Urlaub zu machen. Das Virus verbreitet sich gerade auf der ganzen Welt, und wir wissen immer noch
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