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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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heran und nahm sie in die Arme. Er wollte sie trösten und wärmen. Wie Jesse prophezeit hatte, war es empfindlich kühl geworden, nachdem die Sonne untergegangen war.
    »Es fällt mir wirklich schwer, Beau zu vergessen, aber ich muß es tun. Ich fürchte, der Beau, den ich kannte, existiert nicht mehr. Es kommt mir so vor, als ob er gestorben wäre.«
    »Vielleicht gelingt es uns ja, einen Antikörper zu entwickeln«, versuchte Pitt sie zu trösten und sah ihr in die Augen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie zu küssen, aber er traute sich nicht.
    »Ja, ja«, winkte Cassy ab, »und morgen kommt der Weihnachtsmann.«
    »Bitte, Cassy«, flehte Pitt und schüttelte sie sanft an der Schulter. »Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
    »Wer sagt denn, daß ich aufgebe?« entgegnete Cassy. »Ich versuche lediglich, mich so gut es geht mit der Realität abzufinden. Ich liebe den alten Beau immer noch und werde ihn wahrscheinlich immer lieben. Aber peu á peu ist mir noch etwas anderes bewußt geworden.«
    »Was denn?« fragte Pitt mit unschuldiger Miene. »Mir ist bewußt geworden, daß ich auch dich immer geliebt habe«, erwiderte Cassy. »Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen. Aber als wir damals miteinander ausgegangen sind und es ein ständiges Hin und Her mit uns war, hatte ich das Gefühl, daß du dich nicht ernsthaft für mich interessierst. Es kam mir so vor, als wolltest du keine feste Beziehung eingehen. Deshalb habe ich meine eigenen Gefühle wohl nicht weiter hinterfragt. Aber in den letzten Tagen habe ich meine Meinung geändert. Inzwischen glaube ich, daß du damals doch in mich verliebt warst.«
    Sie hatte Pitt so aus der Seele gesprochen, daß er über das ganze Gesicht strahlte. »Eins kann ich dir versichern«, stammelte er. »Wenn du jemals gedacht hast, daß ich mich nicht für dich interessiere, dann hast du so falsch gedacht, wie es falscher nicht geht.«
    Es wurde immer dunkler, und die beiden sahen sich schweigend an. Trotz ihrer fatalen Lage überkam sie plötzlich ein starkes Glücksgefühl. Es war ein magischer Augenblick, doch leider hielt er nicht lange an. Eine helle Stimme gellte durch die Dunkelheit.
    »He, Leute!« brüllte Jonathan zum See hinunter. »Kommt mal hoch! Ich hab’ was Interessantes für euch!« Das Schlimmste befürchtend, rannten Pitt und Cassy zur Hütte zurück. Sie stürmten ins Haus und glaubten ihren Augen nicht zu trauen, als sie sahen, daß Jonathan Fernsehen guckte. Er lag auf dem Sofa und hatte lässig ein Bein über die Lehne gehängt. Dazu stopfte er in regelmäßigen Abständen eine Handvoll Chips in sich hinein.
    »Hört mal!« sagte er mit vollem Mund und zeigte auf die Mattscheibe.
    »… alle sind sich einig, daß der Präsident dynamischer und energiegeladener ist denn je. Um mit den Worten eines Mitarbeiters des Weißen Hauses zu sprechen: ›Der Mann ist wie umgewandelt‹.«
    Plötzlich mußte die Moderatorin kräftig husten. Sie entschuldigte sich und fuhr fort: »Unterdessen hat die seltsame Grippe einen Großteil der Hauptstadt unseres Landes lahmgelegt. Einige hochrangige Beamte des Kabinetts sowie wichtige Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses haben die sich rasch ausbreitende Krankheit nicht überlebt. Natürlich trauert das ganze Land um Senator Pierson Cranmore, der ebenfalls der Grippe erlegen ist. Als langjähriger Diabetiker hat er vielen chronisch kranken Menschen in unserem Land Mut gemacht.«
    Jonathan nahm die Fernbedienung und schaltete den Ton ab. »Klingt so, als hätten sie einen Großteil der Regierung unter Kontrolle.«
    »Das haben wir ja schon befürchtet«, entgegnete Cassy. »Was ist mit der Zusammenfassung, die wir heute nachmittag geschrieben haben? Ich dachte, du wolltest den Text über das Internet verschicken.«
    »Habe ich längst erledigt«, erwiderte Jonathan. Er beugte sich zu dem Beistelltisch hinüber und drehte den darauf stehenden Laptop so, daß Cassy den Bildschirm sehen konnte. Das Verbindungskabel zum Telefonanschluß war bereits eingestöpselt.
    »Es ist soweit«, sagte er.
    »Dann schick den Bericht raus!« Cassy war ganz aufgeregt. Jonathan drückte auf die entsprechende Taste, und eine erste Warnung sowie eine Zusammenfassung der bedrohlichen Ereignisse jagte über die gigantische elektronische Datenautobahn hinaus in die Welt. Die Botschaft war im Internet.

 
    Kapitel 16
    10.30 Uhr
    B eau saß in der Bibliothek. Vor ihm befanden sich etliche Fernsehmonitore, der er dort

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