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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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weitere Gewebeproben entnehmen.«
    »Richtig«, sagte Dr. Lapree. »Ich hatte vergessen, der Leiche eine Knochenmarkprobe zu entnehmen. Aber damit wollte ich lediglich meine Theorie erhärten, daß der Mann einer akuten radioaktiven Strahlung ausgesetzt war.«
    »Wenn die Leiche tatsächlich weggeschafft wurde, um Sie an dieser letzten Untersuchung zu hindern, klingt das so, als würde einer ihrer Mitarbeiter dahinterstecken«, stellte Jesse fest.
    »Das haben wir uns auch schon gedacht«, gestand Dr. Lapree, »und deshalb schon angefangen, jeden zu befragen, der Zugang zu der Leiche hatte.«
    »Was für ein verzwickter Fall«, seufzte Jesse. »Der Gedanke an meinen Ruhestand erscheint mir immer verlockender.«
    »Bitte geben Sie uns Bescheid, wenn Sie irgend etwas in Erfahrung bringen«, bat Vince. »Selbstverständlich«, versprach Dr. Lapree.
     
    Jonathan schloß die Tür seines Schließfachs und verriegelte sie. In diesem Halbjahr fand der Sportunterricht immer in der letzten Schulstunde statt, was ihn ziemlich ärgerte. Er zog es vor, zwischen zwei Unterrichtsstunden Sport zu haben, als kleine Verschnaufpause zwischen den eher akademischen Fächern sozusagen.
    Er verließ die Turnhalle durch eine Seitentür und ging hinaus auf den Schulhof. In einiger Entfernung sah er eine Gruppe von Kindern, die sich um den Fahnenmast versammelt hatte. Als er näher kam, hörte er, daß sie jemanden anfeuerten, doch erst als er direkt unter dem Mast stand, sah er, was im Gange war. Ein Junge aus der neunten Klasse, den Jonathan flüchtig kannte, war gerade dabei, den Mast hinaufzuklettern. Er hieß Jason Holbrook. Jonathan kannte ihn, weil er im Freshman-Basketball-Team mitgespielt hatte.
    »Was ist denn hier los?« fragte Jonathan seinen Klassenkameraden Jeff, der das Geschehen ebenfalls verfolgte. »Ricky Javetz und seine Kumpels haben ein paar Neuntklässler gefunden, die sie schikanieren können«, erwiderte Jeff. »Der Kleine muß den Adler oben auf dem Mast berühren, sonst darf er nicht Mitglied der Gang werden.«
    Jonathan hob eine Hand, um sich vor der grellen Nachmittagssonne zu schützen. »Der Mast ist verdammt hoch«, stellte er fest. »Bestimmt fünfzehn, wenn nicht sogar zwanzig Meter.«
    »Und er ist oben ziemlich dünn«, fügte Jeff hinzu. »Ich möchte nicht an seiner Stelle sein.«
    Jonathan sah sich um. Er wunderte sich, daß noch kein Lehrer aufgekreuzt war, um dem Unfug ein Ende zu machen. In diesem Moment verließ Cassy Winthrope den Nordflügel und trat auf den Hof. Jonathan stieß Jeff in die Rippen. »Da kommt unsere sexy Hospitantin.«
    Jeff drehte sich um. Wie fast immer trug Cassy ein weites, einfaches Baumwollkleid. Da von hinten die Sonne durch das Kleid schien, konnten die Jungen die Silhouette von Cassys Körper erahnen; sogar die Umrisse ihres hoch geschnittenen Slips konnten sie ausmachen.
    »Ist ja der reinste Wahnsinn«, staunte Jeff. »Was für einen Hintern die hat!«
    Fasziniert sahen die beiden Cassy nach, die nun in der Schülermenge verschwand und kurz darauf neben dem Fuß des Fahnenmastes wieder auftauchte. Sie stellte ihre Aktentasche auf den Boden, formte ihre Hände zu einem Sprachrohr und rief Jason zu, er solle sofort herunterkommen. Die Schüler bekundeten ihren Unmut und begannen sie auszupfeifen.
    Jason hatte bereits drei Viertel der Strecke erklommen und zögerte etwas. Der Mast begann schon zu schwanken. Er hatte die Höhe deutlich unterschätzt.
    Cassy sah sich um. Die Schüler hatten einen dichten Kreis um den Mast gebildet. Die meisten von ihnen gingen in die oberen Klassen und waren deutlich größer als sie. Unwillkürlich mußte sie daran denken, daß in den Vereinigten Staaten täglich Lehrer von ihren Schülern attackiert wurden. Sie sah wieder zu dem Fahnenmast hinauf. Von unten war das Schwanken deutlich zu sehen.
    »Hast du mich nicht gehört?« setzte Cassy noch einmal an, ohne sich um die Schülermeute zu scheren. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt. »Komm sofort da runter!« Im nächsten Augenblick spürte sie, wie sie jemand am Arm berührte. Sie fuhr zusammen. Verblüfft starrte sie in das lüstern grinsende Gesicht von Mr. Partridge. »Sie sehen ja heute ganz besonders reizend aus, Miss Winthrope!«
    »Ein Schüler klettert gerade den Fahnenmast hoch«, entgegnete sie und befreite ihren Arm von Mr. Partridges Hand.
    »Ich weiß«, sagte Mr. Partridge belustigt, während er den Kopf nach hinten neigte und den inzwischen ziemlich verängstigten

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