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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Augen recht gut aus. Einen Augenblick überlegte sie, wie sie sich ihm gegenüber wohl verhalten würde, wenn er zwanzig Jahre älter wäre.
    »Ich habe hier etwas, das Sie interessieren dürfte«, sagte Pitt und reichte ihr einen Ausdruck aus dem Labor.
    Sheila nahm das Blatt und warf einen Blick darauf. »Was ist das?«
    »Das sind die Blutwerte der Diabetikerin, die gestern hier gestorben ist«, erwiderte Pitt. »Die Werte dürften Sie verblüffen, sie sind nämlich normal. Sogar der Blutzucker.« Sheila sah sich die Auflistung genauer an. Pitt hatte recht. »Ich bin auf die Werte von dem Mann gespannt, der gerade gestorben ist«, sagte er. »Nach allem, was ich gelesen habe, gibt es eigentlich keinen Grund für die schweren Anfälle der Patientin von gestern.«
    Sheila war baff. Sie hatte im Rahmen des kombinierten Praxis- und Studienprogramms noch nie einen College-Studenten erlebt, der sich so interessiert gezeigt hatte. »Ich verlasse mich darauf, daß Sie mir auch die Werte des heutigen Patienten besorgen.«
    »Gerne«, entgegnete Pitt.
    »Haben Sie eigentlich eine Ahnung, warum der Warteraum so voll ist?« fragte Sheila.
    »Ich glaube, ja«, erwiderte Pitt. »Wahrscheinlich sind die meisten Leute erst nach der Arbeit gekommen. Sie klagen alle über Grippebeschwerden. Wie man den Krankenblättern von gestern und heute eindeutig entnehmen kann, leiden sie alle unter den gleichen Symptomen. Ich glaube, Sie sollten sich das mal ansehen.«
    »Aber es ist Grippezeit«, stellte Sheila fest. »Da muß man mit so etwas rechnen.« Sie war überrascht; Pitt schien wirklich mitzudenken.
    »Auch wenn Grippezeit ist«, entgegnete Pitt. »Dieser Ausbruch ist irgendwie außergewöhnlich. Ich habe mich schon im Labor erkundigt, ob sie etwas herausgefunden haben. Aber bisher ist noch keiner der Influenzatests positiv ausgefallen.«
    »Manchmal muß das Influenzavirus erst in Gewebekulturen angezüchtet werden, bevor es ein positives Testergebnis gibt«, erklärte Sheila. »Und das kann ein paar Tage dauern.«
    »Ja, das habe ich gelesen«, räumte Pitt ein. »Aber in diesem Fall finde ich das eher seltsam. Alle Patienten haben schließlich unter heftigen Infektionen der oberen Atemwege gelitten, da müßte das Virus doch in einer sehr hohen Konzentration vorhanden sein. So stand es zumindest in meinem Lehrbuch.«
    »Ich bin wirklich beeindruckt, wie eifrig Sie sind«, staunte Sheila.
    »Ich mache mir eben Sorgen«, erklärte Pitt. »Ich glaube, wir haben es mit einem neuen Virusstamm oder einer neuen Krankheit zu tun. Vor ein paar Tagen hat es meinen besten Freund erwischt, und er war ziemlich krank - aber komischerweise nur für ein paar Stunden. Für mich sieht das nicht nach einer gewöhnlichen Grippe aus. Hinzu kommt, daß er sich ungewöhnlich verändert hat. Er ist zwar wieder gesund, aber er benimmt sich sehr seltsam.«
    »Seltsam?« fragte Sheila. »Wie soll ich das verstehen?« Sie dachte an eine durch Viren verursachte Gehirnentzündung, eine bei Grippe eher selten auftretende Komplikation. »Er ist nicht mehr der alte«, erwiderte Pitt. »Er hat sich zwar nicht völlig verändert, aber er ist anders. Das gleiche scheint auch mit dem High School-Rektor passiert zu sein.«
    »Reden Sie von einer leichten Persönlichkeitsveränderung?« fragte Sheila.
    »Ja«, erwiderte Pitt. »Ich glaube, so könnte man es nennen.« Daß Beau auch stärker und schneller geworden war und in dem Krankenzimmer gelegen hatte, in dem Charlie Arnold gestorben war, verschwieg er; er fürchtete, dadurch seine Glaubwürdigkeit zu verlieren. Es machte ihn nervös, sich auf diese Weise mit Dr. Miller zu unterhalten. Er wäre niemals von sich aus an sie herangetreten.
    »Da fällt mir noch etwas ein«, sagte er. Da er sich so weit vorgewagt hatte, konnte er auch gleich alles rauslassen. »Ich habe mir noch einmal das Krankenblatt von dieser Diabetikerin vorgenommen, die gestern gestorben ist. Bevor sie den schweren Anfall bekam, hat sie unter Grippesymptomen gelitten.«
    Sheila starrte in Pitts dunkle Augen und überlegte. Plötzlich drehte sie sich um und rief nach Dr. Draper. Augenblicklich stand er vor ihr, und sie fragte ihn, ob Louis Devereau vor seinem Krampfanfall unter Grippesymptomen gelitten habe.
    »Ja, das hat er«, erwiderte Dr. Draper. »Warum fragen Sie?« Sheila ignorierte die Frage und wandte sich wieder an Pitt: »Wie viele Patienten haben wir bisher mit diesen Grippesymptomen behandelt? Und wie viele warten noch auf ihre

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