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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Stippvisite sehen folgendermaßen aus: Wir gehen durch den Haupteingang, wo Sie zunächst den Metalldetektor passieren müssen. Dann gehen wir direkt zu meinem Schreibtisch. Falls irgendjemand Sie ansprechen sollte, sagen Sie einfach, daß Sie mit mir da sind. Alles klar?«
    »Habe ich da drinnen etwas zu befürchten?« fragte Cassy. Sie hätte sich niemals träumen lassen, daß sie beim Betreten eines Polizeireviers einmal ein mulmiges Gefühl haben würde. »Überhaupt nicht«, beruhigte Jesse sie. »Was soll Ihnen da drin schon passieren.«
    Sie stiegen aus und betraten das Revier. Während Pitt und Cassy den Metalldetektor passierten, hörten sie, wie ein uniformierter Beamter am Empfang eine Frau abzuwimmeln versuchte. »Ja, ja. Wir schicken so bald wie möglich jemanden bei Ihnen vorbei. Ich weiß ja, daß Waschbären eine wirkliche Plage sein können. Aber leider sind wir im Moment total unterbesetzt. Bei uns grassiert die Grippe…«
    Ein paar Minuten später saßen sie an Jesses Schreibtisch. Das Großraumbüro war völlig verwaist. »Das sieht ja besser aus als ich dachte«, stellte Jesse fest. »Das Revier ist so gut wie unbesetzt.«
    »Genau der richtige Zeitpunkt, um eine Bank zu überfallen«, bemerkte Pitt.
    »Ich finde das überhaupt nicht witzig«, sagte Cassy. »Okay«, sagte Jesse und erhob sich. »Gehen wir zur Asservatenkammer. Nehmen Sie meine Uhr. Falls nötig, tun wir so, als wäre es ihre und ich müßte sie beschlagnahmen.« Pitt nahm die Uhr, dann gingen sie los.
    Die Asservatenkammer war abgeschlossen. Nur vom Flur aus fiel ein wenig Licht in den Maschendrahtkäfig. »Alles klar«, sage Jesse. Er kramte seinen Schlüssel hervor und schloß die Tür auf. Ein kurzer Blick auf den Boden verriet ihm, daß jemand die Scheiben und die anderen Gegenstände aufgehoben hatte, die er bei seinem Hechtsprung über den Tresen heruntergerissen hatte, als er Alfred zu Hilfe geeilt war.
    »Mist!« entfuhr es ihm.
    »Gibt es ein Problem?« fragte Pitt.
    »Jemand hat hier aufgeräumt und die Scheiben vermutlich in Umschläge gesteckt«, erwiderte Jesse. »Dummerweise stapeln sich hier die Kuverts, und alle sehen gleich aus.«
    »Und was wollen Sie jetzt tun?« fragte Pitt. »Sie alle öffnen«, erwiderte Jesse. »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben.«
    »Können wir Ihnen helfen?« fragte Pitt. »Ja, warum nicht«, erwiderte Jesse. »Sonst stehe ich ja die ganze Nacht hier.«
    Cassy und Pitt gingen zu Jesse hinter das Gitter und begannen ebenfalls Umschläge zu durchforsten. »Sie müssen hier irgendwo sein«, sagte Jesse gereizt. Eine Weile arbeitete jeder für sich. Keiner sagte ein Wort. Nach etwa fünf Minuten hob Jesse die Hand und flüsterte: »Hören Sie mal kurz auf.«
    Er meinte, Schritte gehört zu haben, und jetzt sah er auch, wer das Geräusch verursachte. Er mußte zweimal hinsehen, um sich zu vergewissern, daß es keine Fata Morgana war. Doch er hatte sich nicht geirrt. Der Captain kam den Flur entlang, und zwar direkt auf sie zu.
    Jesse duckte sich schnell. »Verdammt!« zischte er. »Der Captain ist im Anmarsch. Unter den Tresen und keinen Mucks!« Als die beiden sich versteckt hatten, erhob er sich. Schnell verließ er die Asservatenkammer und ging festen Schrittes über den Flur dem Captain entgegen.
    »Einer der Beamten vom Bereitschaftsdienst hat mich informiert, daß Sie hier sind, Kemper«, sagte der Captain. »Was, zum Teufel, haben Sie hier zu suchen? Es ist fast zwei Uhr morgens.«
    Jesse war versucht, die Frage zurückzugeben; immerhin war die Anwesenheit des Captains um diese Uhrzeit ebenso erklärungsbedürftig. Doch Jesse biß sich auf die Zunge und erwiderte statt dessen: »Ich habe zwei Jugendliche festgenommen und hatte noch etwas zu erledigen.«
    »In der Asservatenkammer?« fragte der Captain und sah Jesse über die Schulter.
    »Ja«, erwiderte Jesse. »Ich habe ein Beweisstück gesucht.« Dann wechselte er schnell das Thema: »Furchtbar, was Kinsella passiert ist, nicht wahr?«
    »Finde ich gar nicht«, erwiderte der Captain. »Er hatte doch diese chronische Blutkrankheit. Aber sagen Sie mal, Kemper, wie geht es Ihnen eigentlich?«
    »Mir?« fragte Jesse entgeistert. Wie sein Chef über den Tod von Kinsella redete, brachte ihn völlig aus der Fassung. »Natürlich meine ich Sie«, entgegnete der Captain. »Mit wem sollte ich sonst reden?«
    »Mir geht es bestens«, sagte Jesse. »Gott sei Dank.«
    »Ist ja merkwürdig«, grummelte der Captain. »Kommen Sie doch bitte

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