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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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war, das sich Mally Meggan nannte.
    »Sie hatte Hörner? « unterbrach Valenti ihre Beschreibung des Mädchens. »Du meinst, sie hatte richtige Hörner?« Ihm kam wieder das Mädchen in den Sinn, das ein paar Nächte zuvor neben ihm aus dem Baum gesprungen war. Er hatte bei ihm keine Hörner gesehen, aber damals hatte es auch einen Hut getragen. Einen breitrandigen Schlapphut - genau wie Alis wildes Mädchen.
    Ali nickte. »Aber nur sehr kleine - so wie Antilopen.«
    »Und sie lebt in der Wildnis?«
    »Jedenfalls hat sie das behauptet. Tief im Wald - nicht in einer Hütte oder einem Haus. Außerdem hat sie mir erzählt, daß ein Junge namens Tommy die Musik spielt, die wir immer hören ...«
    Sie informierte ihn über die weitere Unterhaltung, wobei sie allmählich wieder zu ihrer alten Art zurückfand. Erst als sie ihm schilderte, wie sie das Haus verließ und das Schlagen der Wagentüren hörte, wurde sie wieder nervös und senkte ihre Stimme. Sie mied Valentis Blick, als sie ihm erzählte, wie die Männer sie erwischt hatten, einer von ihnen behauptete, ihr Vater zu sein, und wie beide sie dann verfolgt hatten.
    »Und dann ... aber den Rest kennst du ja.«
    Bei diesen Worten richtete sie den Blick auf ihn, und er nickte. Der Hirsch hatte Shaws Wagen gerammt, Valenti Shaws Partner angeschossen - und dann waren die beiden Männer entkommen.
    »Glaubst du, daß er wirklich mein Vater ist?« fragte Ali.
    »Der Gedanke gefällt dir nicht sonderlich, stimmt’s?«
    Ali schüttelte ihren Kopf.
    »Ich will dir mal was sagen, Ali. Es ist egal, wer oder was deine Eltern sind. Wichtig ist nur das, was du aus dir selbst machst, verstehst du? Wenn du mit aller Kraft etwas willst - oder unbedingt etwas sein möchtest -, kann dich niemand aufhalten. Sicher kannst du dir bestimmte Dinge wie zum Beispiel Redensarten von den Leuten angewöhnen, bei denen du lebst. Aber nur weil dein Alter ein Stück Dreck ist, heißt das noch lange nicht, daß du auch schlecht bist.«
    »Mag sein, aber wieso sollte meine Mom ... du weißt schon ... wieso sollte sie einen solchen Burschen heiraten wollen?«
    Valenti zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Vermutlich war er noch nicht so, als sie sich zum ersten Mal begegneten. Menschen verändern sich - und nicht immer zum Guten. Und wenn das in einer Beziehung passiert, bleibt einem nichts anderes übrig, als sie zu beenden. Danach zu urteilen, was du mir erzählt hast, und so, wie ich deine Mutter, die ich wirklich für eine anständige Frau halte, bisher kennengelernt habe, hat sie genau das getan. Sie läßt sich nicht verschaukeln, von niemandem.«
    »Du kennst ihn, stimmt’s? Diesen Kerl, der behauptet, mein Vater zu sein.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »So, wie du redest.«
    »Yeah«, sagte Valenti gedehnt. »Ich kenne ihn. Er ist ein Ganove, ein mickriger Kerl, ein Klugscheißer. Aber das macht ihn nicht weniger gefährlich.«
    »Wenn er mein Vater ist, warum ist er dann nicht schon früher hinter mir her gewesen?«
    »Nun, darüber denke ich auch schon die ganze Zeit nach. Vermutlich hat er von dem Lottogewinn deiner Mutter erfahren. Wahrscheinlich denkt er, daß hier auch ein paar Bucks für ihn herausspringen könnten. Er will seinen Anteil daran.«
    Ali nickte. »Was ist passiert, nachdem ich weg war? Ich dachte, ich hätte Schüsse gehört ...«
    Valenti betrachtete sie sinnend. Sie hielt sich erstaunlich gut. Sicher war sie im Moment nicht das unbekümmerte Kind, das auf seinem Grundstück herumtollte, mit ihm spaßte und Witze erzählte. Doch ein mutiges Kind wie sie ließ sich nicht auf längere Zeit einschüchtern. Er beschloß, es ihr gleichzutun, solange er Gelegenheit dazu hatte. Es war möglich, sogar wahrscheinlich, daß er sie nach dem heutigen Abend nicht mehr wiedersah.
    »Sie haben versucht, mich und auch den Hirsch mit Blei vollzupumpen. Ich habe einen von ihnen getroffen, doch dann haben sie sich aus dem Staub gemacht, ehe ich sie richtig erwischen konnte.«
    Alis Augen wurden groß. »Du hast ... du hast wirklich versucht, sie umzubringen?«
    »Eine Pistole ist kein Spielzeug, Ali. Und das, was heute abend passiert ist, war auch kein Spiel. Wenn man eine Waffe trägt, sollte man auch jederzeit bereit sein, sie zu benutzen. Und wenn man sie benutzt, ist es verdammt noch mal besser, den Gegner zu töten, ehe er dich umbringt.«
    Die Spielregeln der Familie, dachte Valenti unfroh, ihm bei vielen Gelegenheiten eingetrichtert von seinem Freund Mario

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