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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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»Kannst du’s dir nicht denken?«
    Howie schüttelte den Kopf. Er wollte diesen Zauber nicht brechen. Mann, dachte er, das geschieht doch nicht wirklich mir?
    »Schön, als dein Hausarzt würde ich dir raten ...« Sie schwieg, zog langsam seinen Reißverschluß auf, ließ ihre Hand hineingleiten und griff nach seinem steifen Penis. »Ich glaube, du brauchst ein bißchen therapeutische Liebe - nur um dir deinen Lebenswillen wiederzugeben. Was meinst du?«
    Howie schluckte und nickte.
    »Natürlich«, fuhr Sherry fort und senkte den Kopf, »stehst du dann in meiner Schuld. Ich warne dich, denn ich hole mir immer, was mir zusteht ...«
    Howie lehnte sich zurück. Vielleicht hatte sie Mitleid mit ihm, vielleicht mochte sie ihn wirklich, vielleicht war sie auch nur high - ihm war es gleich. Er konnte immer noch nicht glauben, daß es wirklich passierte. Er wünschte sich, es würde nie enden.

    Zwei leere Pizza-Kartons lagen auf dem Boden. Der Mann und die beiden Frauen tranken Bier, teilten sich einen Joint und sahen zu, wie die Dämmerung langsam über den Calabogie Lake herabsank. Howie hatte nur leicht abgehoben. Immer wieder sah er zu Sherry hinüber und mußte daran denken, was sie miteinander getrieben hatten. Rasch schaute er zur Seite. Das Zwielicht erinnerte ihn wieder an den vergangenen Abend, an die Jagd auf Earls Kind, den Hirsch und alles andere - doch am meisten an die Musik.
    »Der Bursche, dem das Haus hier gehört ...«
    »Steve?«
    »Ja, Steve. Wann kommt er zurück?«
    »Ich glaube nicht, daß er heute abend herkommt«, sagte Sherry und wartete auf Lisas Bestätigung.
    Lisa schüttelte den Kopf. »Er hat was laufen heute abend - er und Max. Pam meint, sie kommt später vielleicht mit Eric heraus. Er hat von Johnnie Too-Bad ein Kraut abgestaubt - das reinste Dynamit, sage ich euch. Kennst du ihn vielleicht? Er ist einer von diesen Rastamännern mit den gedrehten Zöpfen.«
    »In Toronto kenne ich ’n paar von diesen Burschen«, nickte Howie. »Aber was ich euch fragen wollte: Habt ihr Mädchen vielleicht Lust auf ’ne Spazierfahrt?«
    Lisa lachte. »Um uns deinen Riesenbock anzusehen?«
    »Woher wußtest du, daß ich davon spreche?«
    »Ich weiß alles und sehe alles«, erwiderte Lisa. Sherry begann die Titelmelodie von The Twighlight Zone zu summen, und alle drei lachten.
    »Aber im Ernst«, sagte Howie nach ein paar Augenblicken. »Ich weiß nicht, ob wir den Bock zu sehen kriegen. Mann, ich weiß nicht mal, ob ich das Vieh überhaupt sehen will, aber die Musik ... Das war schon was. Das war wirklich was.«
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick.
    »Warum eigentlich nicht?« meinte Sherry.
    Lisa grinste. »Klar doch, warum nicht? Wird sicher ’n Spaß werden.«
    Eine halbe Stunde später fuhren sie die Straße nach Lanark hinunter. Howie hielt angestrengt nach der Abzweigung Ausschau. Er schwebte jetzt ziemlich hoch, war sich aber sicher, daß er den Ort wiederfinden würde. Sie rumpelten über eine Spurrinne in der Fahrbahn. Howie spürte den Stoß bis in die Schulter hinein, und schnell griff er nach dem Joint zwischen Sherrys Fingern. Ein paar Züge mehr konnten nicht schaden.
    Sie verpaßten natürlich die Abzweigung und landeten schließlich in Lanark. Es war fast schon ganz dunkel, als sie sie endlich erreichten. Diesmal waren sie von Süden gekommen, so daß Howie sich an den Landmarken orientieren konnte.
    »Da ist sie!« rief er. »Bieg hier ab.« Er lächelte Sherry zu, die neben ihm saß. »Es gefällt dir bestimmt«, fügte er hinzu.
    »Um nichts in der Welt möchte ich das verpassen«, sagte Lisa mit gespieltem Ernst. Sherry erwiderte nur sein Lächeln.
    Mann, dachte Howie. Er wußte nicht, was er da tat, aber er war sich sicher, daß er das Richtige tat, was zur Hölle das auch sein mochte.

KAPITEL ELF
    Als die Dämmerung ihren Schleier über den Tag warf, führte Lewis seine Besucher nach draußen. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Mücken summten um ihre Köpfe. Die Luft war schwanger vom Duft der Wiesen und Wälder. Den Chor der Frösche und das Zirpen der Grillen übertönte gelegentlich das tiefe Brummen einer Hummel.
    Mit Einbruch der Dunkelheit wurde Valenti immer nervöser. Er stützte sich schwer auf seinen Stock und fragte sich zum wiederholten Mal, ob es wirklich so klug von ihnen war, das ganze Theater mitzumachen. Der Anbruch der Nacht hatte etwas in seiner Seele aufgeweckt - eine Vorfreude auf das Flötenspiel, aber ebenso eine vage Beklommenheit und Furcht vor dem

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