Grünmantel
Teufel, sie wollten es doch schließlich alle, oder nicht? Doch das hier jetzt ... Die Musik war so traurig, daß es ihn innerlich schmerzte. Er sah zu Sherry hinüber und fragte sich, wie es sein mochte, wenn sie sein Mädchen wäre und ’n Kerl würde versuchen, seinen Schwanz in sie reinzustecken. Im gleichen Moment sah auch Sherry ihn an. Sie konnte den Ausdruck in seinem Gesicht kaum erkennen. Trotzdem ergriff sie seine Hand und drückte sie. Das verwirrte Howie nur noch mehr.
Plötzlich schüttelte er den Kopf, als wolle er wieder zu Sinnen kommen. »Besser, ich fahre die Wagen weg«, brummte er.
Seine Worte brachen den Zauber. Seine beiden Begleiterinnen halfen Frankie ins Haus, und er stieg in ihren Wagen und fuhr ihn auf die Straße. Was Earl wohl dazu sagen würde? Mann, war das alles ein Durcheinander! Aber warum zum Teufel soll ich mir Gedanken machen, was mit Earl ist? dachte er. Earl war nicht hier, und vielleicht, vielleicht war es endlich an der Zeit, daß er, Howie Peale, mal zur Abwechslung wirklich was für sich selbst tat.
Der Mann wartete, bis alle im Haus verschwunden waren, ehe er sich aus dem Schutz der Zedern löste und die Straße entlang auf Valentis Haus zuging. Er war sich nicht sicher, was er von dem eben Erlebten halten sollte. Sein Geist war immer noch erfüllt von der sanften, fernen Musik, die er gehört hatte. Sie hatte etwas mit ihm angestellt, diese Musik. Er hatte bemerkt, daß sie etwas in ihm geweckt hatte - sozusagen als Antwort darauf. Was das war, konnte er nicht sagen. Aber da war etwas.
Seine Armbrust schwenkend ging er die Straße entlang und versuchte sich auf den Job zu konzentrieren, der ihn hierhergeführt hatte. Es wurde Zeit nachzusehen, ob Tony Valenti inzwischen nach Hause gekommen war.
KAPITEL DREIZEHN
»Du meinst, die Straße endet genau an Valentis Grundstück?« fragte Louie, als Earl vom Highway 511 nach French Line abbog.
»Du sagst es«, antwortete Earl.
»Schön, für den Anfang wenden wir erst mal am Ende seiner Straße«, bestimmte Louie.
»Ich kapiere nicht, warum wir nicht direkt ...«
Louie schnitt Earl das Wort ab. »Das ist meine Party. Du brauchst nur zu kapieren, was ich sage, klar? Du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Du zeigst uns den Platz und verpißt dich dann, oder du bleibst dabei und verdienst dir vielleicht ’nen kleinen Bonus - aber nur, wenn du tust, was ich sage.«
Earl hatte keine Lust, ihm zu widersprechen. Sollte Louie ruhig denken, er, Earl, würde für ihn arbeiten. Sollte er sich doch wichtig machen und große Reden schwingen - kein Problem. Aber Earl würde es ihm nicht vergessen. Und wenn erst mal die Kolumbien-Sache, die er, Earl, mit dem alten Herrn dieses Burschen durchzog, über die Bühne gegangen war, nun, vielleicht konnten er und dieser Arsch neben ihm dann ihre kleine Unterhaltung von eben wiederholen. Doch dieses eine Mal würde Earl den Rand halten.
Er folgte der Abzweigung, die sie nach Lammermoor statt nach French Line brächte - wenn sie so weit führen. »Da hinten ist es«, brummte Earl und drosselte das Tempo.
Sie bogen ab und erreichten wenig später Frankies Haus.
»Ist das der nächste Nachbar?« fragte Louie.
Earl antwortete nicht sogleich. Er sah zum Haus hinüber, das hell erleuchtet war. Da drinnen lagen seine Bucks und warteten auf ihn. Alles, was er brauchte, war Frankies Unterschrift. Aber der zweite Wagen in der Einfahrt machte ihm Sorgen.
»He, hörst du mir überhaupt zu?«
Earl sah Louie an. »Sicher doch. Valentis Haus liegt nur ’ne halbe Meile weiter die Straße rauf am Ende von ’ner Sackgasse. Abgesehen von dem Haus, an dem wir vor ’ner Meile oder so vorbeigefahren sind, gibt es erst wieder am Rand von Lammermoor die nächsten Häuser.«
»Wie weit ist das?«
»Vielleicht zwei Meilen.«
»Und was ist mit dem Grundstück hier?« fragte Finger vom Rücksitz und deutete auf eine verfallene Holzhütte, die rechts vor ihnen auftauchte.
»Es ist verlassen - wie das andere Grundstück, an dem wir vor dem Abzweig zu Valentis Haus vorbeigekommen sind.«
»Schön. Ich krieg allmählich ’nen Überblick über die Gegend. Dreh um und setz mich am Ende von Tonys Straße ab«, befahl Louie.
Earl sah zu ihm hinüber. »Hör mal«, begann er, »wenn du ...«
»Dreh die Scheißkarre um und setz mich ab, okay?«
»Klar«, brummte Earl. »Kein Problem.«
Er wendete den Wagen und fuhr die Straße zurück. Als sie wieder an Frankies Haus vorbeikamen, drosselte er das Tempo. Die
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