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Grünmantel

Grünmantel

Titel: Grünmantel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles de Lint
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blieb geduldig. »Aber für Louie ist das jetzt ’ne Sache der Ehre. Er will ihn eigenhändig erledigen. Tony soll ihm in die Augen sehen und wissen, was die Stunde für ihn geschlagen hat. Und die Sache soll sauber über die Bühne gehen. Das wird ihm großen Respekt einbringen, wenn er die Angelegenheit richtig anpackt. Jeder Narr kann ’nen Mord begehen. Aber es braucht ’nen besonderen Kerl, um alles richtig zu machen. Sauber. Ohne Spuren - so daß nur die richtigen Leute wissen, was los war.«
    »Kann schon stimmen«, meinte Earl. Und fügte im stillen hinzu: Wenn man ’n Spaghetti ist und nichts im Kopf hat. Herrje. Ehre. Respekt. Was glauben diese Kerle eigentlich, wer sie sind?
    »Man muß schon zur Familie gehören, um zu verstehen, was ich dir gerade erzählt habe«, sagte Finger.
    »He, ich versteh das schon. Ich hab ’ne Menge Respekt vor deinem Boss. Er ist schon ’n Spezi. So was haben wir hier oben nicht.«
    Finger nickte erfreut bei dieser Antwort.
    Schluck’s nur, dachte Earl. Mann, Howie sollte diese Burschen mal erleben! Und da er gerade an Howie dachte, wurde ihm bewußt, daß er etwas für den Kumpel tun mußte. Er war zwar nur ’n kleiner Wurm. Trotzdem konnte er ihm nützlich sein. Er sollte Howie nach Ottawa zurückschicken und ihn von diesen italienischen Clowns fernhalten. War immer gut, jemanden im Hintergrund zu haben, von dem die anderen nichts wußten. Die Vorstellung, jederzeit den anderen ’ne Nasenlänge voraus zu sein, gefiel Earl.

    Auch Louie wollte Valenti eine Nasenlänge voraus sein. Ehe sie nach Lanark fuhren, hatte er kurz mit seinem Vater telefoniert und von dem Treffen mit dem Silberfuchs erfahren. Das komplizierte die Dinge allerdings und machte es um so notwendiger, daß der Mord nicht nach einem Mord aussah. Zumindest so lange, bis sie das Problem Papale gelöst hatten.
    Er folgte der Straße und hielt sich dabei auf dem Grasstreifen am Rand, um so wenige Geräusche wie möglich zu verursachen. Mücken umsummten seinen Kopf, doch nur wenige ließen sich darauf nieder. Aus der Tiefe der Wälder hörte er ein leises Geräusch wie Vogelgezwitscher, doch ehe er es genauer lokalisieren konnte, war es schon wieder verstummt. Er fragte sich kurz, welcher Vogel einen solchen Gesang anstimmen konnte, doch dann richtete er seine Gedanken wieder auf das eigentliche Problem.
    Ehe sie ihre Aktion planten, mußten sie wissen, ob Tony immer noch in der Gegend war - womit Louie kaum rechnete. Tony war kein Dummkopf. Aber vielleicht hatte er Earl nicht erkannt. Und selbst wenn Tony wußte, daß er entdeckt worden war, rechnete er vielleicht nicht damit, daß Earl seine Neuigkeit an die Familie weitergeben würde.
    Zum Teufel, ehe sie die Frage nicht geklärt hatten, konnten sie kaum etwas tun. Und aus dem Grund erledigte Louie den Job auch selbst. Wer den Mord ausführte, sollte ihn auch eigenhändig vorbereiten. Die Gegend auskundschaften, ein Gefühl für die Umstände bekommen. Herausfinden, wer wo wohnte und was die Leute tun würden. Sorgfalt in solchen Dingen hielt einen am Leben, nachdem der Job erledigt war. Je weniger Leute in die Sache verwickelt waren, um so besser.
    Seit dem Fiasko in Malta hatte er meist nur mit Dreifinger zusammengearbeitet. Es wäre einfach, die Gegend mit soldati zu überschwemmen, aber das machte keinen guten Eindruck - besonders dann nicht, wenn die anderen Familien davon erfuhren. Er konnte schon fast die hämischen Bemerkungen hören: ›He, habt ihr schon gehört, daß die Magaddinos Tony Valenti doch noch erwischt haben? Fucceri brauchte zwanzig Männer dafür - aber zum Teufel, sie haben den Job erledigt.‹
    Nein, dachte Louie, das wäre wirklich nicht gut. Außerdem stünden sich zu viele Männer nur gegenseitig im Weg. Wie in Malta. Schön, diesmal hätte Tony keinen Silberfuchs, der ihn aus dem Schlamassel rettete. Trotzdem - wenn er sich wirklich noch in der Gegend aufhielt, sollte es nur eine Sache zwischen ihnen beiden sein.
    Er sah jetzt die Lichter im Haus. Er machte die Ingram schußbereit und arbeitete sich durch die Hecke bis zur Wiese vor. Ein Mann, den er nicht kannte, saß beim vorderen Fenster. Wenige Augenblicke später kam Tony und setzte sich zu ihm.
    Louie grinste, als er Tonys Hinken bemerkte. Schätze, du hast mich noch nicht vergessen, was, Tony? Er schlug einen Bogen um das Haus und vergewisserte sich, daß die beiden allein waren. Dann ging er die Straße hinunter zurück zum Wagen. Allmählich fügte sich eins zum

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