Grünmantel
Jalousien waren heruntergelassen, doch er sah, wie sich dahinter Schatten bewegten. Feiere ruhig Partys - solange du noch kannst, mein Schatz, dachte er, als er den Wagen auf Valentis Haus zusteuerte.
»Willst du, daß ich mitkomme?« fragte Finger von hinten.
Louie schüttelte den Kopf. Er griff nach der Ingram, die zwischen ihm und Earl lag. »Das mache ich schon. Ich will mich nur mal ’n bißchen umsehen. Du fährst weiter, Earl, und holst mich in ’ner halben Stunde oder so wieder ab. Denkst du, du schaffst das?« Ehe Earl etwas darauf erwidern konnte, stieg er aus und warf die Tür zu.
»Hast mitgekriegt, was der Mann gesagt hat, oder?« brummte Finger.
Earl nickte und fuhr weiter. Vielleicht war’s ’n verdammter Fehler gewesen, Broadway-Joe anzurufen. Dieser ganze Valenti-Scheiß hielt ihn nur von seinem persönlichen Geschäft hier ab. Wen interessierte schon, ob Valenti draufging oder nicht. Für ihn war nur der Zaster wichtig, auf dem Frankie saß. Hatte er erst mal das Geld, blieb ihnen alle Zeit der Welt, die Sache mit Valenti zu erledigen. War ja schließlich nicht so, als hätte Louie ’n Monopol darauf, dem Kerl was heimzuzahlen.
Earl warf einen Blick in den Innenspiegel. Finger hatte sich bequem zurückgelehnt. Wüßte gern, was er machen würde, wenn wir seinen Boss einfach bei Valentis Haus zurückließen, dachte Earl. Vielleicht würde er dem Widerling ’ne Kugel durch den Kopf jagen, sobald er seinen Boss erledigt hatte. Verdammte Spaghetti-Fresser!
»Fahr ran«, sagte Finger plötzlich. Sie waren kaum eineinhalb Meilen von der Stelle entfernt, wo Louie ausgestiegen war.
»Wozu?«
»Wir geben ihm seine zwanzig Minuten oder so«, erklärte Finger. »Ich möchte aber in der Nähe sein für den Fall, daß sich doch was tut.«
»In dem Fall wird er wohl kaum anrufen oder sonst was machen«, brummte Earl, während er den Wagen an den Straßenrand fuhr.
Finger beugte sich vor und drehte die Zündung aus. »Ich möchte es hören können«, erklärte er, griff nach seinem Browning-Automatik-Gewehr und stieg aus.
»Wenn einer vorbeifährt und dich mit dem Ding da rumstehen sieht, wird er sich fragen, was das soll«, bemerkte Earl, als er ebenfalls ausstieg, sich neben Finger stellte und nach den Mücken schlug. Natürlich stürzten sie sich auf ihn, nicht auf den Spaghetti.
»Überlaß ruhig mir, wer was sieht«, erklärte Finger und ging ein Stück die Straße entlang.
Earl trottete hinter ihm her. Wenn er nicht gerade nach den Mücken schlug, steckte er beide Hände in die Taschen. Die Finger seiner Rechten lagen an seiner .38er. Bang! dachte er. Ich sollte euch beide jetzt und hier ins Jenseits befördern und Big Daddy Broadway-Joe einfach erzählen, daß Tony Valenti seinen Biß doch noch nicht verloren hat. Und ihm vielleicht - sozusagen als persönlichen Gefallen - versprechen, den Kerl für ihn aus der Welt zu schießen.
Earl grinste. Wäre da nicht die Sache mit dem Dope-Deal gewesen, wäre er jetzt echt in Versuchung geraten. Er würde diesen beiden Spaghettis auf der Stelle zeigen, daß man nicht unbedingt zu ’ner verdammten Familie gehören mußte, um im Leben weiterzukommen.
»Was für ’n Problem hat Louie denn mit Valenti?« fragte er Finger.
»Liegt schon ’ne Zeit zurück. Du weißt doch, daß Louie Tonys alten Job übernommen hat, oder?«
»Klar. Der erste Deal, den ich mit euch Jungs durchgezogen habe, lief über Valenti.«
»Ja, aber dann hat Tony den padrone umgelegt und ist untergetaucht. Leider hat er sich an den Ort geflüchtet, wo wir ihn auch gesucht haben - in das Haus von Mario Papale auf Malta. Man nannte ihn den Silberfuchs.«
»Muß vor meiner Zeit gewesen sein. Hab nie von ihm gehört.«
»Er war einer der Besten. Was soll’s? Louie flog rüber, um Tony in Papales Haus umzulegen. War sein erster Auftrag in seiner neuen Funktion, verstehst du?«
Earl nickte. »Und er hat die Sache geschmissen.«
»Was nicht so gut aussah. Trotzdem hat Louie seinen Weg gemacht. Aber da war immer noch diese eine kleine Sache. Er bekam allen Respekt, den ’n Mann sich verdienen kann, denn wenn er ’ne Sache in die Hand nimmt, wird sie auch erledigt. Keiner trug ihm den Malta-Fehlschlag nach, denn da hatte er es mit beiden zu tun, mit Tony und dem Fuchs. Trotzdem nagt die Geschichte immer noch an ihm, verstehst du? Daher will er jetzt die Sache ein für allemal erledigen - aus nächster Nähe und persönlich.«
»Ja, aber tot ist doch tot.«
»Stimmt.« Finger
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