Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
indirekte Rede zusammengefasst wird. Diese Entscheidung beeinflusst das Tempo der Szene, zudem kann der Erzähler eventuell Urteile abgeben, Einstellungen deutlich machen, die Redeweise beschreiben, Sentimentalität vermeiden oder die entscheidende Dialogzeile hervorheben.
Einen Text überarbeiten – Von der Rohfassung bis zum Feinschliff
Die Überarbeitung eines Textes ist ein Arbeitsschritt, der gerne, sehr gerne sogar, vernachlässigt wird. Die Niederschrift betrachten die meisten als den kreativen Akt, auf den es ankommt und die Korrektur und Politur als notwendiges Übel. Das kann daran liegen, dass der Autor sich noch immer gern im Geniegedanken sonnt, die ersten Ideen als ein nicht zu schlagendes Original betrachtet. Es kann an der Faulheit liegen oder an der Angst, dem eigenen Unvermögen ins Antlitz blicken zu müssen. Vielleicht weiß der Autor auch einfach noch nicht, welche Einzelheiten man in den Blick nehmen kann und was besser ist als gut.
Für Abscheu oder Furcht gegenüber der Überarbeitung gibt es keinen Grund. Der Autor Michael Kaplan nennt sie „geistige Theaterproben“, denn auch auf der Bühne wird bis kurz vor der Premiere, nicht selten noch danach, gefeilt, gestrichen, umgebaut, hinzugefügt. Nüchtern betrachtet wird gerade dieses Experimentieren mit dem Material reizvoll.
Um sich die Überarbeitung zu erleichtern, sollte man sich von vornherein darüber im Klaren sein, eine Erstfassung zu schreiben, auf die per definitionem noch weitere Fassungen folgen werden. Unbelastet davon alles sofort „richtig“ machen zu müssen, dürfte auf diese Weise eine unbefangenere, wahrscheinlich sogar bessere Fassung zustande kommen, als bei einer rigide auf den sofortigen Erfolg ausgerichteten Arbeitsweise. „Richtig“ ist sowieso eine unmögliche Kategorie, stattdessen geht es beim Schreiben darum, so effektiv wie möglich zu sein.
Der Textfriedhof
Streichen und Verwerfen tut immer weh, erleichtert wird der Trennungsschmerz, wenn besonders geliebte, jedoch unbrauchbare Textschnipsel in einer eigenen Datei abgelegt werden. Vielleicht kann man sie sogar später noch einmal verwenden, erst einmal zählt, dass sie weg sind. Noch schwieriger als der Verzicht auf einen schönen Satz gestaltet sich die komplette Neustrukturierung des Textes. Plötzlich müssen ganze Figuren und Erzählstränge verschwinden. Auch hier hilft es, alle Versionen zu behalten und jeder ein eigenes Existenzrecht zu verleihen. Obendrein kann man dann später durch den Vergleich der verschiedenen Versionen den Weg erkennen, den die Textgestaltung genommen hat, man kann die Verbesserungen feststellen und daraus Motivation und Erkenntnisse für die nächste Überarbeitung ziehen.
3 Phasen
Wie geht man vor? Als Erstes liest man den Text, der idealerweise eine Weile alleine vor sich hin meditieren durfte, einmal „naiv“, um einen Gesamteindruck zu gewinnen. Erst dann nimmt man einen Stift dazu, liest ihn noch einmal und notiert alles, was auffällt, an den Rand. Der nächste Lesegang wird laut ausgeübt und wieder mit Notizen begleitet. Nun erstellt man eine Liste der vorgefundenen Probleme, ordnet sie von schwerwiegend nach Kleinkram und arbeitet sie durch.
Die Überarbeitung verläuft in drei Schritten: Man überprüft die Bedeutung, die Struktur und den Stil. Zunächst vergleicht man, was man ursprünglich mit dem Text aussagen wollte und was der real existierende Text aussagt. Gegebenenfalls schließt sich die Frage an, was geändert werden muss, um beides in Einklang zu bringen. Falls gravierende Schritte notwendig sind, spart man sich die weitere Überarbeitung und bringt in einer neuen Fassung erst einmal dieses Problem in Ordnung. Ansonsten betrachtet man den Text mit den Augen des Lesers. Was erfährt er und in welcher Reihenfolge? Ist das sinnvoll oder lässt es sich optimieren? Welche Szenen fehlen und welche sind überflüssig?
Damit zusammen hängt auch die Frage nach der Spannungskurve. Spannung entsteht, wenn man den Sachverhalt kennt, ein Detail jedoch fehlt. Wie klar oder unklar ist die Situation für den Leser?
Ein wichtiger, strukturgebender Aspekt ist die Perspektive. Nun ist es an der Zeit zu überprüfen, ob sie optimal gewählt ist, welche Vorteile sich aus einer anderen ergeben würden und ob die Perspektive überhaupt lückenlos eingehalten wurde.
Wie sieht der Konflikt aus? Ist er deutlich zu erkennen und bedeutend genug?
Die szenische Darstellung – das
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