Grundlagen Kreatives Schreiben (German Edition)
bekannt. Nun können Sie ausrechnen, wie lange Sie für die Rohfassung Ihres Romanpojekts veranschlagen müssen.
Es gibt übrigens kein normales oder durchschnittliches Pensum für Schriftsteller. Daniel Kehlmann schreibt eine Seite pro Tag, andere nehmen sich fünf Seiten vor, manche zehn. Das hängt einerseits von der Zeit ab, die man erübrigen kann, andererseits von der Sorgfalt, die man in diese Seite investiert. Das Beispiel zeigt aber auch, wie machbar es ist, einen Roman zu schreiben. Nur eine einzige Seite am Tag und man hat ein Jahr später ein dickes Manuskript vor sich liegen!
Auf der Welle der Faszination reiten
Um einen langwierigen Schreibprozess möglichst schmerzfrei zu überstehen, ist auch die richtige Haltung zum Text wichtig. Machen Sie sich immer wieder klar, warum Sie diesen Roman schreiben. Was fasziniert Sie daran? Warum ist es wichtig für Sie? Was wollen Sie damit erreichen?
Zur richtigen Haltung gehört aber auch, ein nicht zu kompliziertes Anspruchsdenken zu haben. Versuchen Sie möglichst schnell die erste Fassung zu beenden, überarbeitet werden muss sie doch sowieso. Verlieren Sie sich nicht in perfektionistischen Kämpfen mit sich selbst, schließlich ist der Perfektionismus der schlimmste Feind des Autors.
Unterstützung von außen
Krisen und Zweifel gehören früher oder später zu jedem Schreibprozess. Am besten akzeptiert man sie als notwendiges Übel und bereitet sich darauf vor, sie durchzust ehen. Um noch einmal auf den Vergleich mit einem Marathon zurückzukommen: Besorgen Sie sich eine Jubelgruppe, die sie mit Anfeuerungsrufen ein paar Schritte lang begleitet und auch noch ein elektrolythaltiges Getränk reicht, wenn sie Ihre Erschöpfung sieht. Autoren brauchen Mitmenschen, die ihre Anstrengung richtig einschätzen und ihre Arbeit mögen, vielleicht sogar bewundern. Den Text brauchen sie dafür gar nicht zu kennen, allein die heldenhafte Tat, 250 oder 800 Seiten zu beschriften sollte gewürdigt werden. Wenn Autoren weinend neben dem Schreibtisch zusammenbrechen , brauchen sie nicht den Satz “Warum tust du dir das auch an?”, sie brauchen Menschen, die sie daran erinnern, warum sie dieses Buch schreiben, dass sie so eine Krise beim letzten Mal auch gemeistert haben und die sie an den Triumph der letzten Seite erinnern, die kommen wird. Nicht immer sind Verwandte und Freunde zu dieser Unterstützung fähig, oft helfen Schreibgruppen besser, weil deren Mitglieder die Situation aus eigener Erfahrung kennen.
Doch wie immer kann auch die Literatur helfen: Briefe und Tagebücher von Schriftstellern berichten von deren Schreibkrisen und auch Autorenbiografien können das richtige Buch sein, um neue Motivation und Inspiration zu schöpfen, oder Schreibratgeber. Darin findet man so schöne Stellen wie diesen Satz von Bonni Goldberg, der aus "Raum zum Schreiben" stammt:
"Solange Sie schreiben, können Sie nicht scheitern! Es gibt kein Versagen! Sie können nur Lernen."
Einen Text zu Ende schreiben – Zeitmanagement für Autoren
Man würde doch so gerne diesen Roman, die Dissertation, die Autobiografie … schreiben. Aber im Moment passt es nicht so gut, gerade gibt es so viele andere Dinge, die wichtig sind, aber später ganz bestimmt. Später, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird man diesen Text zu Ende schreiben.
Der richtige Zeitpunkt wird natürlich nie kommen, denn was in so einem Fall fehlt, ist weder die Zeit noch ein Musenkuss, es fehlt eine Deadline. Wenn wir gezwungen sind, etwas bis zu einem bestimmten Termin zu schreiben, dann funktioniert das auch, zwar oft unter Stress und Stöhnen, aber der Text wird fertig. Also müssen wir auch für unsere freien Texte, die nicht unter Zwang entstehen, eine Deadline initiieren. Bloß einen Termin festzulegen nützt leider nicht viel, denn wir wissen, dass wir ihn ohne Konsequenzen überziehen können. Also was tun?
Realistischen Termin finden
Zunächst einmal sollte der Termin der Deadline vernünftig und realistisch sein. Man überschlägt, wie lang der Text ungefähr werden wird, und rechnet aus, wie viel man pro Tag an wie vielen Tagen pro Woche schreiben kann, sodass die Arbeit angenehm bleibt. Statt in Arbeitsstunden nimmt man sich am besten eine bestimmte Wörter- oder Seitenzahl vor, sonst sitzt man am Ende bloß tatenlos die Arbeitszeit ab.
Wenn man auf diese Weise errechnet hat, wie lange man brauchen wird, schlägt man noch einmal 20 Prozent der Zeit für
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