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Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Titel: Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James L. Wilson
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Bei Strychnin, Arsen, Aflatoxin und Quecksilber handelt es sich auch um »natürliche« Substanzen, aber ich nehme an, dass Sie diese nicht gerade in Ihrem Körper haben wollen …

Kapitel 16 Nebennieren-Zellextrakte
    »Extrakte aus den Nebennieren werden zur Behandlung vieler Beschwerden empfohlen und erfolgreich angewendet, die mit einer schwachen Nebennierenfunktion einhergehen, wie zum Beispiel Asthenie [allgemeine Körperschwäche], Asthma, Erkältungen, Husten, Verbrennungen, Dyspepsie [schwache Verdauung], Addison-Krankheit im Frühstadium, Hypotonie [niedriger Blutdruck], Infektionen, ansteckende Krankheiten, Neurasthenie [Nervenschwäche], Tuberkulose, Benommenheit und Schwindelgefühl sowie Erbrechen während der Schwangerschaft.«
    H. R. Harrower (1939)
    Die Geschichte der Nebennieren-Zellextrakte
    Extrakte in flüssiger oder in pulverisierter Form aus Rinder-Nebennieren sind die älteste und wahrscheinlich immer noch wirkungsvollste Behandlungsmethode, um erschöpfte Nebennieren wiederaufzubauen. Die Präparate aus Zellextrakten waren in der Vergangenheit stark verbreitet und werden noch heute in modernen Kliniken eingesetzt. Ihre Anwendung gilt als der wichtigste Aspekt der Behandlung. Der erste nachweisliche Einsatz von Nebennieren-Extrakten geschah im Jahr 1898, als Sir William Osler einem Patienten mit der Addison-Krankheit eine Zubereitung roher Nebennieren verabreichte. Seit 1918, als sie auf den Markt gebracht worden waren, sind Nebennieren-Zellextrakte eine wertvolle und wirkungsvolle Form der Therapie, die von tausenden Ärzten bei der Behandlung einer Hypoadrenie eingesetzt wurde.
    Erste Bekanntheit erreichten sie in den USA während der Grippe-Epidemie von 1918. Infektionen der Atemwege machen den Nebennieren besonders zu schaffen und erschöpfen sie schnell. Dieser Effekt wurde von B. Lucke und seinen Kollegen schon Anfang des 20. Jahrhunderts nachgewiesen, als er herausfand, dass bei 103 von 126 Grippetodesfällen, bei denen eine Autopsie gemacht wurde, eine Nebennieren-Insuffizienz vorlag. In drei weiteren Fällen fand er sogar adrenale Blutungen und Vergrößerungen der Nebennierenrinde bis auf das Doppelte ihres Umfangs. Dies bedeutet, dass bei 106 von 126 Patienten, die an der Grippe starben, die Nebennieren durch die Infektion zerstört worden waren. Die Nebennieren wurden dabei nicht per se infiziert, sondern ihr verzweifeltes Bemühen, den Körper im Gleichgewicht zu halten, führte zu einer solchen Erschöpfung, dass sie bei der Autopsie physisch nachweisbar wurde (Lucke 1919).
    Während diese Epidemie bei einem Großteil der Bevölkerung an den Kräften zehrte und weltweit Zehntausende tötete, gab man ein paar hundert Erkrankten ein Präparat aus flüssigem Nebennierenrindenextrakt in Kombination mit einer geringen Menge Schilddrüsen- und Geschlechtsdrüsenextrakt. Es hatte sich herausgestellt, dass diese Mischung sehr wirkungsvoll zur Überwindung von Erschöpfungszuständen eingesetzt werden konnte. Sie reduzierte auch die ernsten Folgeerscheinungen, die normalerweise nach dieser besonderen Grippeinfektion auftraten. Die positiven Ergebnisse, die mit dem Nebennieren-Zellextrakt erzielt wurden, lenkten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf seinen praktischen Nutzen. Die schnelle und problemlose Genesung, die sich bei den Probanden einstellte, denen der Extrakt verabreicht wurde, stand im starken Kontrast zu der langen Erholungsphase, die normalerweise bei dieser Grippe-Epidemie beobachtet wurde. Die Behandlungserfolge zeigten vielen Ärzten, dass es möglich war, auch leichtere Formen von Hypoadrenie zu heilen.
    Schon 1919 wusste man also, dass Hormonstörungen im Frühstadium, besonders die Nebennieren-Insuffizienz, weitverbreitet sind und eher auf eine Behandlung anschlagen als extreme Hormonstörungen wie die Addison-Krankheit.
    Mitte der 1930er Jahre wurden Nebennieren-Zellextrakte in flüssiger und fester Form von mehreren Unternehmen hergestellt. Am Ende der Dekade wurden Sie von Zehntausenden von Ärzten verschrieben. (Noch im Jahr 1968 wurden sie von führenden Pharmaunternehmen produziert, unter anderem von Upjohn und Eli Lilly.)
    Anfang der 1950er Jahre kam dann das synthetische Cortisol auf den Markt. Es schien am Anfang in seiner Wirkung den Nebennieren-Extrakten haushoch überlegen zu sein, und daher wechselten viele Ärzte zum synthetischen Cortisol und zu seinen Derivaten, um die Beschwerden zu behandeln, bei denen sie früher Nebennieren-Zellextrakte

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