Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

regulieren. Bei einer Einnahme von Cortisol kommt es anfangs zwar zu einer starken Linderung der Symptome, aber diese vorübergehende Verbesserung wird mit einem hohen Preis erkauft.
    Obgleich Corticosteroide Ersatzhormone sind, die das natürliche Hormon (Cortisol) nachahmen, ist ihre konkrete Wirkungsweise anders, da sie nicht identisch mit diesen sind. Auf der einen Seite sind synthetische Corticosteroide siebzehnmal stärker als die natürliche Form von Cortisol. Wenn man mehr davon einnimmt, als der Körper braucht (also mehr als 20 Milligramm am Tag) – und der Arzt verschreibt oft eine größere Menge –, haben sie weitreichende Nebenwirkungen. Selbst wenn man Corticosteroide nur ein paar Tage eingenommen hat, braucht es bis zu einer oder sogar mehreren Wochen, bis die Nebennieren wieder normal arbeiten. Werden die Ersatzhormone über eine lange Zeitspanne hinweg genommen, benötigen die Nebennieren zwischen mehreren Monaten bis zu zwei Jahren, um wieder ihr eigenes Cortisol herstellen zu können. In manchen Fällen erholen sie sich nie.
    Deshalb ist es so schwierig, die Einnahme von Corticosteroiden zu stoppen, wenn man sie schon längere Zeit zu sich nimmt. Man befindet sich in einem Teufelskreis, denn wenn man sie nicht mehr nimmt, werden die Symptome schlimmer als jemals zuvor, weil die Nebennierenaktivität unterdrückt ist. Also nimmt man sie weiter, aber je länger man sie einsetzt, desto schwieriger ist es für die Nebennieren, jemals wieder normal zu arbeiten.
    Da Corticosteroide die Symptome der Nebennieren-Insuffizienz überdecken und – im Übermaß eingenommen – die Immunfunktion schwächen, gibt es für denjenigen, der sie nimmt, ein größeres Risiko für Stress und Infektionen. Eine solche Behandlungsweise kann gefährlicher sein als die Krankheit, die sie heilen soll. Corticosteroide lindern die Symptome am Anfang sehr stark, aber selbst wenn sie in ihrer natürlichen Form und in einer vernünftigen Dosierung eingenommen werden, schwächen sie die Nebennieren, statt sie zu stärken. Außerdem ist die Liste der Nebenwirkungen ernüchternd. Sie reichen von Hautausschlag bis hin zum plötzlichen Tod.
    Wenn eine Behandlung mit Corticosteroiden notwendig sein sollte, lassen Sie sich am besten die natürliche Form von Cortisol mit dem Namen »Hydrocortison« verschreiben. Dieses natürliche Hormon senkt zwar ebenfalls die Produktion der Nebennieren oder stellt sie sogar ganz ein, aber es ist zumindest im Akutfall eine Behandlungsmöglichkeit von schwerer Nebennieren-Insuffizienz. Wenn es in einer geeigneten Dosierung von ungefähr 20 Milligramm pro Tag verabreicht wird, um die Ausschüttung von Cortisol anzuregen, können sich die Nebennieren eine Zeit lang ausruhen und genug Kraft sammeln, um sich wieder zu erholen. Dieser Vorgang wird im nächsten Kapitel beschrieben.
    Fallbeispiele
    »Ich bin 47 Jahre alt. Als ich drei Jahre alt war, wurde bei mir Asthma festgestellt. Ich nahm die ersten zwanzig Jahre meines Lebens ständig Prednison (im Alter von elf und zwölf Jahren war ich zwei Jahre lang abhängig von diesem Hormon, weil meine Nebennieren die Produktion eingestellt hatten), bekam wöchentlich meine Allergiespritze, schluckte immer wieder Antibiotika wegen häufiger Infekte der Atemwege (angeblich) und die ganzen Medikamente gegen Asthma noch dazu (Theophyllin, Isuprel zum Inhalieren und andere). Ich erhielt auch mehrfach Adrenalin-Injektionen, wenn ich mal wieder in der Notaufnahme gelandet war und ein paar Tage im Krankenhaus verbringen musste …
    Meine Gesundheit verbesserte sich langsam, aber sicher. Das größte Problem stellt gegenwärtig meine ständige Müdigkeit dar: Ich bin häufig erschöpft und nicht mehr fähig, mein geschäftiges Leben zu bewältigen. (Oh, und ich bin süchtig nach meiner Tasse starken Kaffees, aber ich rede mir ein, dass es nicht so schlimm ist, denn ich trinke ja Bio-Kaffee …)
    Im Moment ist es wichtig, dass ich Zellextrakte zur Unterstützung meiner Nebennieren nehme. Ich habe das Gefühl, am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein. Das Einzige, was jetzt helfen würde, wäre ein Jahr allein in den Tropen, wo es warm ist und ich mich ausschlafen kann. Natürlich muss ich auch etwas für meine Nebennieren tun.«
    Elaine war ein strahlendes junges Highschoolmädchen, das in den Sport vernarrt war und sich gern mit anderen maß. Während eines Basketballspiels wurde sie gegen eine Wand geschleudert. Das Ereignis hatte für sie physische und emotionale