Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz
obwohl der ACTH-Spiegel noch hoch ist und der Bedarf nach mehr Aldosteron weiterhin besteht. Die Produktion wird so lange verringert, bis die Zellen der Zona glomerulosa wieder für ACTH empfänglich werden. In der Zwischenzeit führt der abgesunkene Aldosteronspiegel zu vielen Symptomen, die mit der Nebennieren-Insuffizienz verbunden sind.
Aldosteron ist dafür verantwortlich, eine bestimmte Flüssigkeitsmenge (Wasser) und die Konzentration bestimmter Mineralien (Natrium, Kalium, Magnesium und Chlor) im Blut, im Bereich zwischen den Zellen und innerhalb der Zelle aufrechtzuerhalten (siehe die Abbildung »Auswirkungen eines verringerten Aldosteronspiegels«). Im Zusammenspiel mit anderen Hormonen, wie dem antidiuretischen Hormon (ADH) der Hypophyse und den Hormonen Renin und Angiotensin I und II der Nieren, sorgt Aldosteron für ein Flüssigkeitsgleichgewicht und die richtige Salzkonzentration, die ungefähr der des Meerwassers entspricht. Im Blut und in der interzellulären Flüssigkeit ist Natrium von den vier oben erwähnten Mineralien am meisten vorhanden. In den Zellen kommt Kalium in der höchsten Konzentration vor. Diese Mineralien werden auch »Elektrolyte« genannt, weil sie winzige elektrische Ladungen tragen. Diese Elektrolyte sind für eine gesunde Zellfunktion und die richtigen Flüssigkeitseigenschaften äußerst wichtig und müssen deshalb in einem konstanten Verhältnis zueinander und zu den anderen Körperflüssigkeiten stehen. Schon geringfügige Abweichungen von diesem Verhältnis oder von der Konzentration in den Körperflüssigkeiten verändern die Flüssigkeitseigenschaften, die Durchlässigkeit der Zellmembran und die biochemischen Reaktionen in der Zelle. Die meisten physiologischen Reaktionen im Körper hängen also bis zu einem gewissen Grad von den Fließeigenschaften oder der Konzentration der Elektrolyten ab.
Auswirkungen eines verringerten Aldosteronspiegels
Aldosteron sorgt in einer Stresssituation für das richtige Zusammenspiel dieser Abläufe, weil es einen Einfluss auf die Konzentration von Natrium im Wasser hat. Obgleich das Wechselspiel sehr komplex ist, kann man den übergreifenden Prozess leicht verstehen, wenn man seine Aufmerksamkeit auf die Wechselwirkung von Natrium und Aldosteron lenkt. Sobald die Konzentration von Aldosteron zunimmt, nimmt auch die Konzentration von Natrium im Blut und in der interzellulären Flüssigkeit zu. Wo auch immer die Natriummenge abnimmt, nimmt auch die Wassermenge ab.
Das Verlangen nach Salz ist also eine direkte Folge eines Mangels an Aldosteron. Wie oben dargelegt wurde, werden Natrium, Kalium und die Flüssigkeitsmenge im Körper vom Aldosteron kontrolliert. Wenn die Ausschüttung von Aldosteron normal ist, dann sind auch die Konzentrationen von Natrium und Kalium und die Flüssigkeitsmenge normal. Wenn der Aldosteronspiegel hoch ist, dann ist auch die Natriumkonzentration in den Körperflüssigkeiten hoch.
Nimmt das im Blut zirkulierende Aldosteron jedoch ab, wird auch das Natrium der Blutbahn entzogen, während es durch die Nieren strömt und mit dem Urin ausgeschieden wird. Wenn Natrium ausgeschieden wird, wird auch Wasser ausgeschieden. Anfangs führt das im Körper zum Verlust einer gewissen Flüssigkeitsmenge, was aber nicht weiter schlimm ist, es sei denn, die Situation verschärft sich. Sobald der Natriumspiegel unter 50 Prozent seiner ursprünglichen Konzentration fällt, hat selbst ein kleiner Verlust von Natrium oder eine natriumarme Ernährung ernste Konsequenzen. Geringfügige Fluktuationen im Natriumgehalt des Bluts haben große Auswirkungen auf die Blutmenge, wenn die Natriummenge schon so stark gefallen ist.
Wenn der Nachschub an Natrium im Blut nicht dadurch gesichert wird, dass wir salzhaltige Nahrungsmittel zu uns nehmen, diffundiert das Natrium mitsamt dem Wasser aus der interzellulären Flüssigkeit ins Blut, um dafür zu sorgen, dass der Natriumgehalt im Blut und die Wassermenge nicht zu stark absinken. Wird auf diese Weise zu viel Natrium oder Flüssigkeit aus der interzellulären Flüssigkeit abgezogen, wandern kleine Mengen an Natrium aus den Zellen in die interzelluläre Flüssigkeit. Die einzelne Zelle hat keine großen Natriumreserven, weil sie das Verhältnis 15 zu 1 von Kalium zu Natrium aufrechterhalten muss. Während das Natrium aus der Zelle diffundiert, folgt ihm das Wasser.
Dieser Vorgang führt dazu, dass sich die Zelle nicht nur in einem dehydrierten Zustand befindet, sondern auch noch einen
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