Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz
Natrium.
Aber selbst wenn die Nebennieren nicht mehr normal arbeiten, funktioniert der Körper immer noch mit einer erstaunlichen Weisheit. Unsere Gesellschaft, unsere mangelnde Anpassung an den Stress des modernen Lebens und unsere unzulängliche Urteilskraft müssen sich verändern. Wir sind vielleicht nicht in der Lage, die Gesellschaft als Ganzes zu verändern, aber wir können lernen, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen und mit Stress besser umzugehen.
Kapitel 23 Die unterschiedlichen Stadien der Nebennieren-Insuffizienz
Stress kann töten. Wie können wir lernen, mit Stress fertig zu werden und gesund zu bleiben? Um die Frage zu beantworten, sollten wir uns zuerst noch einmal anschauen, wie Stress entsteht und welche Rolle die Nebennierenrinde und die Hormonproduktion dabei spielen. Stress kann definiert werden als ein bestimmtes Muster physiologischer Anpassungen, die der Körper in Reaktion auf seine Umwelt (einschließlich der emotionalen Einflüsse) vornimmt. Dieses Muster hat drei Phasen: Schock, Widerstand und Erschöpfung. Sie laufen noch immer in der gleichen Weise ab wie beim Menschen der Frühzeit, auch wenn unsere Stressauslöser mittlerweile ganz anderer Natur sind. Auf diesem Gebiet hat unsere physische Evolution nicht mit unserer sozialen Revolution Schritt gehalten. Das heißt, unser Körper erzeugt die gleiche urtümliche Reaktion auf einen Verkehrsstau auf dem Weg zur Arbeit wie der des frühen Menschen im Angesicht einer stampfenden Büffelherde. Der Cortisolspiegel schnellt in die Höhe, damit mehr Energie produziert werden kann, um eine größere körperliche Anstrengung zu bewältigen.
In grauer Vorzeit wurde nicht mehr benötigt, um mit der Gefahrensituation fertig zu werden, aber in einem Verkehrsstau gibt es keinen gestiegenen körperlichen Energiebedarf, sodass die überschüssige Energie sich stattdessen in Wut und andere Emotionen verwandelt. Wenn der wütende Chef vor einem steht, reagiert der Körper genauso, als wäre er mit einem zähnefletschenden Tiger konfrontiert – er bereitet sich physiologisch auf den Kampf oder auf die Flucht vor. Leider sind diese beiden Verhaltensweisen für ein zivilisiertes beziehungsweise karriereorientiertes Büroleben ungeeignet, sodass Stress nicht angemessen abgebaut wird. Und dies ist auch der Hauptgrund für die vielen Gesundheitsprobleme, die der moderne Stress auslöst. Wenn wir das erkennen, verstehen wir besser, warum unser Körper so auf Stress reagiert und wie wir die schädlichen Auswirkungen verhindern können.
Die Alarmreaktion: Kampf oder Flucht
Die ursprüngliche Reaktion auf die Bedrohung durch einen Tiger oder durch Ihren Chef ist die Alarmreaktion, in der wir entscheiden, ob wir besser kämpfen oder fliehen. Dies ist die Antwort des Körpers auf eine Herausforderung oder Gefahr. Sie besteht in einer komplexen Kettenreaktion von körperlichen und biochemischen Veränderungen, die durch das Zusammenspiel von Gehirn, Nervensystem und einer Vielzahl unterschiedlicher Hormone verursacht werden. Unser Körper ist auf einmal hellwach und schüttet Stresshormone (zum Beispiel Adrenalin) in die Blutbahn aus, wodurch Blutdruck, Herzschlag, Sauerstoffaufnahme und Blutversorgung der Muskeln ansteigen. Schritt für Schritt geschieht in einer Stresssituation also Folgendes:
● Ihr Chef (der Tiger) löst im Hypothalamus ein unmittelbares »Alarmzeichen« aus. Der Hypothalamus ist eine Ansammlung hochspezialisierter Zellen an der Gehirnbasis in der Mitte des Kopfes und verantwortlich für die automatischen Körperreaktionen. Er ist Teil des limbischen Systems, eines urtümlichen Gehirnteils, der unser unbewusstes, instinktives Verhalten steuert und für Überleben und Reproduktion sorgt.
● Der Hypothalamus signalisiert der Hypophyse, das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) auszuschütten.
● ACTH weist die Nebennieren an, Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol und andere Stresshormone freizusetzen. Diese Hormone mobilisieren unverzüglich die Ressourcen des Körpers, die sofort in physische Aktivität umgesetzt werden.
● Die Atmung wird schneller und flacher, um Herz, Gehirn und Muskeln mit dem nötigen Sauerstoff zu versorgen; das Blut wird aus dem Magen-Darm-Trakt in die Bereiche abgezogen, in denen ein erhöhter Bedarf signalisiert worden war.
● Der Cortisolspiegel steigt und wandelt gespeichertes Glykogen in Blutzucker um, sodass den Zellen mehr Energie zur Verfügung steht, um mit der Stresssituation fertig zu
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