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Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Titel: Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James L. Wilson
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Infektionen abwehren können. Dr. Hans Selye und Forscher nach ihm reproduzierten den Ablauf der Stressreaktion im Tierversuch immer wieder, bis bei den Versuchstieren, die diesem ständigen Stress ausgesetzt waren, die Nebennierenrinde blutete, die Thymusdrüse (die wichtigste Drüse für das Immunsystem) verkümmerte und der gesamte Körper biochemisch funktionsunfähig war. Die Nebennieren waren in den zahllosen Experimenten die ausschlaggebenden Drüsen, in denen die Reaktion auf Stress erforscht wurde.
    Wenn der Erregungszustand anhält, produziert die Nebennierenrinde fleißig weiter Cortisol. Cortisol ist ein starkes entzündungshemmend wirkendes Hormon, das in geringen Mengen die Reparatur des Zellgewebes beschleunigt, aber in größeren Mengen die Immunabwehr schwächt. Eine lang anhaltende Widerstandsreaktion erhöht das Risiko, ernsthaft krank zu werden (einschließlich hoher Blutdruck, Diabetes und Krebs), weil die einzelne Zelle überstimuliert wird, wenn der Cortisolspiegel kontinuierlich höher als normal ist, was schließlich dazu führt, dass Lebensfunktionen der Zelle zusammenbrechen. Unser Körper versucht sich unter zunehmender Anspannung und zunehmendem Druck an die Situation anzupassen. Wenn diese Phase jedoch zu lange andauert, werden die Körpersysteme geschwächt und treten in die letzte Stufe der Reaktion auf Stress ein, die Erschöpfungsphase. Die Widerstandsphase kann noch jahrelang andauern. Aber da jeder Mensch eine andere Physiologie hat und andere Erfahrungen im Leben macht, ist es unvorhersehbar, wie lange jemand in der Widerstandsphase verharrt.
    Die Erschöpfungsphase
    In der Erschöpfungsphase kann es zu einem Kollaps bestimmter Organe oder Systeme, aber auch zum totalen Zusammenbruch der Körperfunktionen kommen. Zwei Hauptursachen für den Erschöpfungszustand sind der Verlust von Natrium-Ionen (zu wenig Aldosteron) und der Rückgang der adrenalen Glucocorticoide wie zum Beispiel Cortisol. In der Widerstandsphase ist nicht nur der Cortisol-, sondern auch der Aldosteronspiegel erhöht, weil beide Hormone in der normalen Reaktion auf Stress vermehrt ausgeschüttet werden. Dies führt dazu, dass der Natriumgehalt im Blut hoch und der Kaliumgehalt niedrig ist, weil Kalium bei einem hohen Cortisol-Aldosteron-Spiegel durch den Urin ausgeschieden wird. Die Erschöpfungsphase kann jedoch so schnell eintreten, dass die Elektrolyten Natrium und Kalium plötzlich sozusagen im Regen stehen. In dieser Phase werden geringere Mengen an Cortisol und Aldosteron ausgeschüttet, wodurch die Neubildung von Glukose abnimmt und es schnell zu einer Unterzuckerung, zu Natriumverlust und einer Speicherung von Kalium kommt (dieser Prozess wurde in Kapitel 22 über Aldosteron unter der Überschrift »Nebennierenschwäche und das Verlangen nach Salz« beschrieben). Die Körperzellen funktionieren in dieser Situation weniger effektiv, da sie stark von einer ausreichenden Glukosemenge im Blut und dem richtigen Verhältnis von Natrium und Kalium abhängig sind. Als Folge wird der Körper immer schwächer. Dies bedeutet, dass es dem Organismus während der Erschöpfungsphase an genau den Stoffen mangelt, die er braucht, um seine Funktionen zu erfüllen und uns ein angenehmes Gefühl zu geben.
    Wenn die adrenalen Corticosteroide nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, fällt der Blutzuckerspiegel, weil der niedrige Cortisolspiegel die Neubildung von Glukose verringert. Unser Körper ist daraufhin nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Blutzucker aus gespeicherten Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten zu produzieren, wodurch wir von der Nahrungsaufnahme abhängig werden. Gleichzeitig ist der Insulinspiegel immer noch hoch. Die Kombination aus niedrigem Cortisol- und hohem Insulinspiegel führt zu einer verringerten Glukoseproduktion und einer beschleunigten Glukoseaufnahme durch die Zellen. Es kommt zu einer Unterzuckerung, weil die Körperzellen nicht die Menge an Glukose und anderen Nährstoffen erhalten, die sie benötigen. Wenn keine Energie zur Verfügung steht, verlangsamen sich alle Zellprozesse, die von einer Energiezufuhr abhängig sind. Zusammen mit dem elektrolytischen Ungleichgewicht bewirkt der Energiemangel eine akute Krise der Zelle. Wenn es wieder genug Energie und Elektrolyten gibt und der Zellstress abnimmt, muss die beschädigte Zelle repariert oder ersetzt werden. Die Reaktivierung normaler Zellfunktionen erfordert mehrere Energie verzehrende Schritte, was dazu führt, dass

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