Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

und anderen Unterstützungsmaßnahmen, einschließlich psychologischer Hilfe, erholte sich Mrs Ollert immer mehr. Nichts konnte den Verlust ihres Sohnes rückgängig oder das traumatische Ereignis seines plötzlichen Tods ungeschehen machen, aber mit genügend Zeit und Unterstützung durch andere überwand sie schließlich ihren Schockzustand und ihren Kummer, sodass sie allmählich wieder in der Lage war, ein normales Leben zu führen. Sie achtete vor allem auch darauf, unnötigen Stress zu vermeiden und sich regelmäßig zu entspannen.
    Dieses Beispiel zeigt, wie ein traumatischer Schock – auch mit Verzögerung – dazu führen kann, dass die Nebennieren ihre Funktion fast gänzlich einstellen. In diesem zweiten Krankheitsbild überfordert ein intensiver Stressauslöser eine bereits schwache oder angespannte Nebennierenfunktion und führt zu einer bedrohlichen Reduzierung der Hormonproduktion. Es kann viele Monate oder sogar Jahre dauern, bis man sich von solch einem Schlag erholt. Ohne eine geeignete Behandlung arbeiten die Nebennieren bei vielen Menschen allerdings nie wieder so wie früher.

    Reaktionsmuster Nr. 3: Eine unvollständige Genesungführt immer wieder zur phasenweise auftretenden Nebennieren-Insuffizienz
    Ein drittes, ebenfalls recht weit verbreitetes Erscheinungsbild der Nebennierenschwäche besteht darin, dass man im Lauf der Zeit eine Vielzahl von stressigen Ereignissen erlebt, durch welche die Nebennieren ständig überstimuliert werden, bis sie an einem bestimmten Punkt erschöpft sind und sich nicht mehr erholen. Nach einer anfänglichen Alarmreaktion oder Schockphase durchlaufen Menschen mit diesem Reaktionsmuster wiederholt die Zyklen von Widerstand und Erschöpfung, aber jedes Mal kehren sie zur Widerstandsphase mit normalem Cortisolspiegel zurück. Wer an diesem Krankheitsbild leidet, kann sich mehrere Jahre lang in der Widerstandsphase befinden, bis er durch einen starken Stressauslöser oder eine Reihe von Stressfaktoren überwältigt wird. Danach gibt es dann in der Regel eine längere Erholungsperiode, die den Betroffenen wieder auf das höhere Energieniveau der Widerstandsphase anhebt. Je größer der Stress gewesen ist, desto länger dauert in der Regel die Erholung. Bei vielen Patienten, die oft im mittleren Alter sind, gibt es einen starken Stressauslöser, der die Folge hat, dass sie nicht zu einem hohen Cortisolspiegel zurückkehren, sondern auf dem niedrigen Cortisolwert bleiben, der die Nebennieren-Insuffizienz kennzeichnet. Dieser Zustand ist im Reaktionsmuster Nr. 3 abgebildet.

    Reaktionsmuster Nr. 3

    Menschen, deren Gesundheitszustand diesem Muster folgt, haben relativ starke Nebennieren, sind aber unfähig oder unwillig, ihr Leben so zu verändern, dass sie nicht immer wieder in Stresssituationen geraten. Im Laufe der Zeit hinterlässt das Leben seine Spuren, sodass sie immer weniger ein Stressniveau aushalten, mit dem sie früher spielend fertig geworden sind. Es kann sich dabei um sehr willensstarke Individuen handeln, die sich einfach nicht verändern wollen – oder die es nicht verhindern können, dass sie immer wieder in unglückliche Lebensumstände geraten. Es ist möglich, dass sie vollständig genesen, wenn sie Problembereiche in ihrem Leben ändern und den Ratschlägen folgen, die ich in diesem Buch gebe.
    Perry war ein talentierter und ambitionierter Arzt, der sich in der Physiologie und Pathologie viel besser auskannte als seine Kollegen. Er war so veranlagt, dass er immer die großen Zusammenhänge verstehen musste, und gab erst dann Ruhe, bis er alles durchschaut hatte. Nachdem er die Praxis eines Arztes übernommen hatte, der in den Ruhestand gewechselt war, fand Perry heraus, dass er durch fortschrittliche Ernährungsmethoden den grassierenden Alkoholismus in seiner Gemeinde eindämmen konnte. Doch wenn er anderen Ärzten mitzuteilen versuchte, dass Injektionen von Vitamin B und Vitamin C bei seinen Patienten dazu führten, dass sie weniger zur Flasche griffen, war niemand an seinen Erfahrungen interessiert, und er wurde als Eigenbrötler abgestempelt.
    Schließlich starb einer der schwerkranken Patienten unter seiner Obhut. Das Medical Board nahm dies als Anlass, ihn wegen seiner fortschrittlichen Behandlungsmethoden zu bestrafen. Durch ein korruptes Gericht wurde er für schuldig befunden, einen Kunstfehler begangen zu haben, worauf ihm die Approbation auf Lebenszeit entzogen wurde. Der einzige Kollege, dem sonst noch die Approbation auf Lebenszeit