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Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz

Titel: Grundlos erschoepft - Nebennieren-Insuffizienz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James L. Wilson
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Funktion der Nebennieren extrem niedrig und beim Cushing-Syndrom extrem hoch. Die anderen 95 Prozent stehen für die enorme Variationsbreite der Nebennierenfunktion, die von den Laborcomputern in der Regel nicht erfasst und von den Ärzten übersehen wird, weil die Werte nicht in die Kategorie »krank« fallen. Automatisch werden die Werte, die in diese große Kategorie fallen (95 Prozent aller Fälle), als »normal« betrachtet. Wenn die Laborwerte auf Statistik beruhen und nicht auf körperlichen Anzeichen und Symptomen, kommt zum Schluss dabei heraus, dass viele Menschen mit einer leichten bis mittelschweren Hypoadrenie niemals richtig diagnostiziert werden, denn im Test erscheinen ihre Werte als »normal«. Zusätzlich wirkt sich negativ aus, dass die Standards von Labor zu Labor unterschiedlich sein können, sodass es nicht immer möglich ist, ihre Ergebnisse miteinander zu vergleichen.
    Sogenannte »normale« Laborwerte für Cortisol ohne die Extremwerte im oberen und unteren Bereich

    Die standardisierten Labortests berücksichtigen auch nicht den wichtigen Faktor der individuellen Körperchemie. Das Testergebnis einer Person kann sich erheblich von dem einer anderen unterscheiden, und dennoch gelten beide Ergebnisse als normal.

    Abweichung der »normalen« Testwerte zwischen einzelnen Personen

    Diese individuelle Variationsbreite wird bei der Auswertung von Laborwerten nicht berücksichtigt, denn man ist entweder innerhalb oder außerhalb des normalen Bereichs. Das bedeutet, dass ein Testergebnis nur die Hälfte des normalen Werts betragen kann und dennoch als »normal« gilt, weil es weiterhin in diesen Bereich fällt. Wenn Ihre Hormonproduktion zur Hälfte reduziert ist, hat das mit Sicherheit biochemische Auswirkungen auf Ihren Körper, aber in einen Standard-Labortest würde dies niemals als ernste Abweichung auffallen. Diese Sorge wird in einem der wichtigsten Lehrbücher der Medizin mit dem Titel Harrison’s Principles of Internal Medicine ausgedrückt: »Die meisten Hormone haben in der normalen Population eine große Bandbreite. Die Hormonmenge kann daher beim Einzelnen halb so groß oder doppelt so groß (und daher für diese Person sehr anormal) sein und dennoch im sogenannten normalen Bereich liegen« (Fauci 1998).
    Individuelle Abweichung der Cortisolwerte im Blut

    Ideal wäre es, wenn ein Arzt die gesunden Laborwerte für jeden seiner Patienten hätte; wenn diese also erhoben worden wären, als die Patienten gesund waren und es ihnen rundum gutging. Auf diese Weise könnten die ursprünglichen Testergebnisse dann mit denen verglichen werden, die erstellt werden, wenn der Patient bestimmte Symptome entwickelt und seine Gesundheit allgemein nachlässt. Der Unterschied ließe sich auch zahlenmäßig darstellen, doch so könnte der Arzt wesentlich zuverlässiger beurteilen, ob die Nebennierenfunktion seines Patienten innerhalb des für ihn normalen Bereichs liegt oder nicht. Vielleicht werden Ärzte, denen die Gesundheit ihrer Patienten wirklich am Herzen liegt, genau so vorgehen.
    Ein weiterer problematischer Punkt ist die Art und Weise, wie Laborergebnisse kommuniziert werden. Die Werte werden fein säuberlich abgegrenzt, ob sie in den normalen Bereich fallen oder nicht. Die meisten Ärzte haben sich angewöhnt, sich nur die Werte anzuschauen, die außerhalb des normalen Bereichs liegen, denn diese sind im Testbericht klar markiert. Wenn Marsha also in einem Labortest, in dem der normale Bereich von 2 bis 2,5 reicht, einen Wert von 2 hätte, würde dieser als normal gelten. Hätte sie aber einen Wert von 1,9, wäre ihr Ergebnis zu niedrig, und der Computerausdruck wäre an dieser Stelle besonders gekennzeichnet. Im ersten Fall würde der Arzt ihre Werte als normal betrachten und ihr nur dies mitteilen, wobei er den tatsächlichen Wert außer Acht lässt. Betrüge ihr Wert jedoch 1,9, würde der Arzt schlussfolgern, dass etwas mit Marsha nicht stimmte, und dementsprechend handeln. Im Kopf des Arztes ist sie bei 2 »gesund« und bei 1,9 »krank«. In vielen Fällen umfasst die irreführende Darstellung der Laborwerte mehr als nur den Unterschied zwischen zwei Zahlen. Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass Laborergebnisse lediglich Hinweise sind und dass die tatsächlichen Werte, auch wenn sie in den normalen Bereich fallen, mehr nützliche Informationen enthalten als die Aussage »normal/nicht normal«. Ich empfehle Ihnen, sich Kopien der Laborergebnisse geben zu lassen, sodass Sie die

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