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Grundwache

Grundwache

Titel: Grundwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurent Bach
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Freund an. Mitleid regte sich in ihm. Er hätte gern tief eingeatmet, so wie in den Sternennächten an Deck, doch er schnaufte nur kurz ein und aus, bevor er seine Hand nach Vitalis ausstreckte.
    „Komm her“, sagte er versöhnlich. Vitali watete zu ihm, sie umklammerten sich. Alexejs Gedanken waren klar und schienen innerlich zu leuchten. Es gab keinen Raum mehr für Rache oder Groll. Sie hatten den Raum, um zu sterben und das wollte Alexej so gut wie möglich erledigen, falls man das überhaupt konnte. Vitali hatte sich verführen lassen vom Ruhm eines erfolgreichen Terroristen. Alexej hatte sich vom Ruhm der Flotte verführen lassen. Jeder hat etwas, das ihn verführt und gleichzeitig zugrunde richtet. Was jedoch Kolja antrieb in seinem Hass auf Schwule, konnte Alexej nicht erkennen.
    Das Wasser war inzwischen so weit gestiegen, dass sich ihre Füße fast von allein vom Boden hoben und sie an der Oberfläche trieben. Vitalis Lippen waren blau, doch Alexej wusste, dass er ähnlich aussah.
    „Mir ist so kalt“, sagte Vitali und presste sich gegen ihn. Ihre Füße fanden gemeinsam Halt auf einer Absperrung, sodass sie nun endgültig den Boden verließen und in den letzten Winkel trieben, der ihnen noch Luft zum Atmen bot. Luft konnte man es nicht mehr nennen. Es konnte sich nur noch um eine halbe Stunde handeln, bevor sie ersticken würden. Immer kürzer wurden das Ein- und Ausatmen, immer schwerer. Kolja würde bald in ihre Luftblase nachfolgen, er schmollte noch an seinem Schott, doch auch er hatte bereits zwei Fuß Wasser unter den Füßen.
    Alexej drückte Vitalis Kopf an den seinen. Kurz küssten sie sich, dann schmiegten sie ihre Wangen aneinander und lehnten sich aneinander.
    „Sei mir nicht böse“, raunte Vitali. Der Husten schüttelte ihn. Alexej strich mit der nassen Hand über seinen stoppeligen Kopf und schaute in die Augen, die ihr Strahlen verloren hatten.
    „Du verrückter Mörder. Du bist wirklich ein Idiot. Ich weiß gar nicht, warum ich dich noch tröste.“
    „Aber -“, wollte Vitali ansetzen, doch Alexej verschloss seinen Mund mit einem Kuss. Auch wenn sich sein Freund als kalter Terrorist entpuppt hatte - er wollte nicht allein sterben. Die Sehnsucht nach Nähe und Wärme trieb ihn dazu, Vitalis Handeln auszublenden. Er konnte ihm nicht vergeben. All die toten Kameraden, mit denen er gestern noch gesprochen und gearbeitet hatte. Aber er konnte es verdrängen. Es war nicht mehr wichtig. Ein letztes Mal spürten sie ihre Zungen, die bereits kalt und ein wenig steif einige Zeit brauchten, bis sie sich geschmeidig umeinander schlangen. Dann ließen sie voneinander ab.
    „Tu mir einen letzten Gefallen“, bat Vitali.
    „Was denn?“
    „Kolja hatte Recht, vorhin. Ich wollte sterben. Ich will es schnell haben. Weiß du, ich war immer schon ungeduldig. Und so krepieren wie Wladi, nein, das will ich nicht.“
    „Was soll ich denn tun?“
    Alexej fand mit einem Mal nichts mehr dabei, Sterbehilfe zu leisten. Vitali hatte Recht. Ein schnelles Ende. Bei Andrej und Wladimir hatte er es noch nicht begriffen, doch jetzt stand das Ende wirklich bevor. Seine Gedanken waren wirklich unglaublich klar. Er konnte plötzlich Zusammenhänge erkennen, Schlüsse ziehen, Maßnahmen ausdenken. In seinem Kopf war es warm, während sein Körper langsam starb.
    „Drück mich unter Wasser. Ich werde mich instinktiv wehren, aber du musst stärker sein als ich. Schaffst du das?“
    Ihre Augen hielten sich fest. Vitalis Blick war tatsächlich liebevoll und erwärmte Alexejs Herz. Er wollte diese Wärme immer spüren, er wollte ihn nicht festhalten und töten. Er schluckte. Vitalis Forderung war nur konsequent und er verstand sein Anliegen - schließlich war sein Freund so etwas wie ein Selbstmordattentäter, der versehentlich überlebt hatte. Doch konnte er seinen Wunsch wirklich ausführen?
    „Frag Kolja“, wich er aus.
    „Niemals!“ entgegnete Vitali mit Nachdruck und schaute sich zum Bootsmann um, dessen Lippen zitterten. Doch immer noch waren seine Augen geschlossen.
    „Ich will, dass du es tust. Du bist mein Freund.“
    „Wirklich? Du hast mich geopfert.“
    „Das konnte ich nicht ahnen.“
    „Du hättest deinen Plan aufgeben können“, sagte Alexej.
    „Ich habe mir deinetwegen viele Gedanken gemacht. Mein Herz musste hart sein, verstehst du?“
    „Nein.“
    Er verstand nicht, aber das war nun gleichgültig. Es gab kein Richtig und Falsch mehr. Nur noch den Tod und Vitali.
    „Ich mache es“, sagte

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